Hat der Begriff der Stimmung bei Hegel (Enz. III, Zusatz zu 401, S. 107) nicht einen logischen Stellenwert, der genau dem der Verinnerlichung der Scham durch die Bekenntnislogik entspricht? Vgl. dazu Joachim Ritters Bemerkungen über die Stimmung in seinem Essay über das Lachen. Bezeichnet nicht die Stimmung das eigentlich Verdammte, das sich auf sich selbst beziehende Abgeschnittensein von der benennenden Kraft der Sprache. Nicht zufällig erinnert der Begriff der Stimmung an einen musikalischen Sachverhalt: So ließe sich die Musik als Ausbruchsversuch aus der Stummheit der Stimmung definieren (als der Versuch, ohne Angst zu leben, an dem die Stimmung verzweifelt ist, vor dem sie kapituliert hat: nur schlechte Musik versteht sich als Anpassung an die Stimmung oder gar als Erzeugung von Stimmung).
In welcher Beziehung stehen Scham (der Wunsch, im Boden zu versinken, den die Verdrängung dann glaubt erfüllen zu können) und Angst zueinander? Ist nicht die Stimmung die sich selbst übertäubende Angst (und Rock die ins Extrem getriebene Stimmungsmusik, deshalb bei Demos so beliebt)? Keine Stimmung ohne Wut.
Stimmung und Laune?
Wer die Dinge aufs Geld reduziert, leugnet das Licht und die Blumen.
Es gibt nicht nur eine hebräische Schrift, sondern die Schrift selber ist ein Hebraismus: In der griechischen Schrift wird die hebräische nur auf Links gewendet. Das war die Voraussetzung der Vokalisierung der Schrift (und der Sprache): Produkt der Verinnerlichung des Opfers (und dann der Scham), Grundlage des Weltbegriffs. Oder genauer: die Vokalisierung gründet in der Verinnerlichung des Opfers, während die Verinnerlichung der Scham (Grund und Folge der Schicksalsidee) Schrift und Sprache so umkehrt, daß Rechts und Links ununterscheidbar werden. Hier gehen ihnen die Augen auf, und sie erkennen, daß sie nackt sind: erst die Philosophie, die Erfindung des Begriffs, „öffnet die Augen“, macht das Sehen anstelle des Hörens zur Grundlage der Vernunft, die dann Rechts und Links nicht mehr unterscheiden kann.
Gehört nicht die Beziehung der pornokratischen zur pornographischen Phase der Kirchen- und Theologiegeschichte zur Ursprungsgeschichte des Herrendenkens? Ist nicht die Verwendung der Sexualmoral als Richtschnur des moralischen Urteils der Grund des Sexismus, gleichsam der patriarchalische (und d.h. ein apriorischer, transzendentallogischer) Kern der theologischen Tradition, der sich mit dem antijudaistischen aufs engste berührt.
Wenn Heidegger den Geburtsfehler der Philosophie (den Begriff des Seins) zu ihrem einzigen Inhalt gemacht hat, dann Hegel den der Theologie (den Begriff des Absoluten).
Wer über Gewalt bei Kindern und Jugendlichen redet, muß über die Verrohung der Sprache reden („Wir sagen heute nicht mehr anmutig, wir nennen das geil“). Das aber um keinen Preis denunziatorisch: Es muß hinzugefügt werden, daß diese Verrohung der Sprache eine Erfahrungsgrundlage hat, die sie geradezu erzwingt; sie ist der Versuch der Verarbeitung bestimmter Formen der Erfahrung. Haben nicht die Kinder und Jugendlichen heute große Probleme, das Erbe, das ihnen die Eltern hinterlassen (diese Welt), anzunehmen, sich darin wiederzufinden? Das In-der-Welt-Sein und die Geworfenheit entspricht einer Erfahrung der Generation Heideggers. Die jetzt heranwachsende Generation erfährt sich als von der Welt ausgeschlossen.
Aber es gibt nicht „die Welt“, zu der wir uns äußerlich verhalten (und die uns damit zugleich aus sich ausschließt), sondern die Äußerlichkeit der Welt ist etwas von uns Produziertes und von Generation zu Generation Vererbtes: sie ist ein Teil der Erbschuld, die die Welt verhext, Ausdruck der im Objektivierungsprozeß anwachsenden Macht der Vergangenheit über die Dinge (die in diesem Prozeß überhaupt erst zu Dingen geworden sind). Hier wird deutlich, daß (und weshalb) das Zentrum der Prophetie ihr Aktualitätskern ist, weshalb die Wahrheit einen Zeitkern hat.
Die Wahrheit ist nicht überzeitlich, sondern das Überzeitliche ist der Inbegriff und das Medium der Leugnung; die Geschichte der drei Leugnungen spielt sich in diesem Medium ab.
„Man gönnt sich ja sonst nichts“: Dieser Auto-Aufkleber steht in der Tradition der in der Nazizeit verbreiteten Klage, man habe nichts vom Leben gehabt. Das „man“ des ersten Satzes ist der Abkömmling des anonymisierten „Lebens“ im (früheren) zweiten Satz.
März 1994
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20.03.94
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19.03.94
Läßt sich die Unterscheidung von Rechts und Links an der Bekenntnislogik demonstrieren? Sucht die Kirche unterm Bann der Bekenntnislogik nicht Jesus zur Linken, während er doch zur Rechten des Vaters sitzt. Darauf bezieht sich das Bekenntnis des Namens, der verdrängte Wahrheitsgrund des Glaubensbekenntnisses.
Zum Problem des Ebenbilds: Gründet nicht die Unterscheidung zwischen Seinem Bild und dem Bilde Gottes im Schöpfungsbericht in der zwischen Gericht und Barmherzigkeit: zwischen Rechts und Links)?
Das Absolute ist der Rücken Gottes: der apriorische Gegenstand einer Theologie hinter dem Rücken Gottes.
Zur Beziehung der Bekenntnislogik zur Scham: War nicht die Islamisierung des Bekenntnisses mit der Durchsetzung des Zölibats verbunden (sowie mit dem Ursprung der Eucharistie-Verehrung, der Konsolidierung der Lehre vom Fegfeuer, mit der Einführung der Ohrenbeichte, insgesamt mit der Übernahme der caesarischen Tradition in Theologie und Kirche und ihrer gesellschaftlichen Entsprechung in der devotio moderna)?
Die Geschichte der drei Leugnungen ist die Geschichte der Verinnerlichung der Scham (und somit ein Teil der Geschichte der kirchlichen Sexualmoral).
Die Konsistenz der Welt geht heute zu Bruch. Es gibt keinen Begriff der Welt mehr, der noch haltbar wäre ohne Reflexion des projektiven Moments in ihm (eines realprojektiven Anteils, dem auf der Erkenntnisseite der Begriff eines objektiven realsymbolischen Anteils entspricht).
Es sind die Wasser des Thales, die am Ende als Feuer sich erweisen: Das Feuer ist das Ansich des Wassers, nicht der Luft (Typos der Beziehung der Wassertaufe zur Geisttaufe).
Zur Genesis des Neutrum (Ursprung des Weltbegriffs): Bis zur Kritik des Anthropomorphismus reicht das Streben, die Dinge von jeder Beziehung zum Subjekt zu reinigen, einen Begriff der Objektivität zu etablieren, zu dem das Subjekt nur äußerlich, ohne jede Schuldbeziehung, sich verhalten kann. Aber das im Ursprung Hinauskomplimentierte kehrt am Ende wieder: Hinter den Dingen sind keine Geheimnisse mehr, nur das Subjekt selber, das Selbst, findet sich hinter allem wieder. Dieses Geheimnis der Philosophie hat Hegel ausgeplaudert; und die Vermutung erscheint nicht unbegründet, daß eben das es war, was die Hegelsche Philosophie hat obsolet werden lassen. Nichts ist anthropomorpher als das Absolute: der Schatten, den das Subjekt auf den Namen Gottes wirft, der zur Totalität sich aufspreizende blinde Fleck, das Subjekt, das sich nur noch überall selbst im Wege steht und gegen die einzige Erkenntnis, die diesen Namen tragen darf, ohne das Recht der Dinge zu verletzen: die Gotteserkenntnis, sich verstockt. -
18.03.94
Auch das Lippenbekenntnis ist ein (projektives) Schuldbekenntnis: logisches Zentrum des Schuldverschubsystems. Im Bekenntnis (im Kontext mit seiner „gemeinschaftsbegründen“: politischen, ökonomischen und religiösen Gewalt) gewinnt das projektive Moment in der begrifflichen Erkenntnis seine gegenständliche Kraft. Erkenntnistheoretisch gründet das Bekenntnis in der Form der äußeren Anschauung: in der Form des Raumes, praktisch bildet es sich am Modell der Logik des Tauschprinzips.
Die genetische Beziehung der Trennung von Ding und Sache zur mittelalterlichen Eucharistie-Verehrung gründet in der Bekenntnislogik: Durch diese Beziehung rückt die Eucharistie (und mit ihr die Opfertheologie, eigentlich das gesamte Dogma) in den Kern des gesellschaftlichen Schuldzusammenhangs, wird sie zur Verkörperung der „Sünde der Welt“ („Denn wer ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht, wenn er den Leib nicht unterscheidet“).
Wenn das Bekenntnis der unreine Geist ist, der in die Wüste geht, welches sind dann die sieben unreinen Geister, die mit ihm zurückkehren?
Mit dem Bekenntnis (das als Produkt der Verinnerlichung der Scham sich begreifen läßt) ist die Fixierung auf die Sexualmoral mitgesetzt: So ist die Kirche in die Fundamenten des Weltbegriffs mit eingegangen und seitdem darin enthalten (und verhext auch die jüdische Tradition und den Islam, Grund des Fundamentalismus).
Das Bekenntnis als Produkt der Verinnerlichung der Scham kehrt die Richtung der Scham um; die Blöße soll nicht mehr nur vor dem Blick der andern, sondern – nach Verinnerlichung des des Blicks von außen: des Gesehenwerdens, nach Verinnerlichung der Welt – präventiv schon vor der eigenen Wahrnehmung geschützt werden: Konstituierung des Verdrängungapparats, Ursprung des steinernen Herzens und des pathologisch guten Gewissens; dagegen hilft nur noch Umkehr als Erinnerungsarbeit.
Durch ihre Beziehung zur Verdrängung unterscheidet sich die Bekenntnislogik von der bloßen Heuchelei: Der Begriff der Heuchelei unterstellt ein bewußtes Verbergen (gegen den Blick von außen), während die Verdrängung gegen den eigenen Blick nach innen schützen soll; dieses Verfahren funktioniert nur auf der Basis der Bekenntnislogik (die eine Form der Urteilslogik ist).
Die „verandernde Kraft“, die Rosenzweig der Kopula „ist“ zuspricht, beherrscht die Urteilsform insgesamt: auch die Bekenntnislogik.
Als die Deutschen nach dem Krieg den Gedanken an eine Kollektivschuld verwarfen, statt dessen (nach einem Vorschlag von Theodor Heuß) die Kollektivscham als ein der Einnerung an das Grauen angemessenes Verhalten akzeptierten, haben sie mit der Bekenntnislogik die alte Welt (den Weltbegriff und die damit verknüpften Verdrängungsmechanismen) gerettet. – „Einmal dem Fehlläuten der Nachtglocke gefolgt – es ist niemals gutzumachen.“ So endet die Erzählung „Ein Landarzt“ von Kafka.
Trifft es zu, daß es Sprachen gibt, die die Unterscheidung von Maskulinum und Femininum nicht kennen, sondern nur die von Belebtem und Unbelebtem? Welches Weltverständnis liegt diesen Sprachen zugrunde, sind sie nicht schon unter der Gewalt des Neutrums entstanden (denn die Unterscheidung von Belebtem und Unbelebtem, Organischem und Anorganischem, mißt das Belebte am Unbelebtem; dieses ist das Hypokeimenon)? Haben diese Sprachen mit den hamitischen Sprachen zu tun, sind sie „Sklavensprachen“ (Produkt der aufgedeckten Blöße des Vaters)? Und haben sie etwas mit den Geschichten von den Göttersöhnen und den Menschentöchtern zu tun?
Ist der Name des Vaters ein Name JHWHs oder ein Name Elohims?
Der Ursprung der Philosophie, das Verstummen der Sprache und die Barbarisierung der Welt (durch Zurichtung zur Natur).
Die Kirche hat das parakletische, das verteidigende Denken durch das apologetische Denken ersetzt: Sünde wider den heiligen Geist.
Steckt die Lösung der Hegelschen Philosophie in dem Satz „Schuld ist die Ehre des großen Charakters“ (der sich übrigens im Hegel-Register der stw-Ausgabe nicht findet)? Aber klingt dieser Satz nicht ein wenig wie der Satz Heideggers „Wer groß denkt, muß groß irren“?
Schuld, Ehre und Charakter bezeichnen die Einheit des Schuld-, Verblendungs- und Herrschaftszusammenhangs.
Käme es nicht heute darauf an, die Bewegung vom Mythos zur Offenbarung, die Franz Rosenzweig im Verhältnis des zweiten zum ersten Teil des Stern der Erlösung beschreibt, als das Modell der realen Befreiung im Christentum: der Umkehr, zu begreifen? Ist das Christentum nicht (durch die Bekenntnislogik) die ambivalente Einheit von Mythos und Offenbarung? Ist es nicht diese Einheit (die des Bekenntnisses), die heute in den Spannungen sich entlädt, die das Überleben des Christentums in seiner bisherigen Gestalt in Frage stellt? Eine Hilfe ist der Hinweis, daß in der Schrift das gewöhnlich mit „Bekenntnis“ übersetzte homologein auf den Namen (das Telos der benennenden Kraft der Sprache) sich bezieht.
Die Materie (selber Produkt der Verinnerlichung der Scham) ist der Schwamm, der die benennende Kraft der Sprache in sich aufgesogen hat; das Bekenntnis (der logische Kern der Begriffsbildung) ist eine Ersatzbildung dafür.
Hängt der Name der Ahnen mit den Verben ahnen (die Zukunft wird nach Schelling geahnt) und ahnden (die Schuld wird geahndet) zusammen? Vorstellbar wäre, daß mit der „geahndeten“ Zukunft (und das Ahnen gibt es gelegentlich auch in der sprachlichen Form des Ahndens) die unter die Vergangenheit subsumierte (und so in der Tat geahndete: zur Schuld verurteilte) Zukunft gemeint ist. -
17.03.94
Durch Philosophie und Naturwissenschaft wurde die Schöpfung zur Welt bekehrt.
Was ist der Unterschied, zwischen der Befriedigung eines Bedürfnisses und seiner Stillung?
Wird durch das Präfix be- ein Vorgang ins Sprachlose, Stumme, in den gewaltsamen Vollzug (Paradigma Strafvollzug), transformiert: die Umkehr in die Bekehrung, die Stillung in die Befriedigung, die Erkenntnis ins Bekenntnis?
Wenn wir aus dem Bann der Philosophie, des Absoluten, uns lösen, heraustreten wollen, müssen wir arglos werden wie die Tauben. – Ist der Bann des Absoluten die Paranoia, Produkt des projektiven Moments in jeder begrifflichen Erkenntnis? Die Idee des Absoluten ist in jeder ihrer Gestalten, auch in der der Theologie seit ihrer Hellenisierung, eine Manifestation der Hybris (der Kelch, von dem Jesus wünschte, er möge an ihm vorübergehen, den nach seinem Wort jedoch auch die Jünger würden trinken müssen).
Jede Erscheinung ist Erscheinung von etwas: ins Anderssein gebannt. Was als ihr Anderes darin erscheint, ist das Subjekt selber, das so sich selbst zum Absoluten wird. Die Hegelsche Logik ist das Ergebnis der genauesten inneren Analyse der Erscheinung: Deshalb steht am Anfang der Hegelschen Philosophie die Phänomenologie des Geistes.
Bezeichnet der Begriff des Bekenntnisses nicht aufs genaueste das projektive Moment in jeder Erkenntnis, und war das nicht mit der Wendung des griechischen Geistes zur Philosophie mitgesetzt (mit Begriffen wie Natur, Welt, Materie und Wissen)?
Die Kirche hat in der Geschichte des Dogmas und der Theologie den Scheffel produziert, hinter dem sie ihr Licht (das Angesicht Gottes) zum Verschwinden gebracht hat (vgl. auch die Geschichte der drei Leugnungen). Die Selbstverfluchung und der Greuel am heiligen Ort: Heute verwechselt sie das Licht mit diesem Scheffel. -
16.03.94
Zur Kritik des Objektbegriffs: Wer über Fußball schreibt, darf nicht über Fußball schreiben. Hegels Satz, daß die Substanz Subjekt sei, bezeichnet kein befreiendes, sondern ein verzweifeltes Projekt. Und die Idee des Absoluten ist nur die ideelle Partizipation an diesem Subjekt (nur die Identifikation mit ihm), wie die Hegelsche Freiheit nur das Bewußtsein der Freiheit ist. Auf der Grundlage und im Kontext der Gotteserkenntnis wird die Moral aus einem Maßstab des Urteils zu einer Richtschnur des Handelns. Diese Differenz zwischen dem Maßstab des Urteils und der Richtschnur des Handelns ist die Differenz zwischen dem Feigenblatt und der Frucht des Feigenbaums. In der zweiten Leugnung wurde der Rock aus Fellen ins Feigenblatt zurücktransformiert, in der dritten löst auch das Feigenblatt sich noch auf. Die Geschichte der drei Leugnungen erweist sich so als eine Geschichte der Scham. Die griechische Philosophie ist dem Bannkreis des Schicksals entronnen, indem sie das Gesetz des Schicksals verinnerlicht, aus der Rolle des Objekts herausgetreten ist und zu seinem Subjekt sich gemacht hat: Ursprung des Begriffs. Die moderne Aufklärung – und darin gründet ihre Beziehung zur Theologie – hat den gleichen Prozeß im Medium der Scham (am Paradigma des Tods am Pfahl: des Kreuzestods) vollzogen. Und wenn die Verinnerlichung des Schicksals der Grund ist, aus dem der Weltbegriff hervorgegangen ist, dann ist die Verinnerlichung der Scham (die den Weltbegriff konkretisiert) der Grund des Bekenntnisbegriffs und der Trennung von Ding und Sache: Ursprung der modernen Sprachen in Europa. Aufgrund dieses Prozesses, im Kontext dieser Geschichte der Scham wurde die Sexualmoral ins Zentrum der modernen Bewußtseinsgeschichte gerückt. Gehören nicht das Haus und die Abtrennung der Privatsphäre in diese Geschichte der Scham (und haben der Ursprung und die Geschichte der Religion und des Tempels, der Name des Pharao und das Sklavenhaus Ägypten, die zur Vorgeschichte der Moderne gehören, damit zu tun)? Hat die Geschichte vom Cherub mit dem kreisenden Flammenschwert etwas mit der Geschichte des ägyptischen Tempels und seiner Beziehung zur Pyramide und zu den Sphingen zu tun? Beim Turmbau zu Babel ist JHWH (nicht Elohim) herniedergefahren (und hat die Sprache der Menschen verwirrt): Ursprung des Geldes, der Astronomie, der Schrift, der Idolatrie und der Determinantensprache (Quellcode der flektierenden Sprachen)? Wenn man die Schlange als Realsymbol des Ursprungs des dritten Geschlechts: des Neutrums, begreift, enthält dann der Satz: Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben, nicht den Schlüssel zur Auflösung des Problems: Durch die fehlende Arglosigkeit, durch das paranoische Moment, unterscheidet sich die Klugheit der Schlange (die neutralisierende Erkenntnis, das Wissen) von der Gotteserkenntnis.
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15.03.94
Geschäft: Sprachlich abgeleitet von „schaffen“, bezeichnet es die schlecht unendliche (Schöpfungs-)Tätigkeit, während das Geschöpf (säkularisiert, gleichsam schlecht verunendlicht, als Ding, Ware) das Werk bezeichnet. Auch das Geschäft ist ein Sechs-Tage-Werk. Das Geschäft leitet sich ab von dem stark konjugierten Verb „schaffen“ (schuf), das Geschöpf von dem schwach konjugierten „schöpfen“ (schöpfte). Liegt der Grund für die Unterscheidung von starken und schwachen Verben darin, daß jene die Tätigkeit bezeichnen, während diese das Produkt bezeichnen?
Hängt die Unterscheidung von starken und schwachen Verben mit der Trennung von Ding und Sache zusammen, sowie mit der Verstärkung der Bedeutung der Personalpronomina und der Verwendung der Hilfszeitwörter?
Ist das „Geschäft“ nicht gleichzeitig ein substantiviertes Suffix (das substantivierte „-schaft“), ein Suffix das zur Bildung von Abstrakta wie Wissenschaft, Gesellschaft u.ä. verwendet wird?
Sind die Prä- und Suffixe insgesamt Abkömmlinge der Determinanten (und zugleich Voraussetzungen der flektierenden Sprachen, zu deren grammatischer Durchbildung sie unentbehrlich gewesen sind)? Und war dazu die historische Voraussetzung die Bildung der agglutinierenden Sprache: das heute sogenannte „Sumerische“, nach Heinsohn das Chaldäische? Hat die besondere Qualifikation der „Chaldäer“ im Altertum, wenn Astrologen (und Weissager, vgl. das Buch Daniel) generell Chaldäer hießen, hier ihren sprachlichen Grund?
Merkwürdiger Sachverhalt, daß das Präfix Ur-, das im Urteil, in der Urgeschichte, in der Ursache vorkommt, und hier jeweils das Erste, „Ursprüngliche“ bezeichnet, zugleich den Namen der Stadt bezeichnet, aus der Gott Abraham herausgerufen hat: Ur in Chaldäa? Im Deutschen gibt es ähnlich wie das Eigentümlich auch das Urtümliche (sowie das Ungetüm und das Deutschtum): Steckt darin nicht die Rückkehr in den Ort, aus dem Abraham ausgezogen ist? Hängt dieses „Ur“ nicht mit dem Präfix „er-“ zusammen (erscheinen, erschaffen, errichten u.ä.); und in welcher Beziehung steht dieses Präfix zum Personalpronomen 3. Pers. sing. mask.: er?
Die Erscheinung ist ein Produkt der Urteilsform: das Gesetz der Subsumtion unter die Vergangenheit.
Der Bereich, auf den die benennende Kraft der Sprache (und damit auch die Benennung der Tiere durch Adam) sich bezieht, ist die Zukunft: in der Vergangenheit auf die uneingelöste Zukunft. Deshalb steht die Erkenntnis der Vergangenheit unter dem Schuldspruch des Urteils; und deshalb heißt die Dinge beim Namen nennen: die Schuld nicht verschweigen. In dieser zeitlich-logischen Konstellation konstituiert sich der Begriff des Bekenntnisses. Und aus dem gleichen Grunde findet die benennende Kraft der Sprache ihre Erfüllung im Namen Gottes. Die trinitarische Vergöttlichung Jesu (des Logos) ist der falsche Ausdruck dieses Sachverhalts (der die Übernahme der Sünde der Welt und das Bekenntnis oder die Heiligung des Namens voraussetzt und mit einschließt). Der Heilige Geist (oder der Geist der Prophetie) ist das Medium, in dem die benennende Kraft der Sprache sich erfüllt (Preisfrage: Ist der Heilige Geist eine Person?).
Werden in den Museen die Kunstwerke nicht auf ähnliche Weise domestiziert (und neutralisiert, depotenziert) wie die Tiere im Zoo (und die „Eingeborenen“ in den Kolonien)?
Hat die Forderung, daß endlich mit der Erinnerung an die Kriegsschuld, an Auschwitz und den Judenmord Schluß sein müsse, daß die Deutschen nicht immer im Büßerhemd herumlaufen könnten, nicht doch sehr viel mit der opfertheologischen Verarbeitung des Kreuzestodes mit der daraus abgeleiteten Vorstellung der Sündenvergebung, die nur zwischen dem Sünder und dem Priester sich abspielt, aber die Opfer draußen vor hält, sie nicht mit einbezieht) zu tun?
Aber vertritt die Kirche nicht in der Tat alle Opfer (und ist das nicht der Sinn des corpus Christi mysticum wie auch der Übernahme der Sünde der Welt), und brauchte es nicht nur des Bewußtseins davon, um den Bann zu lösen, unter dem die Kirche steht (und die Sensibilität und Erinnerungsfähigkeit wiederherzustellen)?
Wenn das Objekt, aus dessen Begriff die Erscheinungen hervorgehen, der Spiegel- und Quellpunkt des endlichen Wissens ist, wäre das nicht konkret anzuwenden auf den Mond: daß in ihm (als Grenze der sub- und translunarischen Welt) die Lösung des Problems des Planetensystems steckt? Anzuwenden auf den Mond, der über die Nacht herrscht.
Wurde die Verwirrung, die die deutsche Sprache beherrscht (sie ihrer benennenden Kraft beraubt), damit besiegelt, daß im Deutschen die Sonne feminin und der Mond maskulin ist? -
14.03.94
Die Sexualmoral fixiert das Subjekt auf die Sexualität, ist ein Mittel seiner Sexualisierung. (Vgl. Hegels Unterscheidung zwischen dem Befriedigtsein des Tieres, das seinen Hunger und Durst stillt, und dem Sich-befriedigt-Haben (im Selbstgenuß): in der Begattung. Enz. II, Zusatz zu 365, S. 497)
An der Objektvorstellung bricht und spiegelt sich die Welt; das Spiegelbild sind der Begriff und die Logik. Der Prozeß der Spiegelung müßte konkret sich nachweisen lassen an seinem nächsten Produkt: an der Struktur der Atome.
Im Inertialsystem ist die Konstellation, in der der Begriff der Materie sich konstituiert, bereits ans Licht gehoben. Die subjektiven Formen der Anschauung, die transzendentale Ästhetik Kants, bezeichnen aufs genaueste den Knoten, der zu lösen wäre. Und dieser Knoten ist zu lösen, wenn man die Formen der Anschauung als Knoten begreift.
In den elektromagnetischen Wellen bewegt sich nicht das Licht, sondern das Inertialsystem. – Ist nicht die Physik insgesamt der Blick in den Abgrund?
Die Hegelsche Formulierung, wonach die Idee die Natur frei aus sich entläßt, ist die falsche Beschreibung des projektiven Moments im Naturbegriff.
Zur Geschichte der sieben Siegel: Die „vier Himmelswinde“ des Sacharja (65) finden sich auch bei Daniel (72); sie erscheinen dann wieder bei der Öffnung der ersten vier Siegel bei Johannes. Woher kommen die anderen drei Siegel? Zum Grab der Märtyrer vgl. den Feuerofen und die Löwengrube?
Die Zahl der apokalyptischen Motive und Symbole ist eng begrenzt: Gibt es über die Zusammenhänge dieser Motive und Symbole eine verläßliche Darstellung?
Steckt hinter der Frage der Historizität Karls des Großen das Problem der Verarbeitung des Islam?
Zur Entzifferung der Sünde der Welt gehört es, im Bekenntnisbegriff das Feigenblatt wiederzuerkennen.
Die Vertreibung aus dem Paradies und der Engel mit dem kreisenden Flammenschwert kommen nach der Geschichte mit dem Feigenblatt (und dem Rock aus Fellen).
Der moderne Begriff der Macht unterliegt der Logik des Dingbegriffs und gehört zu seinen Konstituentien. Auch er ist ein Produkt von Instrumentalisierung, der Abstraktion von der Zuordnung der Macht zu bestimmten Zwecken und Zielen (die für den Namen der Allmacht konstitutiv ist: die omnipotentia dei, die Allmacht Gottes, ist nicht gleichgültig gegen die Zwecke und Ziele, denen sie zugeordnet ist).
Die göttliche Macht manifestiert sich in zwei Dingen:
– in der Schöpfung und
– in der Erlösung (dem Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, deren Beziehung zur Vergeltungsmacht, zur Macht zu strafen, zu klären bleibt).
Beide Begriffe der Macht sind nicht beziehungslos.
Die Kritik des Anthropomorphismus destruiert mit dem Mythos auch die Offenbarung. Die Differenz zwischen Mythos und Offenbarung (zwischen Idolatrie und Bilderverbot) liegt an anderer Stelle.
Zu den Umstehenden in der Geschichte der drei Leugnungen: Könnte es sein, daß die Umstehenden in das Spiel nicht mit hereingezogen worden wären, wenn Petrus beim erstenmal (im Ursprung des Urschismas) nicht geleugnet hätte? War die Leugnung die Angel des Menschenfischers?
Zur Vorgeschichte des naturwissenschaftlichen Objektbegriffs gehört die gesamte christliche Theologie mit Trinitätslehre, Vergöttlichung Jesu und Opfertheologie. Eine der letzten Vorstufen war die Eucharistie-Verehrung, und in dem sensuum defectui im eucharistischen Hymnus des Thomas von Aquin kündigt sich schon die spätere Unterscheidung der primären und sekundären Sinnesqualitäten an. Die katholische Transsubstantiationslehre gehört zu den Voraussetzungen des Ursprungs des modernen Dingbegriffs, der Trennung von Ding und Sache. Die protestantische Leugnung dieser Lehre erzwingt dann die Rechtfertigungslehre, die sich auf einen Begriff der Objektivität bezieht, der jede substantielle Veränderung ausschließt, die Dinge nur noch als Objekte der Bewertung und des Urteils kennt. Der Rechtfertigungslehre liegt der bereits säkularisierte Dingbegriff zugrunde. Das Subjekt wird zum bloßen Zuschauer depotenziert. Wer die Dinge nur noch beurteilen und bewerten kann, wird selbst unentrinnbar zum Objekt des Urteils und der Bewertung, aus dem nur die abstrakte Rechtfertigung, die Nichtansehung der Schuld, noch herausführt. Darin gründet der Rechtfertigungszwang, dem niemand mehr sich entziehen kann. Die Rezeption der Rechtfertigungslehre in der katholischen Theologie hat dann konsequenterweise dazu geführt, daß in der katholischen Theologie das kirchliche Lehramt durch einen theologischen Positivismus ersetzt wurde, der den Stand der Wissenschaft an die Stelle kirchlicher Lehrentscheidungen gesetzt hat.
Die kirchliche Sexualmoral hat mit der realen Sexualität fast nichts mehr zu tun: Sie ist zu einer Waffe geworden, die den, der sie anwendet, desensibilisiert und seiner Erinnerungsfähigkeit beraubt. Nicht die Sexuallust, sondern sexualmoralische Urteilslust ist das Medium, in dem die Erbsünde sich fortpflanzt. Und diese sexualmoralische Urteilslust hat sehr viel mit dem Ursprung und der Konstituierung des Inertialsystems zu tun. Beide Systeme stützen sich wechselseitig, und die Kritik des Inertialsystems schließt die Kritik der sexualmoralischen Urteilslust mit ein. Adornos erstes Gebot der Sexualmoral: der Ankläger hat immer Unrecht, trifft auch die Physik im Kern. Die Urteilslust gehört zu den Gründen und den Verstärkern des projektiven Erkenntnisbegriffs, dessen Zentralbegriffe die kantischen Totalitätsbegriffe sind: Welt, Wissen und Natur. Es gibt kein Wissen, keine Natur und keine Welt ohne das projektive Moment, und die Kritik des Wissens ist die Kritik dieses projektiven Moments in ihm, die in der jesuanischen Arglosigkeit gemeint ist. Daß die Welt sich immer mehr der Paranoia angleicht, die sie doch zugleich falsch abbildet, hängt damit zusammen. Der Paranoiker belastet sich mit dem gleichen Instrumentarium, mit dessen Hilfe er glaubt, sich entlasten zu können: Es sind die eigenen Rechtfertigungszwänge, die die zugrundeliegenden Schuldgefühle in Aggressionsängste transformieren. -
11.03.94
Die Hegelsche Logik ist eine Logik der Selbsterhaltung, und deshalb eine Welt- (und Ding-) Logik. Was durch die Entwicklung des Begriffs vom Sein zur Idee hindurch sich erhält, ist das Selbst, das sich in allem wiederfindet und wiedererkennt, das gleichsam überall seine Duftmarken setzt; die Totalität dieser Duftmarken ist der Begriff. Hegels Logik ist eine hündische Logik, die das Angeblicktwerden nicht erträgt: weil sie das Angesicht Gottes nicht erträgt. (Man erkennt die Hundeart nicht an der Gestalt des Hundes, sondern einzig an der allen Hunden gemeinsame Hundewelt und ihrer Logik.) – Vgl. auch Hegels Bemerkung über den göttlichen Zorn (der aufgrund seiner Beziehung zur göttlichen Barmherzigkeit in der gnadenlosen Welt, in der die Wut herrscht, geleugnet werden muß und als erstes die Wut auf sich zieht; Theologie im Angesicht Gottes hingegen wäre die Stimme des göttlichen Zorns). Nur das Absolute gewährt noch den Schein der securitas adversus deum, die der Mythos seit je gesucht hat. Hegels Philosophie ist nicht arglos: deshalb braucht sie die List der Vernunft.
Sind die Engelchöre der theologischen Tradition der Kirche die Engel Elohims, zu denen im Kontext der verandernden Gewalt der Philosophie auch die Cherubim und Seraphim geworden sind (und nicht die Engel JHWHs: die Engel des göttlichen Angesichts; diese haben Abraham von der Opferung Isaaks abgehalten)?
Das Zölibat oder die instrumentalisierte Unschuld ist eine direkte Konsequenz der Umformung der Sexualmoral in eine Urteilsmoral: eine Konsequenz ihrer Privatisierung und Entpolitisierung. Der (theologische und politische) Gebrauch dieser Moral hat das Zölibat (die etwas anderes ist als die Keuschheit) zur Voraussetzung. Das Zölibat gehört zu den Folgen der theologischen Rezeption des Weltbegriffs.
Das „Seid arglos wie die Tauben“ ist der Einspruch gegen die Paranoia, und das „et ne nos inducas in tentationem“ die Warnung davor.
Ist nicht der Begriff der Materie das philosophische Pendant zum hebräischen Namen der Barmherzigkeit? Und gründet die Beziehung beider nicht im gemeinsamen Namen der Mutter?
Zum Charakter der Apokalyptik gehört die Geschichte aus dem Buch Daniel, in der Nebukadnezzar die Weisen Babels (u.a. die Chaldäer) auffordert, ihm nicht nur seinen Traum zu deuten, sondern den Traum, der ihm aus Angst entfallen war, den er vergessen hatte, selber zu benennen.
Am Ende des Buches Jona, gehören da nicht die 120 000, die Rechts und Links nicht unterscheiden können, mit dem nachfolgenden „so viel Vieh“ zusammen? Ist die Unfähigkeit, zwischen Rechts und Links zu unterscheiden, nicht ein Teil der Unfähigkeit, Mensch und Vieh zu unterscheiden? Und gehören nicht beide in den Kontext der Genesis des Ding- und Objektbegriffs?
Ist das gegenwärtige (nur noch katastrophische) Verständnis der Apokalypse nicht die letzte Bastion des Mythos: des In-Angst-Erstarrens vor der Offenbarung, die mit dem Namen der Apokalypse vorab, auch vor ihrem katastrophischen Aspekt, gemeint ist?
Die Bekenntnislogik ist das Produkt des vom Weltbegriff nicht abzulösenden Rechtfertigungszwangs. Das drückt sich aufs genaueste in dem denkwürdigen Sachverhalt aus, daß im Lateinischen das Bekennen durch eine Passiv-Konstruktion repräsentiert wird (confiteor, confiteri; vgl. auch die anderen verba deponentia wie conari versuchen, vereri sich fürchten, loqui sprechen, partiri teilen, pati leiden; der Ursprung der Deponentien war die mediale Form, die im Lateinischen sich nicht erhalten hat): Ist das Subjekt dieses Bekenntnisses die Welt (und die Konfessionalisierung ein notwendiges Moment der Verweltlichung des Subjekts: Objekt des Schicksals: der Religion oder der Politik, zu sein)?
Die Bekenntnislogik (die Logik des Weltbegriffs) greift ebenso wie die Sensibilität auch die Erinnerungsfähigkeit an. Sie ist das Zentrum des Schuldverschubsystems, der Grund und die Wurzel des projektiven Erkenntnisbegriffs, der dem kantischen Begriff der Erscheinungen zugrunde liegt. Ist er die Narbe an der Stelle, an der der Knoten, der zu lösen gewesen wäre, zerschlagen wurde? – Wo liegen die etymologischen Wurzeln des confiteri? Gibt es eine Beziehung des fiteor, fiteri zum fatum, gehört es (oder gehören die Deponentien insgesamt) zu den Faktoren der Verinnerlichung des Schicksals?
Ist nicht die im Christentum entfaltete Bekenntnislogik die Vollendung des babylonischen Turms, der bis an den Himmel reicht, und bezieht sich darauf nicht das Wort vom Binden und Lösen? -
10.03.94
Der Raum repräsentiert die Macht der Vergangenheit über die Zukunft: so ist er Inbegriff der Vergängnis.
Nicht der Begriff, sondern die benennende Kraft der Sprache, die sich im göttlichen Namen erfüllt, ist der Kern der Prophetie. Der Begriff, das sind die Wasser, die den Meeresboden bedecken.
Die Fundamentalontologie Heideggers verhält sich zur Hegelschen Logik wie die agglutinierende zur flektierenden Sprache (Turm von Babel).
Wann sind die Bücher Hiob und Daniel entstanden, und wie sind Noah, Hiob (lt. Reclams Bibel-Lexikon ist die Hiobs-Geschichte zwischen dem 5. und 3. Jh. v. Chr. entstanden) und Daniel (das Buch Daniel stammt aus der Zeit des Hasmonäeraufstandes, 167 – 164 v. Chr.) in das Buch Ezechiel (Ezechiel lebte im 7./6. Jh. v. Chr., das Ezechielbuch wurde von seinen „Schülern“ zusammengestellt und wahrscheinlich erweitert) hineingeraten?
Hat der Name des Petrus etwas mit dem Felsen beim Daniel zu tun, von dem der Stein sich löst, der im Traum des Nebukadnezzar das Bild der Reiche zerstört?
Wut ist säkularisierter (verdinglichter) Zorn: Hegel verwirft die Idee des göttlichen Zorns, weil der Zorn innerweltlich ebenso gegenstandslos ist wie die Barmherzigkeit, deren Außenseite er ist (der Zorn ist die Manifestation des Gerichts der göttlichen Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht). Die besondere Bedeutung der Beziehung der Wut zum Zorn gründet darin, daß sie aufs genaueste die der Materie (des Begriffs) zum Namen widerspiegelt. Adornos Bemerkung über das Verhältnis von Aufklärung und Wut (in der „Negativen Dialektik“) hat hier ihr fundamentum in re.
Hat die Unterscheidung von Zorn und Wut mit der von Ding und Sache zu tun? Dann wäre diese Unterscheidung schon im Lateinischen vorgebildet: in der Differenz von ira und furor (im Englischen sind rage und fury nicht so eindeutig unterschieden).
Stehen die Summenzahlen im NT wie 153 (17), 276 (23) oder 666 (36) in Zusammenhang mit der apokalyptischen Wendung „eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ (als Ausdruck der Summenformel: (n + n2)/2)? Und kann es sein, daß diese Formel zugleich die Beziehungen der drei Dimensionen im Raum beschreibt (und den Schlüssel zum Verständnis der Hegelschen Logik in sich enthält: zum Verständnis der Beziehung von Einzelnem, Allgemeinen und Besonderen)? -
09.03.94
Drei Folge-Institutionen des Schicksals:
– der Begriff und das Wissen, oder die Aufhebung der Gotteserkenntnis,
– der Staat und das Recht, oder das Ende der Barmherzigkeit (der Wurzel des göttlichen Zorns),
– die Religion und das Bekenntnis, oder die Leugnung der Gottesfurcht.
Die Empfindlichkeit ist ein subjektiver Reflex des Weltbegriffs; sie ist vom Grunde und von den Auswirkungen her pathologisch. Der Weltbegriff impft das Subjekt mit Paranoia (Narben dieser „Schutzimpfung“ sind die Begriffe Natur und Materie); darin gründet die Empfindlichkeit (die Beleidigungsfähigkeit). Auf die Befreiung von dieser pathologischen Empfindlichkeit zielt die Forderung Jesu: Seid arglos wie die Tauben.
Was sind Bakterien und Viren; in welchen Zusammenhängen treten sie auf und wodurch unterscheiden sie sich? Sind mit Aids und Krebs vielleicht erstmals Krankheiten aufgetreten, die erst dann begriffen (und therapierbar) werden, wenn das projektive (paranoide) Moment in den Bakterien und Viren erkannt ist? Schließt die Kritik der Atomistik nicht auch die Kritik ihrer biologischen Entsprechungen mit ein (gibt es einen Zusammenhang zwischen dem modernen Gebrauch des Existenzbegriffs und diesen projektiven Objekten der Wissenschaft: sind Bakterien und Viren „existentiell“)?
Hat der von Ralph Giordano geprägte Begriff der „zweiten Schuld“ nicht eine sehr viel weiterreichende Bedeutung, bezeichnet er nicht den gegenwärtigen Stand des verdinglichten Bewußtseins überhaupt, und gehören dazu nicht auch die Atome, Bakterien und Viren (die wie der Existenzbegriff zur letzten Stufe vor der Begründung des Begriffs gehört)?
Ist das Sumerische der Turm von Babel (die agglutinierende Sprache die Vorstufe und der Grund der flektierenden – der „verwirrten“ – Sprache)? Und welche Rolle spielt hierbei die Ursprungsgeschichte der Schrift: Ist die agglutinierende Sprache eine reine Schriftsprache?
Beschreibt nicht der Satz „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ aufs genaueste das Verhältnis von Philosophie und Theologie?
Hegels Begriff ist das apokalyptische Tier; sein Lebensprinzip ist die Welt, sein logischer Kern die Paranoia. Beschreibt nicht die Hegelsche Logik in ihrer Entfaltung vom Sein über das Wesen zum Begriff die Geschichte der drei Leugnungen?
Das Absolute ist der Greuel am heiligen Ort.
Gibt es eine Beziehung zwischen den zweiten Brennpunkten der elliptischen Planetenbahnen und der Erdbahn?
Zum Problem der Genese des Dingbegriffs (der Trennung von Ding und Sache) ist auf die Doppelbedeutung des Begriffs der Sache hinzuweisen, der sowohl das sprachliche Geschlecht des Neutrums (das Eigentumsfähige im Gegensatz zur Person, zum Eigentümer) als auch den Gegenstand der Erkenntnis bezeichnet (entspricht dem nicht die Doppelbedeutung des Seins: als Hilfszeitwort und als Possessivpronomen).
Ist der Raum eine bestehende Form, die den Weltereignissen zugrunde liegt, in der sie (wie auf einer Guckkastenbühne) sich „abspielen“, oder wird der Raum als Form der Vergängnis in jedem Augenblick neu erzeugt? Was hat es dann mit dem Haus und mit dem Felsen (mit Pharao und dem Sklavenhaus Ägypten und mit Petrus und der Kirche, als den sichtbaren Gestalten der Dauer des Räumlichen: der fortdauernden Macht der Vergangenheit) auf sich? -
08.03.94
Wie genau trifft dieser Hegelsche Satz das Wesen der Existenzphilosophie, den Gebrauch des Existenzbegriffs in der Existenzphilosophie: „Der Grund ist das Aufheben seiner selbst, und das, wozu er sich aufhebt, das Resultat seiner Negation, ist die Existenz“ (Enzyklopädie I, S. 254, Zusatz zu 123)? Der Existenzbegriff ist das Signum des verdinglichten Bewußtseins: Jeder Fundamentalismus gründet in der Unfähigkeit zur Reflexion des Existenzbegriffs. Bei Rosenzweig wird dieser Makel des Existenzbegriffs durch Umkehr geheilt.
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07.03.94
Hegels Logik ist eine Dinglogik, zu deren Konstituentien das Trägheitsgesetz, das Tauschprinzip und die Bekenntnislogik gehören. Die Bekenntnislogik ist die Feigenblattlogik: die Reaktion auf die Erfahrung von Nacktheit und Scham (die Sünde der Welt). Bezieht sich hierauf nicht das „leer, gereinigt und geschmückt“ in der Geschichte von den sieben unreinen Geistern?
Der Dingbegriff ist der Repräsentant der dritten Leugnung (des sich auf sich selbst beziehenden Andersseins) in der Logik.
Es gibt keine Welt ohne Staat und keinen Staat ohne Welt. Der Staat entspricht der Gattung bei den Tieren (dem Behemoth: daher die Affinität des totalitären Staats zum Rassismus und zum Antisemitismus). Oder anders: Wie die Gattung konstituiert sich der Staat an der Todesgrenze (hier gründet die genetische Beziehung des Staates und des Weltbegriffs zur Astronomie, zum Sternenhimmel) und stabilisiert sie. Das Wort „Stark wie der Tod ist die Liebe“ ist auch auf den Staat zu beziehen: Liebe ist nur möglich, solange man sich vom Staat nicht dumm machen läßt (die Beziehung zur Sensibilität ist erkennbar am sprachlichen Unterschied von Gesinnung und gesonnen).
Wird in dem Satz „Seht, ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe“ nicht das Täuferwort aus Joh 129 zitiert, und zwar als Teil des Nachfolgegebots?
Ist die Hegelsche Logik ein pornographisches Buch, und das Ende der Logik, an dem die Idee „die Natur frei aus sich entläßt“, ein öffentlicher Orgasmus?
Gewinnt die Marxsche Kategorie des Klassenkampfes ihre wirkliche Bedeutung nicht erst dann, wenn sie realsymbolisch – und nicht, wie im real existierenden Sozialismus, fundamentalistisch verdinglicht – verstanden wird?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie