Der Satan ist der Ankläger (der Hassende), der diabolos der Verleumder (der Wütende).
Bezieht sich das Wort: „Laßt die Toten ihre Toten begraben“ auf das dämonische Zeitalter?
Fink, S. 146f: Das Wissen gründet im vergangenen Sehen: in der Anschauung (oida = ich weiß, Zusammenhang mit videre, Wissen).
Der Sündenfall ist der Prozeß und das Produkt des Herausfallens aus der benennenden Kraft der Sprache, ein aufklärungs- und sprachgeschichtlicher Sachverhalt zugleich. Ist nicht der Beginn der Naturerkenntnis ein aktiver, von der Menschheit insgesamt zu verantwortender Prozeß der Neutralisierung, dessen Produkt dann Natur heißt.
Zur Genesis der subjektiven Formen der Anschauung: Verändert nicht das grammatische Präsens die Beziehung der Sprache zur Zeit, ändert er nicht die Funktion und Bedeutung von Imperfekt und Perfekt, und zieht er nicht zwangsläufig die Konstituierung der anderen Tempora (Futur, Plusquamperfekt etc.) nach sich (Trennung und Konstituierung von Vergangenheit und Zukunft durch Bildung des Präsens, das dann als Form der Gleichzeitigkeit gegen die Zeit sich verselbständigt: als Raum). Imperfekt und Perfekt waren einmal Attribute des Handelns, nicht eines „objektiven“ Geschehens. Erst durch die Einführung des Präsens wurden die Tempora insgesamt zu Attributen eines subjektlosen Geschehens: sprachlicher Grund des Schicksalsbegriffs (Ursprung des Weltbegriffs). Das Imperfekt, das zuvor eine nicht abgeschlossene Handlung (d.h. Gegenwart und Zukunft) bezeichnete, ist im indogermanischen Sprachraum zum Ausdruck der Vergangenheit geworden: Subsumtion unter die Vergangenheit. Hier wird das Subjekt des Handelns enteignet, wird es zum Objekt und Zuschauer des Weltgeschehens.
Oktober 1993
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03.10.93
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02.10.93
Casus (Deklination) und Raum: Verkörperung räumlicher Metaphern,
– Nominativ: Im Angesicht,
– Akkusativ: Hinter dem Rücken,
– Genitiv und Dativ: Rechts und Links (Besitz und Schenken, Gericht und Gnade).
Wenn im Griechischen und im Deutschen die Deklination in den bestimmten Artikel mit hereingenommen wird, so ist hier die sprachliche Abstraktionsleistung begründet, die der Philosophie zugrundeliegt. Aber was bedeutet dann die Geschlechtertrennung, die Ableitung des Neutrum (im Deutschen auch des Femininum) aus dem Akkusativ, sowie im Deutschen zusätzlich die Identität des Femininum mit dem allgemeinem Plural (die, der, der, die) und bei beiden (Femininum und Plural) die Verwendung des Nominativ masculinum (der) als Genitiv und Dativ? Spiegelt sich darin die Gewalt der mathematischen Form des Raumes (die Neutralisierung des vorn und hinten beim f und n und des rechts und links beim f und pl)?
Die Materialisierung der Welt ist die Verwandlung des Wortes in einen allgemeinen Sprachbrei (Zerstörung der Kraft des Namens).
Fink, Griechische Sprache:
– S. 105: Gehört nicht die Bindung des archein (herrschen) an den Genitiv (Bindung der Herrschaft ans Eigentum) zur „Sklavenhaltergesellschaft“, während die moderne Bindung an den Akkusativ zur Lohnarbeiter-Gesellschaft, zum Kapitalismus (Verinnerlichung und Vergesellschaftung von Herrschaft durch den Weltbegriff), gehört,
– ebd.: katagelan (m. Gen.) = verspotten (auch hier Beziehung des Verspottens zum Eigentum, im Deutschen Beziehung zum Akkusativ),
– S. 125: meta (m. Gen.) = mit, ~ (m. Akk.) = nach;
para (m. Gen.) = von (her), ~ (m. Dat.) = bei,
~ (m. Akk.) = hin (zu), entlang, während, gegen.
Liegt hier nicht der Zusammenhang von Gesellschaft, grammatischer Ausdruck der Raumbeziehungen (als Herrschafts- und Eigentumsbeziehungen, die im Deutschen dann in die Prä- und Suffixe sich verlagert haben) offen zutage? Und wird nicht die Differenz zwischen dem Griechischen und dem Deutschen (dem Paradigma der modernen Sprachen) durch die Geschichte des Christentums (Stellung des Dogmas und der Orthodoxie im Aufklärungsprozeß) überhaupt erst durchsichtig und bestimmbar?
Nochmal zu archein: Ist nicht die Bindung der Herrschaft an den Besitz (Bindung des Verbs archein an den Genitiv) die Grundlage des griechischen Imperialismus. Der Eigentumsbegriff ist doppeldeutig: Die Privateigentums-Gesellschaft bedarf des Staats zur Begründung und Garantie des Eigentums, nämlich sowohl durchs Recht wie auch durch die Währungshoheit, durch die Konstituierung und Garantie des Geldwerts, die ihn in eine Eigentumsbeziehung zur Totalität rückt. Hiermit hängt es zusammen, wenn der Staat nicht selber Objekt des Rechts sein kann (selbst dem Recht nicht unterworfen ist), und wenn die Außenbeziehungen des Staates „Natur“-Beziehungen, und d.h.: wenn in diesen Beziehungen Kriege und Gewaltanwendung unvermeidbar sind: Ausländer haben in diesem Kontext Naturstatus: sie sind Barbaren, nur durch Unterwerfung zu zivilisieren. Das Gewaltmonopol des Staates ist Ausdruck seines potentiellen Besitzanspruchs an die Welt, den Kosmos. -
01.10.93
stoicheia bezichnet sowohl die Buchstaben als auch die Elemente. Kann es sein, daß die Natur zu sprechen beginnt, wenn der Bann der Natur gelöst ist? (Haben das Opfer, der Moloch und die Bindung Isaaks etwas mit dem Ursprung der Schrift zu tun? Weshalb nimmt Gott das Opfer Abels an, während er das Opfer Kains verwirft? – Was heißt Abel?)
In der Geschichte des Tempels verbinden sich
– der Ursprung der Religion (des Opfers) mit dem des Staates,
– der Ursprung der Schrift mit dem des Geldes (Tempelwirtschaft) und
– der der Astronomie mit der der Architektur.
Unser gesamter Erkenntnisapparat bleibt solange von paranoiden Strukturen durchsetzt, wie es nicht gelingt, das Rätsel der subjektiven Formen der Anschauung zu lösen.
Enthält nicht Joh 129 auch den Aktualitätsbezug der Prophetie (die Gegenwart als Grund der benennenden Kraft der Sprache); stellt dieser Aktualitätsbezug sich nicht überhaupt erst durch die Schuldreflexion her?
Zu dem Satz in der Dialektik der Aufklärung, daß die Distanz zum Objekt vermittelt sei durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt: Das aber heißt, daß in der Distanz zum Objekt die Herrschaftsgeschichte: die Geschichte der Schuldknechtschaft, der Sklaverei und der Lohnarbeit enthalten ist. Wird diese Geschichte nicht durchs Anschauen verwischt? Wer ist das Subjekt der Aufklärung?
Der Bann der Natur hängt zusammen mit dem Bann des Privaten: Wenn dieser Bann gelöst ist, werden die Geschichte von den drei Leugnungen und der Ursprung und Stellenwert der Sexualmoral in den drei „Weltreligionen“ durchsichtig und verständlich.
Wie hängen die Sexualmoral, der Begriff der Anschauung und der des Bekenntnisses zusammen?
Bezeichnet nicht das homologein etwas anderes als das, was wir heute Bekenntnis nennen, ein Begriff, der die Geschichte der Privatisierung der Religion (die Geschichte ihrer Entpolitisierung) begleitet und gegen ihre Erkenntnis abschirmt? Bezeichnet er nicht aufs genaueste die Umkehr? Das Bekenntnis des Namens ist die Nachfolge.
Der logos konstituiert sich durch die Übernahme der Sünde der Welt (hier gewinnt die Sprache ihre benennende Kraft zurück). Das aber ist im homologein mit eingeschlossen.
Die Naturwissenschaften sind undialogisch; ihr Existenzgrund sind die Köpfe der Einsamen. Sie hängen zusammen mit dem, was Levinas die Asymmetrie der dialogischen Verhältnisses genannt hat.
Wer die transzendentallogische Isolationshaft, in der wir alle gefangen sind, sprengen will, muß den Ursprung des Naturbegriffs in die kritische Reflexion mit aufnehmen.
Was haben die Engel mit der Schrift zu tun, und wie sind sie in die Astronomie hineingekommen?
Zu Crüsemann: Hat er Angst vor der kritischen Reflexion der politischen Institutionen: Es gibt in der Bibel schließlich ein Buch der Richter, dessen zentrales Thema der Ursprung des Richtens in der Geschichte der Gewalt ist? Wenn er vom Begriff des geschriebenen Rechts ausgeht, setzt er als Prämisse, was vom Ursprung her erst zu bestimmen wäre: den Zusammenhang von Recht, Gewalt und Schrift (in dem der Gesetzesbegriff sich erst bildet).
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie