Als Alexander den gordischen Knoten durchschlug, begründete er die Weltherrschaft: als Herrschaft der Welt über die Welt. Genau hier, in dieser Konstellation, entspringt der Weltbegriff.
War nicht der Faschismus – ähnlich wie in der politischen Ökonomie – auch im Bereich der Wissenschaften ein Modernisierungsschub?
Wenn man von den Kirchen absieht, ist die Aufarbeitung der Vergangenheit in zwei Bereichen bis heute nicht gelungen: in der Justiz und an den Universitäten, wobei das Problem in beiden Fällen nicht in den Personen, sondern in den objektiven Strukturen liegt, und in den Personen nur insoweit, als sie über die Rechtfertigungszwänge, unter denen sie stehen, diese Strukturen wesentlich bestimmt haben und noch bestimmen. Notwendig wäre die Reflexion des Ursprungs und der Wirkungsweise dieser Rechtfertigungszwänge. Diese Reflexion aber führt mitten in die Theologie hinein.
Die Idee des Absoluten: Das ist der brennende Dornbusch, der vom mosaischen nur dadurch sich unterscheidet, daß in ihm Gott zum Verstummen gebracht wird. In ihm ist das Feuer aufgespalten in Trunkenheit und Unzucht.
Ist nicht der Weinstock der Baum des Noach? Wessen Baum ist dann der Feigenbaum? Vor dem Feigenbaum und dem Weinstock wird in der Jotam-Fabel dem Ölbaum die Königswürde angetragen, danach dem Dornbusch (Reihenfolge: Ölbaum, Feigenbaum, Weinstock, Dornbusch).
Wenn die Attribute Gottes nicht im Indikativ, sondern im Imperativ stehen, bedeutet das nicht, daß die Gotteserkenntnis über die Erkenntnis der Imperative (des Einen, das nottut) läuft: nicht über die Ontologie, sondern über die Ethik als prima philosophia? Das aber heißt, daß wir lernen, auf die Stimmen zu hören, die „zum Himmel schreien“. (Gott ist kein Schlafmittel, sondern ein Erwecker.)
Die Umkehr (Rosenzweigs Bild von dem Koffer): Ist das nicht die Beziehung von Indikativ und Imperativ?
Ableitung des Charismas: Ohnmacht exkulpiert; der Ohnmächtige kann nicht eingreifen, deshalb ist er entschuldigt. Das aber geht nur, wenn er alle Last auf den vergöttlichten Heros abwälzt (der die „Sünde der Welt hinwegnimmt“), in seiner Folge auf den König, und schließlich auf jeglichen Führer. Besteht sein Charisma nicht darin, daß er das Funktionieren des Exkulpationsmechanismus garantieren, daß er allen Ohnmächtigen die Last abnehmen soll? Die Sündenböcke werden in den Knästen, den Anstalten des Strafvollzugs, geopfert. Das gesellschaftliche Strafbedürfnis ist ein Maß für das Nichtfunktionieren der Exkulpationsmechanismen.
Zum Begriff der Sinnlichkeit: Hat die Identität von träger und schwerer Masse etwas mit der von Masse und Energie zu tun (sind Äquivalenz und Identität identisch)? Und wie hängt der physikalische Materiebegriff mit dem ökonomischen, das Trägheitsgesetz mit dem Tauschprinzip, zusammen (und wie mit dem sonstigen Gebrauch des Materiebegriffs, mit dem Begriff des „Materialismus“: Ist die Materie ein Produkt der Urteilslust)? Steckt im Ursprung des Materiebegriffs (des Stoffs, aus dem die Dinge gemacht sind) nicht auch das Geld, und seit dem Ursprung der Lohnarbeit das Kapital? Ist nicht im Materiebegriff teleologisch der Begriff des Kapitals angelegt und vorgebildet?
November 1994
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16.11.1994
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15.11.1994
Mit dem Weltbegriff (dem Eindringen der Logik der Schrift in die Sprache oder der Subsumtion der Sprache unters Inertialsystem: dem Turm, der bis an den Himmel reicht) ist die Barmherzigkeit aus der Sprache ausgeschlossen worden: Hier liegt der Grund der Selbstzerstörung der Sprache. Die Natur ist das Todesurteil über den Namen, die Naturwissenschaft sein Mausoleum. Die Repräsentanten des Weltbegriffs in der Sprache sind das Neutrum und das indoeuropäische System der Konjugationen (Produkt der Subsumtion der Verben unter die homogene Zeitvorstellung).
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14.11.1994
Wer nicht mehr weiß, was er tut, weiß auch nicht mehr, was er „anrichtet“: welches Gericht er vorbereitet. Der Weltbegriff trennt das strenge Gericht von der Barmherzigkeit. Das ist der Grund des Hegelschen Weltgerichts. Der Preis war die Erfindung der Natur: Produkt der projektiven Verarbeitung der Barmherzigkeit. Es wird erst anders, wenn die Christen aufhören mit der projektiven Verarbeitung der Prophetie und Apokalypse, wenn sie die Apologetik durch verteidigendes Denken ersetzen. Bezeichnet nicht die Differenz zwischen apologetischem und verteidigendem Denken den Unterschied zwischen Schrift und Wort? Das Subjekt der Psalmen wie auch das der Angst und des Schmerzes in Getsemane ist nicht die Privatperson (David oder Jesus), sondern Israel. Ton Veerkamps Bemerkung, daß die Kirchen von der postmodernen Geschmackslage nicht getroffen werden, weil sie „dazu … nicht zynisch genug“ seien (Autonomie …, S. 340), ist wahr und unwahr zugleich: Es ist wahr, daß die Kirchen aus Systemgründen Hemmungen erzeugen, die den subjektiven Zynismus ausschließen. Aber die gleichen Hemmungen produzieren auch die Unfähigkeit, den Zynismus zu reflektieren: Sie haben ihre Wurzeln in dem objektiven Zynismus, auf den Adorno anspielte, als er (in den Minima Moralia) bemerkte, heute sei schon jeder Katholik so schlau wie früher nur ein Kardinal. Dazu zwei Fragen:
– Gibt es nicht einen Zusammenhang zwischen der objektiven postkonzilialen Postmoderne in der Kirche und dem vatikanischen Fundamentalismus, und
– hängen nicht beide zusammen mit der Unfähigkeit, mit dem objektiven Zynismus dessen transzendentallogischen Grund in der kirchlichen Theologie: die Bekenntnislogik (das Verhältnis von Feigenblatt und Frucht) zu reflektieren?
Der „informelle Sektor“ (Veerkamp, Autonomie …, S. 348) ist ein Produkt und das genaue Pendant des Spekulationsgeschäfts auf der Seite der Produktion (die Armutsproduktion und -vermarktung ist der reale Schatten des Systems: seitdem der Armutsbedarf der dritten Welt gesättigt ist, wird die Armut in die Erste Welt reimportiert; Beispiel: die EG-Agrarmarktordnungen vernichten die agrarischen Ressourcen draußen und drinnen gleichzeitig). -
10.11.1994
Ist nicht die Redundanz, die Einstein mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit aufdeckt, der Grund der Gravitationstheorie, der Grund der Kraft des Systems, das Ungleichnamige gleichnamig zu machen?
Das Buch Hiob ist ein Beleg dafür, daß Alexander den gordischen Knoten nur durchschlagen, nicht gelöst hat. Behemoth und Leviathan (das Tier vom Lande und das Tier aus dem Meer) symbolisieren das Ergebnis der Durchschlagung des Knotens: das symbolische Äquivalent der Begriffe Welt und Natur.
Hegels Logik als die bewußtlose Beschreibung der Geschichte einer Katastrophe lesen, sie aus dem Schlaf erwecken: das wäre die Aufgabe des Hahns. Aufgabe der Theologie wäre es, das Feuer in diesem brennenden Dornbusch (das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht) begreifen.
Ist nicht der „real existierende Sozialismus“ als Resultat des Konzepts vom Sozialismus in einem Land durch die Rückwirkung seiner außenpolitischen Naturbeziehungen zwangsläufig zum Staatskapitalismus entartet? Und lag darin nicht die Reflexionsbarriere und Erkenntnishemmung begründet, die es ihm verwehrt hat, die Kapitalismuskritik auf ihren jeweils aktuellen Stand zu bringen, insbesondere das Desiderat einer Theorie des Finanzkapitals, mit der Theorie der Banken im Kern, endlich zu erfüllen?
Die Vertreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Tempel (Konkretisierung des Wortes „Barmherzigkeit, nicht Opfer“) verweist genau auf diesen Punkt.
Ist nicht Eli Wiesel der Martin Buber zu einem Franz Rosenzweig, der heute Primo Levi heißt?
Zum Turmbau zu Babel: Wenn die Architektur etwas mit der Geschichte der Philosophie (mit der Geschichte der Logik der Schrift) zu tun hat, dann bezieht sich der Turmbau zu Babel auf ein Ereignis, das mit dem Ursprung der Grammatik (dem Eindringen der Logik der Schrift in die Sprache) zu tun hat.
Dialektik ist die instrumentalisierte Umkehr; sie steht unterm Bann des Inertialsystems. -
9.11.1994
Zum Begriff der Spannung vgl. die Hinweise bei Ton Veerkamp, Autonomie und Egalität, S. 122.
Das tode ti der Philosophie ist der Ursprung des Objektbegriffs; es konstituiert sich in der Abstraktion vom Aktualitätskern der Prophetie (in der Abstraktion vom Schuldzusammenhang).
In dem Konzept der „vollständigen Säkularisation aller theologischen Gehalte“ sind die beiden zentralen Begriffe Säkularisation und Theologie äquivok. Das macht die Diskussion dieses Satzes so schwierig, daß die Habermas-Schule lieber ganz davon absieht.
Wie hängt die Logik des unendlichen Raumes mit der Bekenntnislogik, mit dem Unzuchstbecher, zusammen?
Wird nicht das Ave Maria durch den Refrain (sancta Maria, mater dei, ora pro nobis peccatoribus nunc et in hora mortis nostrae) storniert? Wie ungeheuer dagegen das Lukas-Zitat: Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum, benedicta tu in mulieribus, et benedictus fructus ventris tui, diese Antwort auf den Fluch über die Schlange.
Zu Rind und Esel: Unterscheiden sich nicht träge und schwere Masse wie Außen und Innen? Wird mit ihrer Identität nicht diese Differenz verwischt? Und ist diese Differenz nicht der Grund der Unterscheidung von Objekt und Ding? Ist die träge Masse nicht erst durch die Gravitationstheorie, durch ihre Identifikation mit der schweren Masse, zur trägen Masse (zu etwas Totem) geworden? Und ist nicht die Gravitationstheorie der Todeskeim und die instrumentalisierende Gewalt im naturwissenschaftlichen Objektivationsprozeß?
Wann und in welcher Stunde ist Jesus am Kreuz gestorben, und was ist dabei sonst noch geschehen (die Erde bebte, die Sonne verfinsterte sich, der Vorhang des Tempels riß entzwei und die Gräber öffneten sich)?
Was bedeutet der Vorhang des Tempels, und haben die Cherubim im Allerheiligsten, die eigentlich Sphinge sind, etwas mit dem Cherub vorm Eingang des Paradieses zu tun? Und wie hängt die Vision des Ezechiel (die Merkaba-Vision) mit der des Tempels bei ihm zusammen?
Futur II: Der Beitrag der lateinischen Sprache zur Selbstbegründung der Philosophie (und zum Ursprung des Inertialsystems).
Befreiung von den sieben unreinen Geistern: Die Theologie beginnt mit dem Verzicht auf den unreflektierten Gebrauch der projektiven Logik (mit der Fähigkeit zur Reflexion dieser Logik). Die Kritik der subjektiven Formen der Anschauung ist die Voraussetzung dafür, daß die Blinden wieder sehen und die Lahmen wieder gehen. -
8.11.1994
Die christliche Orthodoxie, die dogmatische Theologie, hat mit Rind und Esel gemeinsam gepflügt. So hat sie der modernen Aufklärung den Boden bereitet.
Haben Rind und Esel etwas mit dem Verhältnis von Schrift und Wort zu tun?
Mit Einstein und Planck war die Geschichte der naturwissenschaftlichen Erkenntnis grundsätzlich beendet. Was danach folgte war die Rache der Mechanik: Ein Kampf zwischen Kopf und Wand, wobei übersehen wird, daß diese Wand ein Produkt des eigenen Kopfes ist.
Der Raum ist der Taumelbecher, das Geld der Kelch des göttlichen Zorns und die Bekenntnislogik der Unzuchtsbecher. Das Bekenntnis war der Anfang der Verinnerlichung der Scham. Deshalb war der Confessor ein männlicher Heiligentyp und sein weibliches Pendant die Virgo (Jeremias war der einzige unverheiratete Prophet, und Rom war der legitime Erbe Babylons).
Die Bekenntnislogik hat die Frau zu einem mä on gemacht.
Gehört nicht die Verknüpfung von Virginitas und Unschuld zur Exkulpationsautomatik: Folge der Verschiebung der Erbsünde von der Urteilslust in die Sexuallust?
Zur Theologie gehört auch das Studium der invisible hand (u.a. wegen ihrer Beziehung zum ausgereckten Arm und zur starken Hand).
Sollte nicht einmal Schluß sein mit der projektiven Anwendung der apokalyptischen Symbole, nach dem Motto: Da wir ja gerettet sind, kann es sich nur auf die andern beziehen?
Hat das Paulus-Wort, wonach die Frau durch Gebären sühnt, etwas mit dem Naturbegriff zu tun?
Metapher, Allegorie, Symbol: leer, gereinigt und geschmückt.
Der Begriff der Unzucht hat mit etwas mit der Affirmation der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit zu tun: mit der Instrumentalisierung des Kreuzestodes und dem Ursprung der Opfertheologie.
Seit dem Konzept der Opfertheologie, seit die Kirche sich zum Nutznießer des Kreuzestodes gemacht, sich auf die Seite der Täter gestellt hat, weiß sie nicht mehr was sie tut. Seitdem gehört das Sakrament der Beichte in die Tradition des Satzes „Herr vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“.
Die negative Dialektik ist der Versuch, unter den Bedingungen der Logik der Schrift dieser Logik nicht zu verfallen.
Auch für die Wundergeschichte gilt, daß es mit dem stupenden Anschauen nicht getan ist: Das Entscheidende an den Wundergeschichten ist ihr imperativischer Gehalt. Auch die Wunder sind aus dem Bann des Indikativs zu lösen. Und hat Er’s nicht selbst gesagt, daß seine Jünger die gleichen Taten vollbringen werden, wenn nicht größere?
Edgar Morins Bemerkungen über die Wirkung der Identifikationsmechanismen im Kino (mit dem Hinweis auf die im Gefängnis dem Selbstmitleid ausgelieferten SS-Täter) wäre anzuwenden aufs Fernsehen: Die Ohnmacht derer, die in die Handlung nicht eingreifen, dem Wort nicht antworten können, verstärkt die Exkulpationsmechanismen, die das Fernsehen bedient (Fernsehen als Parodie auf den imperativen Charakter der Attribute Gottes).
Durch Reklame wird Konsum zur Buße (Teil der Exkulpationsautomatik und Folge des gemeinsamen Pflügens mit Rind und Esel). -
7.11.1994
Der Satz aus der DdA, daß die Distanz zum Objekt vermittelt ist durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt, wäre zu ergänzen: Die Distanz zum Objekt (die Urteilsform, die Trennung des Natur- und Weltbegriffs) ist ebensosehr vermittelt durch die Distanz, die mit den Außenbeziehungen der Staaten sich konstituiert. Der Staat als Organisationsform einer Gesellschaft von Privateigentümern entspringt erst im Verhältnis zu und in der Natur-Gemeinschaft mit anderen Staaten. Es ist deshalb nicht unwichtig, darauf hinzuweisen, daß die Bibel die Trennung von Welt und Natur nicht kennt, daß im Namen der Hebräer auch der Begriff der Barbaren (der Fremden) reflexionsfähig gehalten wird, daß mit einem Wort jedes nationalistische Verständnis des hebräischen Gottesnamens und der Geschichte Israels sich vom Ansatz her verbietet.
Hegels Begriff des Absoluten ist eine Folge seiner Einbeziehung der Ästhetik in die Logik. Nur so war es ihm möglich, die Idee des Absoluten vom Staat zu trennen (durch die Logik der Schrift das hic et nunc des realen Staates in der Idee des Absoluten „aufzuheben“). Die Natur, die die Idee Hegel zufolge „frei aus sich entläßt“, ist eigentlich die dem eigenen Staat äußerliche Staatenwelt, in deren Struktur das reine Naturverhältnis sich wiederherstellt: als Krieg. Der Begriff ist die Form des einzelnen Staates, der sich selbst, kraft seiner eigenen Logik, zum Absoluten wird: In dieser Logik ist die Xenophobie (und deren teleologische Urform: der Antisemitismus) vorgezeichnet; das gegenständliche Korrelat dieser Xenophobie ist die Natur im Lichte des naturwissenschaftlichen Herrschaftsdenkens. Alle Natur, auch die erste, ist zweite Natur. Natur ist der Bann, unter dem Natur steht.
Das Inertialsystem ist Produkt und Ausdruck des Gewaltmonopol des Staates (die Astrologie war ein erster Versuch der Rekonstruktion der Struktur der staatlichen Gewalt und seiner Naturbasis). -
6.11.1994
Ende des Bücherschreibens: Kriege haben einen gemeinsamen Ursprung mit der Logik der Schrift; die Logik der Schrift begründet erst die naturhaften Außenbeziehungen der Staaten, die den Kriegen zugrunde liegen. Weist nicht das Ende der Kriege, der Übergang zu Weltbürgerkriegen, Folter und Terrorismus, der im Zweiten Weltkrieg sich ankündigte, aber auch die Hilflosigkeit des Militärs angesichts der neuen Situation, auf eine essentielle Veränderung in der Logik der Schrift?
Hierzu gehört es, wenn heute „Kriege“ zu Medienveranstaltungen geworden sind, und das nicht nur in dem Sinne, daß sie sich vor aller Augen abspielen (bis zur Realsymbolik der allabendlichen Fernsehübertragung der skyline von Tell Aviv im Golfkrieg: die die Zuschauer zu potentiellen Zuschauern ihres eigenen Untergangs machte): Die Medien berichten nicht mehr nur nachträglich von den auch ohne stattfindenden Ereignissen, sondern sie werden selber zu einem Teil ihrer Ursachen; man kann „historische Ereignisse“ heute durch Nutzung der Medien technisch erzeugen. Die Geschichte wird „machbar“ durch Einbeziehung der Realität ins Verfahren der technischen Reproduzierbarkeit (insoweit ist der Benjaminsche Ansatz heute zu radikalisieren: nicht mehr nur die Kunst ist reproduzierbar). Hier wird der Naturbegriff (Grund der Trennung von Theorie und Praxis) gesprengt, der Weltbegriff erneut in die Reflexion hereingezogen.
Die Außenbeziehungen der Staaten (und mit ihnen die Kriege) gehören zu den logischen Voraussetzungen der Astronomie, der Architektur (des Tempelbaus) und des Bergbaus, der Ausbeutung und Verarbeitung insbesondere der metallischen Bodenschätze. Ist nicht der Deus Sabaoth der Gott über den Göttern der Völker, und der zum Hofstaat Gottes gehörige Ankläger die potentielle Übermacht, der König der Könige, der „Fürst dieser Welt“: Babylon?
Wenn nach Levinas die Attribute Gottes nicht im Indikativ, sondern im Imperativ stehen, hat das dann nicht seinen Grund in der kantischen Tradition des kategorischen Imperativs? Oder umgekehrt: Ist der kategorische Imperativ Kants nicht prophetisches Erbe? Die Ontologie macht die Dinge an sich unerkennbar und diese Unerkennbarkeit zum Absoluten; sie schafft den Grund und den Rahmen einer Welt, in der niemand mehr weiß, was er tut. Der Agnostizismus ist nicht gegen Kant, sondern nur mit ihm aufzulösen: auf der Basis der Ethik als prima philosophia. Die Ontologie ist der Versuch, Gott dort zu erkennen, wo er nicht ist: außerhalb seines Gebotes. Der ontologische Gottesbeweis krankt an der Zweideutigkeit des „größer“ oder „besser“. Das Durchschlagen des gordischen Knotens war eine Prophetie auf die homousia, auf seine Einfügung ins Dogma (auch Konstantin hat den Knoten nur durchschlagen und so seine Lösung nur verhindert).
Gelten nicht die christologischen Bestimmungen, wie die homousia und die Zwei-Naturen-Lehre, wenn man sie im Lichte der Ethik als prima philosophia sieht, von der Prophetie insgesamt? Die Ontologie verkehrt die Ordnungen des Handelns in Rangordnungen; sie gehört zu den Dornen und Disteln.
Hat die Kirche nicht das „und“ geleugnet, indem sie den Satz „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ aufgespalten und den ersten Teil auf die Hierarchie, den zweiten auf die Laien angewandt hat? Aber ist so die Kirche nicht zu dem Tier geworden, das „zwei Hörner (hat) wie ein Lamm und redet wie ein Drache“? Und hat sie vergessen, daß der Heilige Geist in der Gestalt der Taube erscheint? -
5.11.1994
Der mythische Polytheismus ist ein Produkt der Personialisierung im Kontext der Schicksalsidee, die christliche Theologie ebenfalls ein Produkt der Personalisierung im Kontext der Verinnerlichung der Scham.
Nähe des Himmelreichs:
– Walter Benjamin hat einmal bemerkt, daß die jüngst vergangene Mode das Veraltetste ist,
– sein Begriff der Aura bezeichnet eine charakteristische Konstellation von Nähe und Ferne.
Das Himmelreich wäre das Allernächste, wenn wir uns nicht selber im blinden Fleck stünden. Die Nähe des Himmelreichs ist die Widerlegung der Tiefenzeit (ist nicht die Dreidimensionalität des Raumes die Ursprungsbedingung der Vorstellung der Tiefenzeit, der homogenen Zeitvorstellung?).
Das Wertgesetz ist das Gravitationsgesetz der Ökonomie (Abhängigkeit der Anziehungskraft von der Masse des attrahierenden Körpers: Astronomie der Banken).
Die Straflust ist ein Maß der Verworfenheit (in jeder Empörung steckt ein Stück Straflust).
Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben: Das bedeutet für die Politik, daß auch die Hintergedanken offenzulegen sind, anstatt ihre Offenlegung durch Installierung des Geheimbereichs zu verhindern.
Hintergedanken: Die öffentliche Begründung eines Vorhabens stimmt mit den wirklichen Zielen nicht überein. Die gesamte Reklame ist ein System von Hintergedanken. Der Begriff des Wissens begründet mit der konstitutiven Forderung der Einheit des Wissens die Abstraktion von „Hintergedanken“, ihre Verdrängung, schließt sie aber nicht aus. Hegel hat sie im Begriff der List der Vernunft als ein konstitutives Moment im Begriff des Wissens (Voraussetzung des Begriffs des absoluten Wissens) erkannt.
Kriege gehören zu den Ursprungsbedingungen des Naturbegriffs (Zusammenhang mit dem Ursprung des Namens der Barbaren). Deshalb enden die Kriege als Weltkriege. Heute sind Kriege keine Kriege mehr, sondern Weltbürgerkriege und terroristische Aktionen. Die Außenbeziehung (das Naturverhältnis zwischen den Staaten) ist durch Faschismus und Weltkrieg aufgehoben, storniert worden. Seitdem ist das Militär ebenso hybrid wie anachronistisch und hilflos geworden. Damit hängt es zusammen, daß der Zweite Weltkrieg nicht mehr durch einen Friedensvertrag beendet werden konnte: Am Ende waren die militärischen Verlierer die ökonomischen Sieger dieses Krieges.
Das merkwürdige Wort von den Vögeln des Himmels und den Lilien des Feldes, die der himmlische Vater nährt und kleidet (schöner als Salomo in all seiner Pracht).
Die Rezeption der Idee des Absoluten in der Theologie ist eine Konsequenz aus der Rezeption der Urteilslogik (des Weltbegriffs, des Konzepts einer creatio mundi ex nihilo), der Anwendung der Urteilslogik auf den theologischen Erkenntnisbegriff. Die Urteilslogik aber ist eine Emanation der Logik der Schrift.
Das Wort „Barmherzigkeit, nicht Opfer“ sprengt die Logik der Schrift (die Bekenntnislogik, das Dogma und die Opfertheologie). So ist das „Weltgericht“ das Gericht der Logik der Schrift, das Jüngste Gericht hingegen das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht. Und dieses Gericht ist es, das die Toten erweckt (während das Weltgericht die Toten im Grabe läßt).
Zum Werk des fünften Tages: Hierzu gehören neben den großen Seeungeheuern und den Fischen auch die Vögel des Himmels, die die großen Seeungeheuer am Ende fressen werden? -
4.11.1994
Wie hängt das Konzept der Gewaltenteilung mit dem Inertialsystem zusammen, mit der Beziehung von Begriff, Erscheinung und Gesetz?
Nimmt nicht bei Hegel der Begriff der Aufhebung die Stelle ein, die bei Rosenzweig (der Sache nach) der der Umkehr innehat? Das Bindeglied zwischen beiden, oder das, was die Hegelsche Aufhebung von der Umkehr unterscheidet, ist das Moment des Scheins – und die List der Vernunft, die im übrigen heute längst zu einem Teil der Sprache selbst geworden ist, die „Verwirrung“, die die Sprache im Kern ergriffen hat, begründet: sie nimmt den Schein für die Wahrheit. Der Schein wird zu einem Teil der „Wahrheit“, wenn das herrschaftskritische Moment verdrängt, suspendiert wird.
Bezeichnen nicht der Begriff des Scheins und die List der Vernunft das Moment der Verführung in Hegels Philosophie (und sind nicht schon bei Hegel die politische Ökonomie und die technische Nutzung der Naturwissenschaften durch die List der Vernunft auf einander bezogen)?
Hegel hat die kantischen Antinomien durch Radikalisierung entschärft. So hat Hegel die kantische Idee der Freiheit (das „Wunder in der Erscheinungswelt“) durch Subsumtion unter den Weltbegriff zum bloßen „Bewußtsein der Freiheit“ idealisiert und verhext (Zusammenhang der „Wahlfreiheit“, des liberum arbitrium, mit der Raumvorstellung: mit den „Freiheitsgraden“ des Raumes). Das Bewußtsein der Freiheit ist mit der Raumvorstellung gegeben, es gewinnt Realität durchs Geld (Grund des Existenzbegriffs). Das liberum arbitrium bezeichnet die Freiheit der Herrschenden; es entfaltet sich mit der Ausbreitung der Geldwirtschaft und des Marktes (und mit der Entfaltung der Raumvorstellung), seine Geschichte ist Teil der Herrschaftsgeschichte (der Geschichte der Verinnerlichung von Herrschaft). Reale Freiheit setzt das Bewußtsein der Freiheit (das liberum arbitrium) voraus, zugleich aber auch die Fähigkeit zur Reflexion seiner herrschaftsgeschichtlichen Voraussetzungen und Implikationen: die Fähigkeit zur Reflexion der „Sünde der Welt“.
Ist die Auseinandersetzung zwischen Idealismus und Materialismus nicht eine Folge der Differenz im Naturbegriff (der Differenz zwischen Zeugung und Geburt, physis und natura)? Der griechischen Naturphilosophie korrespondiert systemlogisch das Römische Recht.
Wie hängt der Satz, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist, mit der Feststellung zusammen, daß, wenn traditionsgebundene katholische Theologen von der Natur des Menschen reden, in der Regel eine Gemeinheit dabei herauskommt?
Gründet nicht die logische Figur einer messianischen Berufung und Kraft des Proletariats (insbesondere bei Georg Lukacs) in der Verwechslung des Armen mit dem Fremden?
Das Neutrum ist der Sprachgrund des Mythos, sein Fehlen und seine symbolische Repräsentation durch die Schlange hingegen die Konstellation, in der die Idee der Offenbarung entspringt.
Gibt es das Schlangensymbol im Islam (und in seiner Folge eine Apokalypse), oder treten an seine Stelle die Dämonen? Und verdankt sich diese Transformation dem Ursprung und der Rezeption des Weltbegriffs (ist die creatio mundi ex nihilo ein islamisches Konstrukt)? -
3.11.1994
Wer den Begriff abschaffen will, muß die Verwaltung, das Recht und das Geld abschaffen.
Ist nicht der theologische Indikativ (der die Attribute Gottes zu Attributen des Seins macht) blasphemisch? Und ist nicht das Wort „Der Vater und ich sind eins“ nur ein anderer Ausdruck für die ethische Beziehung beider, keine Wesensaussage (kein Beleg für eine homousia)?
Der Nominalismus ist Ausdruck des Todes und der Grablegung des Logos.
Haben die sieben Gemeinden in Asien (in der Apokalypse des Johannes) etwas mit dem gordischen Knoten zu tun? Dem, der diesen Knoten löst, war durch ein Orakel bestimmt, über Asien zu herrschen. Der gordische Knoten war der Knoten, der das Joch mit der Deichsel eines Ochsenkarrens verband. Hat die Deichsel des Karrens etwas mit dem Esel zu tun, und bezieht sich die Dt-Stelle über das Rind und den Esel auf den gordischen Knoten?
Hängt nicht die Geschichte vom Rind und Esel mit der Urteilsform zusammen: Das Urteil ist das gemeinsame Pflügen. Im Urteil werden Ochs und Esel gemeinsam vor den Pflug gespannt.
Verweist nicht der zunehmende Gebrauch des Wortes Gehirn, während Begriffe wie Geist und Vernunft beginnen, ihren Bedeutungshorizont zu verlieren, auf eine rasante Verwilderung der Sprache?
Stand die Kriegsseife und das Gerücht, das im letzten Krieg damit sich verband, nicht in symbolischem Zusammenhang mit der exkulpierenden („reinigenden“) Funktion des Antisemitismus?
Sind die Sphingen, die die toten Könige in den Pyramiden bewachen, nicht eigentlich die Cherubim, die das Paradies (und seine in den Königen real gegenwärtige Vergangenheit) bewachen? Sind die Könige nicht Repräsentanten des verlorenen Paradieses, und hängt es damit zusammen, wenn es mit den Pyramiden auch eine astronomische und kosmologische Bewandnis hat?
Hegel hat die Philosophie als Ausdruck der Geschichte begriffen. Die Rekonstruktion der Erkenntniskritik wäre demnach (als Geschichtskritik) auch auf die Geschichte zu beziehen: als Erinnerungsarbeit.
Die Sünde wider den Heiligen Geist, die weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben wird, bezeichnet aufs genaueste den Knoten, der, wenn er auf Erden gelöst wird, auch im Himmel gelöst sein wird: Die Sünde wider den Heiligen Geist ist die Sünde der Welt.
Das Theodizeeproblem wird gegenstandslos, wenn man begreift, daß die Attribute Gottes keine Attribute des Seins, sondern des Handelns sind.
Das Wort ist deshalb in der Schrift fast unauffindbar geworden, weil die Sprache nach der Verinnerlichung des Schicksals und dann der Scham (den Folgen der Logik der Schrift) sich selbst nicht mehr begreift.
Zu Schicksal und Scham: Die Griechen haben die Barbaren erfunden, wir haben die Wilden erfunden.
Was du schwarz auf weiß besitzt, kannst du getrost nach Hause tragen: Aber heute ist jedes Haus ein Sklavenhaus. -
2.11.1994
Aufs Wort gehorchen: Unterm Gesetz der Logik der Schrift wird das Hören zum Gehorsam. Durch diesen Gehorsam wird genau das unterbunden, was die Schrift ins Hören zurück übersetzen könnte: die Reflexion. Die systematische Unterbindung dieser Reflexion ist der Positivismus, dessen Unmittelbarkeit die durch die Logik der Schrift (paradigmatisch: durchs Inertialsystem) vermittelte ist. Modell des positivistischen Wissenschaftsverständnisses sind die mathematischen Naturwissenschaften.
Grund der Unfähigkeit zur Reflexion ist die Unfähigkeit zur Reflexion des subjektiven Apriori der Naturwissenschaften, der subjektiven Formen der Anschauung, die Angst, daß deren Verflüssigung einen Sturz ins Bodenlose nach sich zieht. Aber wäre diese Verflüssigung, die „Liquidierung“ der subjektiven Formen der Anschauung, nicht die Entzündung des Feuers (nach der Sintflut: next time fire)?
Das Plancksche Strahlungsgesetz beschreibt den Dingbegriff (das mechanischen Objekt) von innen: Hat es nicht etwas mit dem brennenden Dornbusch zu tun (Theorie des Feuers)?
Zu den Voraussetzungen des Inertialsystems gehört das Prinzip der Identität von träger und schwerer Masse. Bezieht sich hierauf das biblische Verbot, mit Ochs und Esel gemeinsam zu pflügen: das Joch und die Last in eins zu setzen?
Ist nicht die ganze Geschichte der Physik die Geschichte der Kritik ihrer eigenen Voraussetzungen und gleichzeitig die Geschichte der Verdrängung dieser Kritik? Darin liegt die Ursprungsgeschichte des Positivismus.
Ein Propädeutikum der Reflexion der subjektiven Formen der Anschauung ist die marxsche Kapitalismuskritik, die Reflexion der subjektiven Formen der Anschauung aber wäre die Voraussetzung der Erfüllung des Wortes, die Rekonstruktion der benennenden Kraft der Sprache.
Die Materie ist das gegenständliche Korrelat der Leugnung des Gottesnamens. Darauf bezieht sich das Wort des Täufers von der Sünde der Welt in Joh 129.
Das „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ heißt nicht: Seid hinterhältig (wie die Schlangen), sondern: Begreift den Hinterhalt, in dem ihr steckt.
Durch die Bekenntnislogik (eine Emanation der Logik der Schrift) ist der Faschismus auf die christliche Tradition als seinen Ursprung bezogen. Jedes Bekenntnis ist ein Schuldbekenntnis, und als Bekenntnis gehört es zur Logik der Schuldbefreiung. Die Bekenntnislogik macht von der exkulpierenden Kraft des Bekenntnisses Gebrauch unter gleichzeitiger Nutzung der verandernden Kraft der Weltbegriffs, seiner projektiven Schuldverschub-Automatik. Die Bekenntnislogik gehört zum Schuldverschubsystem (und weckt so das Strafbedürfnis gegen sie) und setzt die identifikatorische („gemeinschaftsbildende“) Kraft des „Glaubens“ (die aus der Zone der Schuld herausführt, den Gläubigen in die Gemeinschaft der Geretteten zurückführt: extra ecclesia nulla salus) dagegen. Hat nicht erst die lateinische Theologie das symbolum durch die confessio ersetzt? Der durchs Bekenntnis definierte Glaube ist der Schlüssel zum Schuldverschubsystem (eine Fortentwicklung der Logik des Begriffs). Hier liegt der Grund, weshalb der Confessor ein männlicher Heiliger war (und sein Gegenstück die Virgo).
An dem Punkt, an dem das Bekenntnis aus einer Sache der Märtyrer zu einer des Confessors wird, verrät Augustinus seine namenlose Geliebte, gerät das Bekenntnis in die Zwangslogik der Männerphantasien. Das Bekenntnis, das die Herrschenden fordern, leugnet das Bekenntnis (die Zeugenschaft) des Märtyrers: Hierauf bezieht sich die Geschichte der drei Leugnungen.
Die Bekenntnislogik, das Dogma und in ihrem Kern die Opfertheologie sind Produkte der Logik der Schrift. In ihnen erfüllt sich die Schrift und nicht das Wort. Mit der Bekenntnislogik, mit dem Dogma und mit der Opfertheologie tritt die Theologie in den Prozeß der Aufklärung ein.
Deutscher Umgangston: Anonymer Hinweis an einer Mülltonne vor einem Mehrfamilienhaus „Wissen Sie nicht, daß … Sie, ja genau Sie sind gemeint“. Das Ich des deutschen Idealismus ist ein Papier-Ich.
Zu Veerkamp, Vernichtung des Baal, S. 60: Unter welchem Busch saß Jona? Und gibt es eine Beziehung zwischen Hagar, Elijahu und Jona? Hat der Busch bei Hagar, Elijahu und Jona etwas mit den Bäumen des Paradieses, unter denen Adam sich versteckte, zu tun?
Ist nicht der Polizei- und Medienaufwand um die beiden Geiselnehmer in diesen Tagen ein Indiz dafür, wie stark der Ablenkungsbedarf (das Strafbedürfnis und das Vorurteilspotential) ist?
Das Votum für die Armen und das Votum für die Fremden hängt mit den beiden getrennten Elementen der Logik des Angesichts zusammen:
– das Votum für die Fremden verweist auf den Ursprung und den Widerschein der eigenen Fremdheit in der Fremdheit des andern; es ist die reinste Reflexionsbeziehung und zugleich die Evokation der Gottesfurcht;
– das Votum für die Armen bezieht sich auf das Verhältnis von Gericht und Gnade; es ist die Evokation der Barmherzigkeit.
Zur Dialektik der Paranoia gehört es, daß sie genau das ausbrütet, wovor sie sich fürchtet; ihr Ursprung wird in Heideggers objektloser Angst bezeichnet.
Das Neutrum und die durch es determinierten Grammatiken sind die Repräsentanten der Logik der Schrift in der Sprache.
Die mathematische Logik hat in der logischen Begründung und im Begriff des Grundes noch das teleologische Prinzip und in ihm die letzte Erinnerung an den Mythos erkannt; deshalb hat sie sie aus der Logik verbannt (und mit ihr die Argumentation aus dem Denken: Ursprung des autoritären Prinzips oder auch die ironische Erfüllung der Prophetie – Jer 3134).
Als Hegel die Antinomien der reinen Vernunft aus der transzendentalen Ästhetik in die transzendentale Logik übertragen hat, hat er die Ästhetik in die Logik mit übertragen; sie erscheint hier unter dem Begriff des Scheins.
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie