Fallen nicht die sogenannten nichteuklidischen Geometrien alle unter das Problem der kantischen Antinomien (unter das Beweisproblem)? Sind diese Antinomien (wie überhaupt die mit der Raumvorstellung verbundenen Vorstellung des Unendlichen) nicht ein Hinweis auf eine Art logischer Redundanz, die an der „Unbeweisbarkeit“ des Parallelenaxioms (dem innergeometrischen Äquivalent der kantischen Antinomien) sich dingfest machen lassen müßte? Sie rührt an den Grund des Problems des logischen Beweises in der Mathematik (ein Problem, das Kant mit seiner Konstruktion der synthetischen Urteile apriori zu lösen versucht hat).
Die Mathematik gehört zu den Konstituentien des Begriffs des Wissens, das sprachhistorisch als vergangenes und erinnertes Sehen sich definiert, damit auf die Genesis der subjektiven Formen der Anschauung zurückweist. Der mathematische Beweis ist ein Beweis, bei dem die der Mathematik eigene Form der Objektivität den im Rechtsstreit erforderlichen Zeugen ersetzt. Die subjektive Form der Anschauung ist gleichsam die innere Repräsentanz des Andern (der Intersubjektivität) im Subjekt, eine Form des verinnerlichten und automatisierten Zeugenbeweises. Die Mathematik konstruiert im Kopf der Einsamen eine Objektivität, in der die dialogische Differenz zwischen mir und dem Andern aufgehoben scheint. Die Mathematik entspringt in der Logik der Schrift, die der Sprache die monologische Struktur und mit ihr die Logik des Beweises (des anschaulichen Präsentierens und des Begründens eines Sachverhalts) überhaupt erst eingeprägt hat. Die Mathematik bedarf des Rekurses auf den Andern nicht mehr, weil dieser Andere bereits ins eigene Denken integriert worden ist (Ursprung des Weltbegriffs). Die Objektivität des Angeschauten ist nicht mehr nur eine Objektivität für mich, sondern für alle; zumindest erhebt die Anschauung diesen Anspruch. In der Mathematik steckt die Reflexion auf die Andern, von der zugleich abstrahiert wird, mit drin. Und diese Beziehung von gegenständlicher Reflexion und Abstraktion von ihrer Genesis, reproduziert sich insbesondere in der Raumvorstellung selbst in der (orthogonalen) Beziehung der Dimensionen des Raums. Jede Dimension des Raumes ist als das Andere der anderen Dimensionen, mit denen sie doch auch identisch ist, zugleich das Andere ihrer selbst. Deshalb verschwinden in der reinen Form des Raumes die Unterschiede seiner Richtungen: Vorn und hinten, rechts und links, oben und unten lassen in der neutralisierten Form des Raumes nicht mehr sich unterscheiden.
Die Beziehung von Zeuge und Märtyrer (der besondere Wert des Blutzeugen) rückt den Raum in eine besondere Beziehung zum Opfer: Die Geschichte der Verinnerlichung des Opfers ist die Geschichte des Ursprungs und der Entfaltung der Raumvorstellung. Die säkularisierende Wirkung der subjektiven Formen der Anschauung gründet in dieser Beziehung zum Opfer (die es im übrigen verständlich macht, daß und aus welchem Grunde die Geschichte der christlichen Theologie, aus deren Reflexion die Ursprungsbegriffe der modernen Naturwissenschaften hervorgegangen sind, zu den Voraussetzungen der modernen Aufklärung gehört).
Die Redundanz der Logik des mathematischen Beweises ist der Grund der kantischen Lehre von den synthetischen Urteilen apriori und der Beweiskritik, die in den Antinomien der reinen Vernunft (in der großartigen Darstellung der Grenzen des Beweises) sich reflektiert. Die Redundanz der mathematischen Logik gründet in der Neutralisierung der Asymmetrie der Beziehung zwischen mir und dem Andern; die Antinomien rücken diese Asymmetrie ins Licht, und zwar durch den Nachweis, daß in den mathematischen Grenzbegriffen vom Adressaten des Beweises nicht mehr sich abstrahieren läßt: Hier zerbricht die Objektivität der mathematischen Erkenntnis, und dieser Bruch rückt das Problem der Genesis dieser Erkenntnis ins Licht. Der transzendentallogische, antiontologische Charakter der kantischen Philosophie gründet in den Antinomien der reinen Vernunft.
Im juristischen Beweisverfahren gibt es zu den subjektiven Formen der Anschauung ein Äquivalent: in dem Problem der Glaubwürdigkeit des Zeugen, des „falschen Zeugen“, das das Recht auf seine Ergänzung durch die „Billigkeit“ verweist, auf die Beweiswürdigung durch den Richter. Jeder Versuch, ins Recht die „zwingende“ Logik der Mathematik einzuführen, das Beweisverfahren redundant zu machen, führt in die Paranoia hinein.
Vgl. das Zeugenproblem im NT: Neben den „falschen Zeugen“ gehört hierher die Bezeugung des Sohnes durch den Vater, die Zeugenschaft der Apostel (Zeugen der Auferstehung) und das Blutzeugnis, das Martyrium (nicht das Opfer, das vielmehr ein Mittel ist, die Redundanz des mathematischen Beweises auch in der Theologie zu begründen, damit aber zwangsläufig in die logischen und erkenntnistheoretischen Probleme des Dogmas und in die herrschaftsgeschichtlichen Probleme der Orthodoxie hineinführt).
Erinnerungsarbeit scheint nicht möglich zu sein, ohne daß sie die Erinnerungsfähigkeit anderer in Frage stellt.
Welchen Stellenwert und welche Funktion hat die Erinnerung in der kantischen Vernunftkritik, in der transzendentalen Logik? Auch die Erinnerung ist eine Form der Zeugenschaft (und die Mathematik eine Form der Instrumentalisierung der Erinnerung, ihrer Verschiebung ins Gegenständliche). Die Erinnerung ist dem Problem der Glaubwürdigkeit ebenso unterworfen wie der Zeuge vor Gericht. Die subjektiven Formen der Anschauung sind das leere Grab der Theologie.
Die Raumvorstellung ist ein Endprodukt der Logik der Schrift (eine Form der „Erfüllung der Schrift“).
Stellen nicht die drei idealistischen Systeme nach Kant die Geschichte der drei Leugnungen gleichsam in Kurzfassung vor Augen:
– Fichte – die Leugnung des Fremden;
– Schelling – seine Barbarisierung und Mythisierung und
– Hegel die Hybris und die Selbstverfluchung?
Gehört nicht zur descensio ad inferos das Vertrauen, daß die Pforten der Hölle sie (die Kirche) nicht überwältigen werden?
Der Satz „Was braucht es noch Zeugen?“ läßt sich als der Kern der philosophischen Hybris begreifen (aber auch als Kern der Beweisführung in raf-Prozessen).
Der Kronzeuge ist der durch Straferlaß bestochene Zeuge. – Der Kronzeuge ist das Realsymbol der subjektiven Formen der Anschauung (was hat der Kronzeuge mit dem Stephanus und der paulinischen Wendung des Christentums zu tun; ist nicht der Titel Erzmärtyrer das theologische Äquivalent des Kronzeugen? Stephanus jedoch sah den Himmel offen).
Philosophischer Zoo: Erinnert nicht die ganze Diskussion der nichteuklidischen Geometrien, insbeondere der nur noch projektiv zu verstehende Satz vom Gauss über Kant und Hegel, an das irre Wandern des Tigers im Käfig. Die Geometrie ist die Käfighaltung des Geistes.
Sind die Fälschungen des Mittelalters nicht Dokumente der Wirkung des Rechtfertigungszwangs in einer undurchschaubaren herrschaftsgeschichtlichen Situation? Von diesem Rechtfertigungszwang hat sich der gesamte Erkenntnisprozeß seitdem nicht mehr lösen können. Und die Frage der Existenz Karls des Großen hat einen mit der Frage nach der Ursache der Tode in Stammheim vergleichbaren Rang.
Ist es nicht auch ein Stück negativer Erinnerungsarbeit, wenn in einen raf-Prozeß Urteile und Urteilsbegründungen aus vorangegangenen Prozessen eingeführt werden, um einen Sachverhalt als „gerichtsbekannt“ der Beweisdiskussion (und damit der Gefahr, durch die Verteidigung widerlegt zu werden) zu entziehen?
Synthetisches Urteil apriori: Gibt es nicht bereits Prozesse, in denen man, um den fehlenden Schuldnachweis zu ersetzen, nicht einmal mehr auf „falsche Zeugen“ angewiesen ist?
Verwischte Spuren: Durch Schaffung von Tatsachen, die dann andern angelastet werden, wird der Erinnerung der Weg verlegt. Ist nicht die Raumvorstellung das Resultat des kollektiven Spurenverwischens (das „reine Anschauen“), und verlegt nicht die Orthogonalität (indem sie die Zukunft ins Vergangene projiziert) der Erinnerung den Weg („Ick bün all do“, sagt der Igel, während der Hase sich zu Tode läuft)?
April 1995
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18.4.1995
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17.4.1995
Die mathematische Rationalität ist eine der Ebene (die ihr Gegenteil als Spiegelung in sich enthält). Das Problem kommt herein mit der Tiefe, die die Mathematik als Physik realisiert: mit dem Plastischen, mit dem Widerstand, mit der Schwere. Hierbei verweist die Schwere auf die Gravitation, der Widerstand auf die Mechanik und das Plastische auf das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit. Die dritte Dimension ist als deren Norm das Innere der Fläche. Und verhalten sich nicht Norm und Fläche wie die Gravitation zum Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit?
Ethik: Ist das nicht heute der Versuch, Perspektiven und Rechtfertigungen für institutionelles Handeln zu gewinnen (allgemeingültige Normen)? Ethik richtet sich an Institutionen; das gilt auch für die „personalistische Ethik“ (für die Wertethik, die sich an die Repräsentanz der Institutionen in Subjekt richtet, an die „Person“). – Merkwürdig, daß ich Adornos Satz zur Sexualethik als einen Satz zur Sexualmoral in Erinnerung habe: Verhält sich die Ethik zur Moral wie die Ästhetik zur Kunstphilosophie? Schließen nicht Moral und Kunstphilosophie die Vergegenständlichung dessen mit ein, was Adorno in der Reflexion halten möchte? Aber sind nicht Vergegenständlichung und Reflexion siamesische Zwillinge, die sich nicht von einander trennen lassen, ohne daß beide sterben?
An welchen Stellen kommt der Kaiser im NT vor? (Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, Mt, Mk, Lk. – Wir haben keinen König als den Kaiser, Joh. – Vgl. die Kindheitsgeschichte bei Lk und Paulus in der Apg.)
Ist die Sünde wider den Heiligen Geist nicht aus ihren Folgen zu erschließen: Sie wird weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben. Nicht vergeben aber wird dem, der selber nicht vergibt, der zur Verteidigung des Andern nicht bereit oder fähig ist, weil er mit dem Ankläger sich identifiziert. Das aber ist das Prinzip der Welt, der Grund ihrer Verführungsgewalt.
Müßte nicht insbesondere die Kirche endlich begreifen, was der Satz bedeutet: Mein ist die Rache, spricht der Herr? Dieser Satz schließt jede kirchliche Komplizenschaft mit der Rechtsordnung, der gesellschaftlichen Organisation des Rachetriebs, aus. Hiernach dürfte sich die Kirche durchs Gewaltmonopol des Staates nicht mehr dumm machen lassen. Die Idee des Staates gründet im Prinzip der Vergesellschaftung der Rache, und das Gewaltmonopol des Staates („Alle Gewalt geht vom Volke aus“) hat seine Wurzeln im unaufgelösten Rachetrieb der Menschen. Ist nicht der Staat selber der Terrorist, den er projektiv mit dem 129a verfolgt? Müßte nicht endlich der Faschismus zum Gegenstand einer Selbstaufklärung der staatlich organisierten Gesellschaft werden (zum Gegenstand einer Selbstaufklärung, die die Sensibilisierung für Gewalt zum Ziele hat)?
Rotes Tuch: Ein Staat, der geliebt werden will, ist wie ein Stofftier, das die Liebe instrumentalisiert und ausbeutungsfähig macht (war nicht die goldene Statue des Nebukadnezar das erste Stofftier?). Der Staat, der geliebt werden will, ist eine Projektion derer, die den Staat (den „Schöpfer der Welt“) als Ich-Stütze brauchen: Ihnen werden alle, die dieser Stütze nicht bedürfen, zu Objekten der Wut. Ist das nicht ein Hinweis auf Bölls Sakrament des Büffels (und auf das Verständnis der Tatsache, daß das Symbol des Rindes in der christlichen Symbolwelt nicht mehr vorkommt, weshalb das Symbol des Esels unverständlich geworden ist).
Der „Götzendienst“ gehört (wie die antiken Kosmologien) zur Ursprungsgeschichte des Weltbegriffs.
Beruht nicht die gesamte Physik auf der Übertragung des Tauschprinzips auf die Erscheinungen der Natur (die in diesem Akt zur Natur erst wird)? Das Instrument dieser Übertragung war einmal der Begriff, der dann im Inertialsystem sich entfaltete und vollendete, sich aus seinem eigenen Grunde selbst erzeugte und begriff. Das Inertialsystem hat die Natur in ein System mathematischer Äquivalenzbeziehungen aufgelöst (sie damit in einen mathematischen und einen dynamischen Teil aufgespalten).
Ulrich Sonnemanns „Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten“: War das nicht eine Paraphrase zum Thema „Im Angesicht und Hinter dem Rücken“?
Theologie wird wieder möglich, wenn es gelingt, die Beziehung von oben und unten aus dem Räumlichen ins Sprachliche zurück zu transformieren.
Im 18. Kapitel des Johannes-Evangeliums steht ein Satz über Petrus, mit dem „angedeutet“ werden soll, „durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde“ (V. 18f), während es über Johannes heißt: „Wenn ich will, daß er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?“
Haben sich die Gewichte nicht schon so verschoben, daß es nicht mehr um das Neue unmittelbar, um das zukünftige Neue, sondern nur noch um das Neue im Alten, um das vergangene Neue geht? Nicht, daß die Vergangenheit uns hilft, wir müssen dem Vergangenen helfen.
Herrschaft, Gewalt und Macht: Auch Frieden und Gerechtigkeit sollen herrschen. Eine ähnliche Bedeutung von Gewalt und Macht scheint es nicht zu geben. Wie es Herrschaft über andere (und mit ihr Knechtschaft) gibt, gibt es auch Gewalt über andere (Sklaverei); Macht hingegen wird an anderen ausgeübt. Herrschaft ohne Beherrschte wäre denkbar, wenn sie die Herrschaft aller ist. Gewalt und Macht hingegen enthalten (wie die transzendentale Logik) eine apriorische Beziehung zum Objekt in sich, von dem sie (wie das Urteil) abhängig sind.
Der Satz „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen“ wäre zu korrigieren: Es kommt darauf an, das Erbe zu reflektieren, daß man nicht davon besessen wird.
Tiere haben die Scham (den Blick der Andern) verinnerlicht und instrumentalisiert: In der Farbe ihres Fells oder ihres Federkleids, aber auch in ihren wesentlichen (Flucht- und Aggressions-) Merkmalen. Die Scham gehört zum logischen Existenzgrund und zu den Formbestimmungen der Gattung.
Zu dem Titel „Die Autorität der Leidenden“ (J.B.Metz): Wäre hier nicht zu unterscheiden zwischen dem Leiden der Anderen und dem eigenen Leiden, zwischen Last und Joch (das Leiden der Anderen ist meine Last, die ich auf mich zu nehmen habe, mein Leiden ist ein Joch, das ich anderen auferlege)? In jedem Fall ist die Verführung durchs Selbstmitleid zu reflektieren. Dieser Unterschied rührt an die Differenz zwischen dem steinernen Herzen und dem Herzen aus Fleisch, zwischen Barmherzigkeit und strengem Gericht.
„Die Autorität der Leidenden“: Gibt der Begriff der Autorität die Intention von J.B.Metz korrekt wider?
Der Satz aus den Passionsgeschichten „Den Andern konnte er helfen, sich selbst nicht“ liefert den Schlüssel zum Verständnis des Ganzen. Durch diesen Satz werden die Richtenden überführt.
Sind die Disteln und Dornen nicht das Symbol des Staates (der zum Fluch über Adam nach dem Sündenfall gehört)?
Sind nicht die sieben unreinen Geister die durch Selbstbezogenheit verunreinigten Geister: das Inertialsystem?
Das Bekenntnis ist die geheuchelte Nachfolge, seine pharisäische Form (das „getünchte Grab“).
Dritte Leugnung: Die Selbstverfluchung beginnt dort, wo die Paranoia anfängt, von den Freunden sich verfolgt zu fühlen, um sie dann präventiv zu Feinden zu erklären („Viel Feind, viel Ehr“). Zugleich wird man sich jedoch selbst zum Feind: Prinzip des Faschismus, der darin sein eigenes Gemeinschaftsprinzip, das Band, das alle „zusammenschweißt“, erkennt.
Das Sakrament des Büffels: Der Büffel ist eine Art des Rindes. Es verweist auf das im Christentum verschwundene Stieropfer. Hat nicht die Kirche den Opferbegriff seit je zweideutig gehalten, so daß beides, das Sakrament des Lammes und das des Büffels darunter verstanden werden konnte? Vgl. Horkheimer: Das Christentum ist die menschenfreundlichste Religion; aber es gibt keine Religion, in deren Namen solche Untaten begangen worden sind.
Der Letzte, der den Himmel offen sah, aber nicht mehr genau zu beschreiben vermochte, was er dort sah, war Swedenborg.
War nicht die Auferstehung, das Hervorgehen aus dem Felsengrab, in das ihn Joseph von Arimathäa gelegt hatte, auch ein Bild der Geburt?
Die Väter der Apostel:
– Simon (und Andreas?) war der Barjonas, der Sohn des Johannes;
– Jakobus und Johannes waren die Zebedäussöhne;
– war Nathanael der Bartholomäus (und wer ist Tholomäus)?
– der kleine Jakobus war (der Sohn) des Alphäus (und der andere Judas, nicht Ischarioth, sein Bruder?).
Zu Judas Ischarioth: Steckt in dem Beinamen „isch“, der Mann, und die Pluralendung -oth? Und hat das -ari- etwas mit dem Löwen (vgl. Ariel: leo dei, symbolischer Name für Jerusalem) zu tun? Verweist diese Zusammensetzung (Judas als einer der „Löwenmänner“) auf zelotische Herkunft? (War Paulus ein Judas redivivus, mit Stephanus anstelle von Jesus: Beide, Judas und Paulus, handelten im Sold bzw. im Auftrag der Hohenpriester?)
Vulgata, hebraicorum, chaldaeorum et graecorum nominum interpretatio:
– Joseph – Augmentum, Domini Augmentum,
– Simon – Obediens,
– Andreas – Fortissimus,
– Jacob – Supplantator,
– Johannes – Gratiosus, Pius, Misericors,
– Nathanael – Donum Dei,
– Bartholomaeus – Filius suspendentis aquas,
– Matthaeus – Donatus,
– Levi – Copulatus,
– Thomas – Abyssus, Geminus,
– Judas – Laudatus,
– Thaddaeus – Laudans,
– Zebedaeus – Dos, Dotatus,
– Iscariot – Vir occisionis,
– Jonas – Columba,
– Lazarus (Eleazar) – Dei adjutorium,
– Barthimaeus – filius caecus,
– Israel – Praevalens deo,
– Hebraeus – Transiens,
– Amalek – Populus lambens
– Aegyptus (hebr. Misraim) – Angustiae, sive tribulationes,
– Pharao – Dissipans,
– Nabuchodonosor – Planctus judicii,
– Gog (Agag) – Tectus,
– Magog – De tecto,
– Saul – Postulatus, Commodatus,
– David – Dilectus,
– Daniel – judicium Dei,
– Cana – Zelus, Aemulatio.
Was haben Visionen und Träume mit dem Exil (und mit der politischen, herrschaftsgeschichtlichen Konstellation, zu der das Exil gehört)? War (neben den Träumen des Pharao) der Traum des Nebukadnezar das Urbild des Traumes? Ezechiel hatte seine Vision „am Flusse Chebar, unter den Verbannten“ (Kap. 1 u. 10), aber nach Jerusalem wurde er (durch den Geist Gottes) „entrückt“ (Kap. 11), um dort die Greuel zu sehen, während der Tempel am Ende Gegenstand von „Gottesgesichten“ im Land Israel, auf einem sehr hohen Berg, war (Kap. 40-48).
Gründet das Problem, daß Apokalypsen unter fremden Namen geschrieben wurden (ähnlich der Pseudodionysius und der Sohar), in der logischen Konstruktion von Vision und Traum?
Konstruktion eines parakletischen Begriffs der Kritik: In der Ursprungsgeschichte der Naturwissenschaften, von Kopernikus bis Newton, wurde der Himmel (zusammen mit Hölle und Fegefeuer) aus dem Raum hinauskomplimentiert. Newtons „absoluter Raum“ (der bei Kant zur subjektiven Form der Anschauung geworden ist) war das „leere Grab“ des christlichen Himmels. -
16.4.1995
Die Vorstellung des unendlichen Raumes gehorcht einer Logik, die als Folge der Säkularisation der Opfertheologie und als Emanation der Bekenntnislogik sich begreifen läßt. In dieser Logik reproduzieren sich die Momente der Bekenntnislogik: das Feinddenken (die Wut), das Verrätersyndrom (die Paranoia) und die Entsinnlichung (die Frauenfeindschaft), die gemeinsam den modernen Objektbegriff konstituieren. Zugrunde liegt die Logik der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit.
Wenn Maria Magdalena von den „sieben unreinen Geistern befreit“ wurde, ist das nicht das Symbol einer Erlösung, die am Ende auch die Natur ergreift? -
15.4.1995
Wenn die Attribute Gottes Attribute des Handelns und nicht des Seins sind, liegt dann nicht die „entsühnende“ Kraft des „Opfers“ in der Identifikation mit einem Gott, der seinen Sohn straft, um die Welt zu entsühnen? Wird hier nicht der eigene Sado-Masochismus durch Vergöttlichung legitimiert? Die Opfertheologie enthält in der Tat eine Schuldgefühle-Neutralisierungs-Automatik; aber deren Resultat ist nicht identisch mit der Befreiung von Schuld. Ist das nicht ein Teil der gleichen Desensibilisierung, der die gesamte Natur durch die Naturwissenschaften unterworfen wurde, durchs Inertialsystem. So verweist der Ursprung des Inertialsystems auf die Geschichte der Opfertheologie.
Der Heilige Geist: Das ist das Leuchten Seines Angesichts; und dieses Licht wird das Antlitz der Erde erneuern.
Persönlichkeit in der Verwaltung: Wer „persönlich“ angesprochen wird, wird als einer angesprochen, der am Mana der Macht teilhat. In der Regel werden Chefs „persönlich“ angesprochen; „Mitarbeiter“, die „persönlich“ angesprochen werden, setzen sich dem Verdacht aus, bestechlich zu sein.
Hat nicht die Einführung des Personbegriffs der Theologie eine Wendung gegeben, durch die sie insgesamt ins Maskuline verhext worden ist. Das drückt bei Tertullian in der Vorstellung sich aus, daß Frauen, wenn sie in den Himmel kommen, dort zu Männern werden. Zum Personbegriff gehört der Bekenntnisbegriff: Confessor aber ist ein dem männlichen Heiligen vorbehaltenes Attribut. Diese Verhexung betrifft insbesondere die Lehre vom Heiligen Geist, dessen Personalisierung die Neutralisierung der prophetischen Tradition zwangsläufig nach sich gezogen hat. Nur so konnte der Heilige Geist zum Garanten kirchlicher Machtansprüche werden. Die Vorstellung, daß der Geist am Ende die Erde erfüllen wird, wie die Wasser den Meeresboden bedecken, ist im Kontext der verdinglichten Trinitätslehre nicht mehr nachvollziehbar. Und das „Emitte spiritum tuum, et renovabis faciem terrae“ ist gegenstandslos geworden, ebenso wie die Vorstellung, daß in dem Neuen Bund keiner den andern mehr belehren wird, weil alle Gott erkennen. Die Personalisierung des Heiligen Geistes ist ein Reflex des steinernen Herzens.
Ist nicht die ecclesia triumphans eine Zwangsvorstellung, ein Produkt wirrer theologischer Machtphantasien?
Gehört nicht auch zur Ursprungsgeschichte des Neutrums und zur Geschichte der Vergegenständlichung der Zeit der Ursprung des reflexiven Moments (der reflexiven Formen der Konjugation) in der Sprache? Zu den Manifestationen der Reflexion gehört das apologetische Moment, die Rechtfertigung, das Bewußtsein des Selbst, auch der Personbegriff, der Ursprung des Objektbegriffs, in dem die Reflexion sich vergegenständlicht. (Gehören in diesen Zusammenhang im Griechischen der Aorist und das Medium?) Dieses reflexive Moment ist der sprachliche Grund der Verräumlichung der Dinge (der Sprachgrund des Inertialsystems), es hat mit der Neutralisierung der Kraft des Namens die Sprache insgesamt verhext. Die reflexiven Strukturen im Bereich der Verben sind die Grundlage der Begriffsbildung und ein Reflex der Herrschaftsgeschichte. Man begreift die hebräische Sprache und Grammatik erst dann, wenn man ihre Differenz zum Griechischen (zu den indoeuropäischen Sprachen) begreift. Das Subjekt dieser Grammatik ist nicht die Einzelperson (das Subjekt der Psalmen ist nicht die historische Person David, sondern Israel); die Bildung theophorer Personennamen in der israelischen Geschichte hängt damit zusammen (und der blasphemische Charakter des „Ich bin’s“).
Die reflexiven Formen der Sprache lassen sich vom projektiven Begriff der Erkenntnis (vom Vorrang des Sehens und von der Konstituierung des Wissens) nicht trennen, sie vergegenständlichen die Natur und begründen die Welt (während Gott die Erde gründet und den Himmel aufspannt). Die Sprachlogik des Hebräischen ist dagegen eine Logik des Hörens (und dessen Subjekt ist Israel: Höre Israel).
Wie verhält sich das reflexive zum symbolische Denken?
Wenn die Vision mit dem Traum verglichen wird, so darf die Differenz nicht vergessen werden: Die Vision ist ein Taggesicht, der Traum ein Nachtgesicht. Es ist nicht unwichtig zu unterscheiden, wer Visionen und wer Träume hat. Der Prophet hat ein Gesicht, Träume haben die Herrscher. Wie zeigt sich die Beziehung von Gesicht und Traum in der Apokalypse? Und was hat es zu bedeuten, wenn im NT über Träume Weisungen erteilt werden (an Joseph und Petrus)? Wie verhält sich das Gleichnis zum Gesicht, gibt es in der hebräischen Bibel Gleichnisse?
Bei Gott ist kein Ding unmöglich: Der Satz, daß die Attribute Gottes im Imperativ stehen, ist eine Anleitung zur Gotteserkenntnis. Das Gebot, das ich im Kontext der Gotteserkenntnis erkenne, wird durch die Frage, ob es erfüllbar ist oder nicht, nicht berührt. Ob die Erfüllung des Gebots möglich ist oder nicht, ist für seinen Anspruch unerheblich. Nicht unerheblich aber ist die Erkenntnis der Kluft, die das Gebot von seiner Erfüllung trennt; sie heißt Gottesfurcht und ist in der Tat der Anfang der Weisheit.
Ist nicht die Geschichtsschreibung die Finsternis über dem Abgrund (der Vergangenheit): die Austreibung der Gottesfurcht aus der Erkenntnis der Vergangenheit?
Alles Lebendige strebt nach dem Licht: Aber wenn das an den Blumen sich manifestiert, ist dann nicht unser Auge, das ihre Farben wahrnimmt, ein Teil dieses Lichts, schließt dann nicht das Streben nach dem Licht auch das Streben, von einem Auge gesehen zu werden, mit ein? Die Blume: der Beweis, daß das Aufdecken der Blöße auch mit dem Schein der Unschuld zusammengehen kann. Und verweist nicht das gleichzeitige Auftreten der Blüten und der Säugetiere in der Evolutionsgeschichte auf einen hochsymbolischen Zusammenhang (ähnlich wie das gleichzeitige Auftreten der Bäume und der Primaten)?
Die darwinsche Evolutionstheorie war sowohl eine Bestätigung als auch eine Widerlegung der Hegelschen Philosophie: die Bestätigung des „organischen“ (am Prinzip der Selbsterhaltung sich orientierenden) Geschichtsverständnisses und die Widerlegung des Satzes, daß die Natur den Begriff nicht halten kann (nach Hegel dürfte es eigentlich keine verschiedenen Arten geben).
Haben nicht Horkheimer und Adorno durch ihr Wirken in Frankfurt der Nachkriegsgeschichte in Deutschland nur eine Atempause verschafft? -
14.4.1995
Gibt es eine Beziehung des Buches Josue, des Berichts über die Eroberung Kanaans, zu den historischen Fälschungen im Mittelalter? Die Eroberungs-Berichte scheinen Rache-Phantasien in historischem Gewande zu sein, die nicht unmittelbar auf historische Ereignisse sich beziehen lassen. In der Phantasie wird dem Feinde das angetan, was man selbst von ihm erfahren hat. Hierzu ist das achte Gebot heranzuziehen: Hier wird kein „falsches Zeugnis wider den Nächsten“ abgegeben, hier wird nur gelogen. Aber das ist der ganze Unterschied: Während das falsche Zeugnis den Unschuldigen dem Gericht überliefert, verbietet das Gebot „Du sollst nicht lügen“ dem Opfer, seine realen Leiden über Rachephantasien zu verarbeiten: Es versperrt die Fluchtwege, und läßt nur den Ausweg der Identifikation mit dem Aggressor (der Konstituierung des Weltbegriffs). Drückt nicht in der Diskriminierung der „altorientalischen Rachephantasien“ die Angst der Täter sich aus, diese Rachephantasien der Opfer könnten vielleicht doch einmal wahr werden? Aber davor steht das Wort „Mein ist die Rache, spricht der Herr“. – Im Unterschied zum Buch Josue dienten die mittelalterlichen Fälschungen nicht der Verarbeitung der Leidenserfahrung, sondern der Herrschaftssicherung: Nur die Herren, die von den Untertanen fordern, sie sollten nicht lügen, können im Vertrauen darauf lügen, nicht erwischt zu werden. Und erst diese Lüge ist zugleich ein falsches Zeugnis wider den Nächsten.
Christen, sind das nicht die, die das Opfer dessen, der „sein Leben für sie hingegeben“ hat, hinnehmen und sich davon nicht irritieren lassen?
Sind die Texte Adornos nicht so formuliert, daß jede Kritik dem Verdacht der Projektion sich aussetzt, auf sie selbst zurückfällt? Die Kritik trifft nicht Adorno, sondern die eigene Phantasie, die an unverstandenen Adorno-Sätzen sich entzündete.
Die Sexualethik, wenn sie sich nicht als Kritik der Gewalt begreift, wird selber zu einem Instrument der Gewalt. Darin gründet die Verführungskraft des Fundamentalismus. Und es ist kein Zweifel: Die Geschichte der Sexualität ist in die Geschichte von Herrschaft und Gewalt, die ihre Wurzel in der Geschichte der Auseinandersetzung mit der Natur, in der Geschichte der Ökonomie, hat, verflochten. Sie ist ein Indikator dieser Geschichte.
Hysterie: Der Name und die Sache erinnert an das Verhältnis von Barmherzigkeit und Kunst. Das Leiden, aus dem die Kusnt sich speist, ist das Leiden an der Unmöglichkeit, barmherzig zu sein. Und wem der Weg in die Kunst versperrt ist, wird „hysterisch“. In diesem Terrain ist die Abtreibungsdebatte angesiedelt.
Johannes Paul II: Und er verfluchte sich selbst und leugnete abermals.
Das Rad ist das Symbol der Reversibilität. Zur Reversibilität gehört die Orthogonalität als Norm, das säkularisierte Gebot: das Gesetz. (Fällt die Erfindung des Rades mit dem Ursprung des Rechts zusammen?)
Der Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhang ist der Reflex des Raumes in der Sprache (der Schatten, den der Raum auf die Sprache wirft).
Der Raum ist das Instrument der Instrumentalisierung. Darin liegt seine selbstlegitimatorische Kraft, an der alle Argumente, die es gegen die Hypostasierung des Raumes gibt, abprallen.
Ist nicht die Tatsache, daß es nur eine begrenzte Zahl nichteuklidischer Geometrien gibt, ableitbar aus der Logik der Konstruktionselemente der euklidischen Geometrie?
Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit bezieht sich auf eine Sphäre, die im Querdenken gründet: Was für den andern vorn und hinten ist, ist für mich, der ich ihn von außen anschaue, rechts und links. Die Beziehung des Lichts zur „Finsternis“, zum Dunklen, aber auch zur Scham (zur Fähigkeit, sich in den Augen anderer zu sehen), hängt damit zusammen.
Das Inertialsystem ist das im „Querdenken“ gründende „von allen Seiten hinter dem Rücken“. Es ist das System, das in der Geschichte der Objektivierung der Dinge hinter dem Rücken dieses Objektivierungsprozesses als dessen Referenzsystem sich gebildet hat (und die kantischen subjektiven Formen der Anschauung sind die Formen ihrer subjektiven Adaptation: Formen der Identifikation mit dem Aggressor).
Ohne das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, das das Inertialsystem reflexionsfähig gemacht hat, wäre die erkenntnistheoretische Diskussion des Inertialsystems nicht möglich.
Zum Problem der Knäste, die seit je auch selber Brutstätten der Verbrechen waren, die sie eindämmen sollten: Käme es nicht auch hier darauf an, die irren Kreisläufe der Planeten endlich zu durchbrechen? Und bezieht sich nicht auch darauf das Wort: „Was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein“?
Stephanus sah den Himmel offen: Verweist das nicht auf einen Begriff der Vision, die die Blockade, für die das Planetensystem (die paulinischen Archonten) steht, zu durchdringen vermag? Auf den Ursprung dieser Blockade des Sehens (auf seine Trennung von dem im Begriff der Vision, des Gesichts bezeichneten Sehen) bezieht sich das Wort: Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren. Diese Blockade des Sehens hat sich in den subjektiven Formen der Anschauung, in deren Kontext die Welt zu „allem, was der Fall ist“, geworden ist, als Selbstblockade enthüllt. Hier gründet die Differenz zwischen Stephanus und Paulus: Der eine sah den Himmel offen, der andere wurde in den dritten Himmel entrückt. -
13.4.1995
Im Kontext ihrer Beziehung zum Licht ist die Scham ein sprachliches, dialogisches Phänomen. Sie gehört zur Logik der Rechtfertigung (und hat die Abstraktion von der Intention auf Änderung zur Grundlage). Scham ist herrschaftsbegründend und -stabilisierend.
Die Gravitationstheorie hat den Himmel zum Verschwinden gebracht, die Elektrodynamik das Licht.
Wenn der Ort die äußere Begrenzung eines Körpers ist, dann ist die spezielle Relativitätstheorie Einsteins der Ort des Lichts.
Die Äquivalenz von Masse und Energie ist der Reflex des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit in der Materie.
Horror vacui: Das Vakuum ist die Parodie des Lichts.
Hodie, si vocem eius audieritis. Liegt darin nicht die Erinnerung an den Satz: Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor …? Wie hier die Erde „Seine Stimme hört“, so sollen wir es heute (deshalb ist der Mensch aus Erde geformt: Adam). Der Himmel und die Meere, die nichts selber hervorbringen, sondern nur als Medien begriffen werden, in die hinein Gott die großen Seetiere, die Fische und die Vögel des Himmels erschafft, sind nicht fähig (würdig?), „Seine Stimme zu hören“. Die Sterne hat Er gemacht und an die Feste des Himmels geheftet.
Die Eliminierung des teleologischen Moments aus dem Begriff der Erkenntnis hat ihren Ursprung in der Enttäuschung der Parusie-Erwartung, in der Hellenisierung der Theologie, in der Geschichte des Ursprungs des Dogmas. Sie war in ihrem Ursprung ein Reflex des Caesarismus in der Theologie.
Was bedeutet es für das Verhältnis der Sprache zur Welt, wenn heute „rein sachliche“ Erörterungen auf Empfindlichkeiten treffen und als Beleidigung erfahren werden können? Ist hier nicht ein Problem angezeigt, das nur noch durch die Hereinnahme von Joh 129 ins Nachfolgegebot sich lösen läßt? Es ist der Zustand der Welt selber, der die Rechtfertigungszwänge begründet, unter denen die Menschen heute stehen, Folge der Unfähigkeit, das anklagende Prinzip, das die Welt durchherrscht, zu begreifen. „Wenn die Welt euch haßt“: Das bezieht sich nicht mehr nur auf die Lieblosigkeit einzelner, sondern auf die innere, durch den Zustand der Welt selber determinierte Verfassung der Sprache heute.
Die Bekenntnislogik ist eine Scham-Bedeckungs-Logik (die Logik des Feigenblatts).
Ist nicht die Kollektivscham der Kern und das Prinzip des Tiers? (Ist nicht die Tiergattung ein Produkt einer „ursprünglichen“ Kollektivscham? Und sind die Tiere nicht durch eine Art Scham in die Gattung gebannt? Diese Gattungsscham, die auf eine genetische Beziehung des Tiers zum Licht verweist, ist der Grund der Unfähigkeit, die Welt zu reflektieren, aus ihrem Bann herauszutreten.)
Auch der Ausdruck „Etwas mit gleicher Münze heimzahlen“ gehört zu den Konnotationen des Tauschprinzips.
Kanthers Vorschläge zur Reform des öffentlichen Dienstes:
– Leistungszulagen setzen ein Beurteilungswesen (mit entsprechenden Ermessensfreiräumen) voraus, das den ohnehin paranoischen Zustand der Verwaltungen weiter fördern wird. Keiner der von der Gewährung der Zulagen Ausgeschlossenen (und das dürfte die Mehrheit sein), der nicht anfällig wäre für den Verdacht, hier würden andere Dinge honoriert als Leistung. Angeheizt werden Konkurrenzdruck, Neid, Gerede, Mobbing, insgesamt ein Betriebsklima, das alles mögliche fördern mag, nur nicht Leistung. Leistungszulagen, die nicht an objektive, nachprüfbare Kriterien gebunden sind, sind Öl ins Feuer der Paranoia. Und ausbaden muß es das Gemeinwesen, das möglicherweise diese innere moralische Korruption der Verwaltung für die Lösung der Probleme hält, die sie eben damit hervorbringt und verschärft.
– Das Instrumentarium, das Kanther vorschlägt, scheint eher eines der Disziplinierung als eines zur Förderung der Leistung zu sein (es paßt in den Zusammenhang des Konzepts der Privatisierung öffentlicher Einrichtungen wie die Faust aufs Auge). Es befördert die Radfahrermentalität, mit absehbaren Folgen nach innen wie nach außen. Aber war von einem Mann wie Kanther etwas anderes zu erwarten? Geht es ihm nicht ohnehin mehr um die Außenwirkung, um den Eindruck, den er damit bei seinen Anhängern macht, als um eine produktive und konstruktive Veränderung? Hier scheint der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr darum geht, ob eine Maßnahme dem angestrebten Ziel angemessen ist und greift, sondern nur noch darum, daß sie bei denen, die ohnehin glauben, Beamte seien Faulenzer, sie lebten von „unsern Steuergeldern“ und ließen sich nur ungern in ihrem Büroschlaf stören, den Eindruck erweckt: Hier greift einer durch.
Andreas und Philippus: Die Bedeutung des Namens Philippus liegt offen: Sie liegt in der Tradition des Makedoniers Philippos, der der Vater des großen Alexander war, dessen Taten vorbereitet hatte. Aber worauf bezieht sich der Name Andreas (Bruder des Simon Petrus)?
Wirft es nicht ein Licht auf die Bedeutung sowohl der Musik als auch der Dreidimensionalität des Raumes, wenn Edgar Morin zufolge die Musik im Film primär die Aufgabe hat, das flächenhafte bewegte Bild zu verräumlichen, ihm den Schein der Tiefe und des Gewichts: des Plastischen, Dreidimensionalen, Körperlichen, der Materialität zu geben? Ebenso wichtig ist eine zweite Wahrnehmung Edgar Morins: Der Schein der Realtität wird im Zuschauer fundiert und verstärkt durch das Arrangement des Zuschauens, die ihn in eine Situation bringt, die den Trieb, in die Handlung einzugreifen, schon im Keim erstickt. Mit seiner Ohnmacht aber werden die Quellen des Selbstmitleids (des Sentiments) und der Identifikation eröffnet und gefördert. Durch die Reduzierung seiner Handlungsfähigkeit aufs Weinen und Lachen wird er – wie der Rohstoff in den Prozeß der industriellen Produktion – als passives Objekt (als träge Masse) in die Handlung mit hereingezogen, die ihn, ohne daß er eine Chance hätte, sich dessen bewußt zu werden, verändert, für den Zustand der Welt, in dem es das Kino gibt, konditioniert.
Durch die Verinnerlichung der Scham und durchs Selbstmitleid – die beide auf die Ursprungsgeschichte der modernen Naturwissenschaften zurückweisen – ist das moderne Drama (und in seiner Folge der Film) zum Liebesdrama geworden, während die antike Tragödie an die Sphäre des Gerichts gebunden war. Aber ist nicht das Liebesdrama das Produkt der Subsumtion der Liebe (der Barmherzigkeit) unters Gericht (bedingt durch das Verhältnis des Gerichts zur Form der Anschauung)? Und rührt nicht daher seine Affinität zur Hysterie?
Schuldig wird man durchs Urteil der Andern, die man im Schuldgefühl als Richter anerkennt: schuldig wird man im Anblick der Welt. Sündig wird man durch die Tat: durch die Verletzung des göttlichen Gebots; sündig wird man im Angesicht Gottes. Im Anfang der Sünde steht die Tat. Und die „Sünde der Welt“ bezeichnet die weltbegründende Tat Adams, in deren Bann wir so lange stehen, wie wir unfähig sind, sie auf uns zu nehmen.
Die Fichtesche Tathandlung begründet den Ursprung der modernen Ontologie.
Im Ursprung der Welt steht die Tat, aber das Wort entspringt dort, wo „das Lamm“ (und in seiner Nachfolge die Menschen) diese „Sünde der Welt“ auf sich nimmt. Dieses Lamm ist „würdig, die sieben Siegel zu lösen“ (und hatte die Kraft, Maria Magdalena von den sieben unreinen Geistern zu befreien). -
12.4.1995
Das Tier, die Sexualmoral und der Fundamentalismus: Die Fixierung auf die Sexualmoral ist das Instrument der Verdrängung der Herrschaftskritik. Das Entscheidende an der Geschichte von Sodom und Gomorrha ist nicht die sogenannte Sodomie, sondern die Xenophobie, die Fremdenfeindschaft, die dann freilich, nämlich in ihrem politischen Kontext, zu einer Art von Sodomie, von Unzucht mit dem Tier, geworden ist.
Der Fundamentalismus ist das Produkt einer Beziehung zur Sprache, deren sexualmoralische Wurzeln im Begriff der Welt liegen.
Bezieht sich das Wort im letzten Teil des Johannes-Evangeliums; Wenn ich will, daß er bleibt, bis ich wiederkomme, auf die Johannes-Apokalypse?
Die den „subjektiven Formen der Anschauung“ zugrunde liegende Vorstellung des Raumes als Behälter, „in“ dem die Dinge unabhängig von unserer Wahrnehmung, unserem Denken und Erkennen enthalten sind (das Kelchsymbol), ist von der Vorstellung der Zeit als Behälter, die eigentlich nur für die Vergangenheit zutrifft, durch die subjektive Form der inneren Anschauung (dem Vorrang der Vergangenheit in der Zeitvorstellung) auf die Zukunft übertragen wird, nicht zu trennen.
Hängt nicht der Bruch in der Nachkriegstheologie (der Bruch, der mit dem Paradigma Auschwitz zu benennen ist) mit dem Bruch im Eucharistieverständnis zusammen? Der „Leib des Herrn“, der nach katholischer Tradition in der Eucharistie gegenwärtig ist, hat etwas mit den in Auschwitz ermordeten Juden zu tun. Und Auschwitz hat so, wie es u.a. den kannibalischen Aspekt am sakramentalen Eucharistieverständnis in Bewußtseinsnähe gerückt hat, die Verdinglichungsautomatik, die die gesamte Orthodoxie beherrscht (den Statthalter des Weltbegriffs in der Theologie), erstmals reflexionspflichtig und -fähig gemacht. Die Theologie und ihre kirchlichen Institutionen sind in die europäische Herrschafts- und Bewußtseinsgeschichte verflochten. In der Schrift hat dieser Sachverhalt im Kelchsymbol seinen angemessenen und deutlichen Ausdruck gefunden.
War Saulus nicht ein V-Mann (zunächst der Hohepriester, der Sadduzäerpartei, dann, in durchaus realistischer Einschätzung der Machtverhältnisse, der Römer (der Mord an Stephanus, die „Bekehrung“ und der Namenswechsel)? Und hängt nicht die Logik des Ermittlungs-, Fahndungs- und Anklageapparats (Bundesanwaltschaft und BKA) mit dem Stand der verdrängten Logik des christlichen Dogmas (mit dem gegenwärtigen Stand der Bekenntnislogik) zusammen? Paulus war der erste Agent des Weltgeistes, als dieser – herrschaftsgeschichtlich bedingt – vom offenen zum konspirativen Handeln (vom Handeln im Angesicht zum Handeln hinter dem Rücken: zur Geschichte der „vollendeten Tatsachen“) überging. Der Welt, die der Inbegriff dieser vollendeten Tatsachen ist, hat das etablierte Christentum das Überleben ermöglicht und gesichert. -
9.4.1995
Nehmen die Kerubim in der Paradieses- und Sündenfall-Geschichte und in der Vision des Ezechiel die Stelle ein, die im Schöpfungsbericht die Feste des Himmels einnimmt? (Der Herr der Heerscharen ist der, der auf den Kerubim thront; aber: der Himmel ist sein Thron, die Erde der Schemel seiner Füße.)
Bei Ezechiel kommt der Name des Himmels nur als Äquivalent der göttlichen Gesichte und als Attribut der Vögel und der Sterne vor (und nicht als der Thron). – Und in der Paradieses- und Sündenfall-Geschichte? Hat die Schlange etwas mit der Feste des Himmels, die die oberen von den unteren Wassern scheidet, und mit den großen Seetieren zu tun (am Ort der Scheidung, am Eingang des Paradieses, lagern die Kerubim)?
Wenn am Ende der Himmel wie eine Buchrolle sich aufrollt: Ist das das Buch, das der Apokalyptiker ißt, und es ist „im Munde süß, im Magen bitter“? Im Munde süß: Ist das nicht die sapientia?
Haftet nicht an der Lehre von den vier Elementen (und den vier humores) der Mangel, daß das Bittere und das Süße darin nicht vorkommt (nur die äußeren, quasi physikalischen Qualitäten: trocken und feucht, warm und kalt)?
Grimm und Zorn sind durch ihre Richtungsdifferenz zu unterscheiden: Was als Zorn nach außen sich kehrt, geht als Grimm nach innen.
Die Beziehung des Kelches zu den subjektiven Formen der Anschauung gründet in der beiden gemeinsamen Abstraktion von der Gottesfurcht.
Haben die Verben erschaffen, creare und ktizein (hebr. bara) außer ihrer gemeinsamen Bedeutung auch gemeinsame Konnotationen?
Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit – endlich lesen? Reflektiert nicht der Begriff der Öffentlichkeit die Herrschaft des männlichen Blicks (den objektivierenden Bann des Weltbegriffs), und sein „Strukturwandel“ die Geschichte dieses männlichen Blicks? Gründet der habermassche Begriff der Kommunikation, des Diskurses, sein Begriff der Objektivität als Intersubjektivität, nicht in dieser Konstellation, auch seine Weigerung, Natur in die Reflexion mit aufzunehmen? Zugrunde liegt die Neutralisierung der dialogischen Struktur der sprachlich fundierten Objektivität, die Leugnung des Lichts (oder die Leugnung der Scham, der Wurzel der asymmetrischen Struktur des Begriffs der Objektivität, auch der „Öffentlichkeit“: die Scham ist zusammen mit ihrem objektivitätsbegründenden Pendant, dem Weltbegriff, der Grund der Asymmetrie zwischen mir und dem Andern).
Kritik des Absoluten: Das Eine ist nicht nur das Andere des Anderen. Die Beziehung des Einen zu seinem Anderssein (zu seinem Sein-für-Andere) ist asymmetrisch: Die Scham bezeichnet die Grenze. Die Idee des Absoluten leugnet diese Schamgrenze; sie begründet den Objektbegriff und eröffnet das Reich der Gemeinheit.
Urbild der Gemeinschaft ist die Schicksalsgemeinschaft: die Volksgemeinschaft. Zu den Gründen jeder Gemeinschaft gehört die Bekenntnislogik; wie diese ist die Gemeinschaft ein Produkt der Vergesellschaftung, kein Ausweg daraus. Die Gemeinschaft transformiert die Asymmetrie der Scham ins Kollektiv: Der schambegründende (und so die Gemeinschaft „zusammenschweißende“) Außenblick wird dingfest im Feindbild (dem stärksten Kitt jeder Gemeinschaftsbildung).
Die raf hatte diese ungeheure Bedeutung, dem Feind im Innern der Gemeinschaft ein Symbol zu geben. In dieser neuen Konstellation, die die Nachkriegsära kennzeichnet, gehört zur Gemeinschaft als Gegenbild die Bande (Produkt der Externalisierung der Familienbande). – Gehört nicht auch Stammheim zu den Metastasen von Auschwitz (und ist das, was hier geschehen ist, deshalb so schwer aufzuarbeiten)? Fast macht es schon keinen Unterschied mehr, ob die Tode von Stammheim auf Mord oder Selbstmord zurückzuführen sind: Auch der Selbstmord wäre nur als induzierter Selbstmord in einem ungeheuren vorurteils-logischen Konstrukt, das längst beide Seiten ergriffen hatte, zu begreifen. Das dämonische Zwielicht und die dämonische Zweideutigkeit, die diese Ereignisse kennzeichnen (und die es so schwer machen, Taten der raf und das Handeln der Geheimdienst des Staates auseinander zu halten), beherrschen die ganze Nachgeschichte über die Startbahn-Morde bis hin zu Bad Kleinen (über Ingo Herbst zu Steinmetz). Adornos Satz, daß die Welt sich immer mehr der Paranoia angleicht, die sie doch zugleich falsch abbildet, läßt sich an der Geschichte des linken Terrorismus in Deutschland wie an einem Laborfall studieren.
Umkehrung der transzendentalen Logik: Hat nicht die Bundesanwaltschaft die selffulfilling prophecy (oder auch das double bind) längst zu einem technischen Instrument der Erkenntnisgewinnung (der „Ermittlung“) und der technischen Beherrschung der Strafverfahren gemacht (und das Urteil am Ende zu einem synthetischen Urteil apriori)?
Was bedeutet es, wenn in der speziellen Relativitätstheorie ein empirisches Moment zu einem apriorischen des Systems geworden ist? In welche Beziehung werden die Kategorien Ding und Ereignis gerückt (Tatsache: der Begriff ist im 18. Jhdt aus dem engl. matter of fact, dieser aus dem lat. res facti entstanden)?
Beziehung der „Sünde der Welt“ zu den „subjektiven Formen der Anschauung“ (Kritik der Form des Raumes): Den Begriff der Sünde aus dem autoritären Kontext (aus dem Blick des Herrn) herauslösen. -
8.4.1995
Waren die Tempel nicht schon in ihrem Ursprung Währungszentralen (Zentralbanken), und damit Institute des Mythos ebenso wie der Aufklärung, oder genauer: der Einheit von Mythos und Aufklärung?
Barmherzigkeit, nicht Opfer. Dieser Satz ist der genaueste Ausdruck des Bewußtseins, daß die Opfer das nicht leisten konnten, was sie der Intention nach leisten sollten: die Schuld aufzuheben, deren Zentrum die Tempel selber waren. (Nach welchen Kriterien wurden die Opfertiere bestimmt; welche Bedeutung hatte die Auslösung der Erstgeburt?)
Skylla und Charybdis: Wenn die EU als Währungsunion sich konstituiert, wird sie zum Schwarzen Loch, das das All in sich aufsaugt; wenn es ihr jedoch nicht gelingt, werden sich die destruktiven Kräfte nach innen wenden, wird sie zum Zentrum eines Urknalls.
Bezieht sich nicht das Anschauen seit der aristotelischen theoria auf den männlichen, den urteilenden Blick (und hat nicht Fichte das reine Sein als das reine Anschauen begriffen)?
Das kantische Konzept vom ewigen Frieden enthält einen Fehler, der innerhalb der kantischen Philosophie nicht zu beheben ist. Dieser Fehler ist vergleichbar mit dem in den Prämissen der Kant-Laplaceschen Kosmologie. In beiden Fällen wird das bürgerliche Prinzip der Selbsterhaltung (des Selbstinteresses) zugrunde gelegt, dessen Logik sowohl das politische Konzept als auch den Naturbegriff beherrscht, in dem sie durch die transzendentale Ästhetik, durch die subjektiven Formen der Anschauung repräsentiert wird. Raum und Zeit rücken die gesamte Natur in das Licht der Selbsterhaltung, während es erst beginnt interessant zu werden, wenn man fragt, wovon abstrahiert werden muß, um diesen Blick zu etablieren. Eine (in der Gesellschaft wie in der Natur) auf Verfassung und Gesetz gründende Form der Herrschaft hat Herrschaft nicht überwunden, sondern nur ins Unkenntliche (in den blinden Fleck der Subjektivität) verschoben.
Die der kantischen Philosophie zugrunde liegende Verknüpfung von Selbsterhaltung und Autonomie ist insofern bloßer Schein, als unterm Gesetz des Kapitalismus auch die Selbsterhaltung (durch das Instrument der Lohnarbeit) noch instrumentalisiert worden ist und Autonomie im kantischen Sinne nicht mehr mit einschließt. Übriggeblieben sind von der Autonomie nur noch die Geldwertstabilität und die Sicherung des Standorts Deutschland, die materiellen Grundlagen des Nationalismus.
Wo liegt das Natur-Äquivalent der Produktivitätssteigerung (der Steigerung der Ausbeutung und Intensivierung der Zwänge), ohne die die Geldwertstabilität nicht zu haben ist? (Welche Bedeutung hat die Gravitationstheorie für die Mechanik? Was verbirgt sich hinter den Erhaltungssätzen der Physik?)
Waren nicht die Tempel Instrumente zur Etablierung des Tauschprinzips?
Wäre der naturwissenschaftliche Erkenntnisprozeß nicht so weit vorzutreiben, daß er wieder in sinnliche Erfahrung umschlägt: so daß er erneut die Fähigkeit freisetzt, die Zeichen des Himmels zu erkennen? (Vgl. den Zusammenhang der Wolken des Himmels mit den Vögeln des Himmels, den Sternen des Himmels und den Himmelsheeren. Der Turm von Babel sollte bis an den Himmel reichen.)
Zur Vision des Ezechiel gehören neben dem Antlitz des Menschen das des Stiers, des Löwen und des Adlers. Hiervon war nur der Stier ein Opfertier, sein Korrelat war der Löwe (zum Bilde des Tierfriedens gehört der Löwe mit dem Rind). Woher stammt das Motiv, das Josef Pieper einmal über eine Sammlung von Thomas-Sätzen gesetzt hatte: Das Auge des Adlers?
Das noachidische Nahrungsgebot unterscheidet sich vom adamitischen auch dadurch, daß die Tiere (zusammen mit dem Institut des Opfers?) von Adressaten zu Objekten des Nahrungsgebots geworden sind; die Erinnerung daran, daß sie einmal zu den Adressaten gehörten, erscheint nur noch im Verbot des Blutgenusses (das in der frühen Kirche noch erinnert wird, zusammen mit dem Verbot, Opferfleisch oder Fleisch von Ersticktem zu essen). Wann und von wem wurde die vom Apostelkonzil in Jerusalem für die Heiden getroffene Regelung durchbrochen oder aufgehoben?
Das ungeheure Bild, daß Nebukadnezar am Ende wie ein Tier wird und Gras frißt wie ein Rind, d.h. daß er nicht mehr die Früchte genießt. Hat das nicht mit der Säkularisationsgeschichte, mit der Geschichte der Verweltlichung der Welt, mit dem historischen Objektivationsprozeß, zu tun? Das Rind symbolisiert das Joch, das im Weltbegriff universal wird.
Das Verbot, mit Rind und Esel gemeinsam zu pflügen, bezieht sich auch auf die paradigmatische Herrschaftssituation, auf das Verhältnis von Hinter dem Rücken und vollendeten Tatsachen. Diese vollendeten Tatsachen sind das Joch, das andern auferlegt wird, durchsichtig zu machen nur, wenn man dieses Joch als Sünde der Welt (als Last) auf sich nimmt, sich selbst als ihren Urheber begreift. Bezieht sich hierauf das Verhältnis der „Welt, die euch haßt“ zum Parakleten, der euch alles sagen wird? Vgl. die Konstellation Rind/Esel und die sie ergänzende Esel/Lamm: Erst im Lamm (das für die Erstgeburt des Esels eintritt und dann würdig ist, die sieben Siegel zu lösen) wird die Stummheit sprachfähig. Ist nicht Joh 129 die Grundlage sowohl des johanneischen Logos als auch des Parakleten?
Die Vergöttlichung Jesu, das homousia, hat der Nachfolge den Boden entzogen. Nach Hermann Cohen sind die Attribute Gottes keine Attribute des Seins, sondern Attribute des Handelns. Unter diesem Motto steht der Titel Gottessohn.
Die ganze Schrift ist Prophetie: Prophetie in symbolischem Gewande. Das Symbolische ist hierbei nur ein anderer Ausdruck dafür, daß der Indikativ der biblischen Texte (das Gegenständliche, Historische) zugleich ein Imperativ ist, dessen Erfüllung noch aussteht. Hieraus ergibt sich zwanglos die Bedeutung von Jer 3134, daß unter dem neuen Bund keiner mehr den andern belehren wird, da alle Gott erkennen. Voraussetzung wäre, daß die Gotteserkenntnis von jeder Apolegetik, von allen Rechtfertigungszwängen sich befreit hat (die Arglosigkeit der Tauben).
Dogma und Inertialsystem: Schulen sind generell der Verführung durch die Bekenntnislogik ausgesetzt. Das gründet darin, daß der originäre Erkenntnisprozeß selber nicht vermittelbar, nicht übertragbar ist. Das gilt insbesondere auch schon für den Erkenntnisfortschritt der Naturwissenschaften (der insoweit mit dem Dogmenbildungsprozeß vergleichbar ist). Der Lichtpunkt in der Entdeckung einer neuen Erkenntnis wird mit seiner mathematischen Formulierung in das Feuer zurückgenommen und hinterläßt die Asche des Ergebnisses, das dann (wie eine Ansteckung) übertragbar ist. Mit dem Dogma, mit der Formel, scheidet sich die Asche vom Licht: Der Objektbegriff ist der Inbegriff dieser Asche (und seine historische Wurzel: die Opfertheologie, das Feuer).
Die Antinomien der reinen Vernunft bezeichnen genau den Punkt, an dem die Herkunft der Asche aus dem Feuer erkennbar wird (Hegel hat auch dieses Feuer noch instrumentalisiert). – Memento homo, quia pulvis es et in pulverem reverteris.
Vision: Hat nicht das Gesicht etwas mit dem Angesicht zu tun? Wenn Friede und Gerechtigkeit sich küssen, dann wird das Angesicht zum Gegenstand des Gesichts, dann wird das Angesicht leuchten über uns.
Das Wissen, das auch aus dem Sehen hervorgeht, terminiert in den subjektiven Formen der Anschauung; das Gesicht (die Vision) terminiert im Angesicht.
Erinnerungsarbeit, die Errettung der vergangenen Zukunft oder das sprachliche Wesen der Dinge.
Negative Trinitätslehre:
– Der Antisemitismus (das Feindbild-orientierte Denken) leugnet den Vater,
– die Ketzerfeindschaft (die Paranoia, der Verfolgungswahn) leugnet den Sohn,
– der Hexenwahn (die Frauenfeindschaft) leugnet den Heiligen Geist; aber nur von der Sünde wider den Heiligen Geist heißt es, daß sie weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben wird.
Die negative Trinitätslehre ist der einzige Schutz gegen die Verführung durch projektives Denken und seine Logik, die Bekenntnislogik. -
7.4.1995
Es gibt einen Naturgrund sowohl der Herrschaft als auch der Schrift. Der Begriff ist der gekreuzigte Name (damit die Schrift, genauer: die Logik der Schrift, erfüllt werde): Im Kontext von Joh 129 erweist sich der Name des Logos als Ausdruck der benennenden Kraft der Sprache. Realhistorisch wie auch im Realsymbol des Kreuzestodes ist der Name gekreuzigt, gestorben und begraben, ist er nur als Erinnerung: als Begriff noch gegenwärtig (der Begriff ist das durch die Logik der Schrift vergegenständlichte Wort). Diese Erinnerung verhält sich zum vergangenen Ereignis wie der Begriff zum Objekt: Sie erreicht es nicht, bezeichnet es bloß. Raumfahrt: der Greuel der Verwüstung am heiligen Ort. Ursprung der Theologie: Tod und Auferstehung Jesu haben sich angeboten als symbolische Lösung eines logischen Problems in der Ursprungsgeschichte der philosophischen Aufklärung (eines Problems, das in ihrer Beziehung zur Herrschaftsgeschichte im Kontext des Römischen Reiches entstanden ist). Grund dieser symbolischen Lösung war die Vergegenständlichung und Neutralisierung des Opfers, sein Preis dessen Verinnerlichung (das Opfer der Vernunft). Ist nicht der Tod der Initiator der Kunst wie des Mythos? Und wenn Paulus auf das Seufzen und die Wehen der ganzen Schöpfung hinweist: verweist er damit nicht auf das innerste Geheimnis der Kunst wie des Mythos? Die ungeheure Bedeutung der kantischen Antinomienlehre liegt darin, daß sie eine Beziehung der transzendentalen Ästhetik, der subjektiven Formen der Anschauung, zur Sprache herstellt. Ist die affirmative Trinitätslehre eine Verkörperung der drei Versuchungen Jesu, und weisen diese nicht zurück auf die drei Vorphasen des Sechstagewerks (tohuwabohu, Finsternis über dem Abgrund und den über den Wassern brütenden Geist Gottes)? Kann es sein, daß die ersten beiden Schöpfungstage auf das tohuwabohu, der dritte und vierte auf die Finstenis über dem Abgrund und der fünfte und sechste auf den Geist über den Wassern sich beziehen? Hinter dem Rücken: Ist der Verdacht gänzlich unbegründet, daß der Verfassungsschutz sowohl im Fall der Startbahnmorde als auch jetzt im Verfahren gegen Birgit Hogefeld die vollendeten Tatsachen geschaffen hat, die in den beiden Fällen die Anklage begründe(te)n. Was beim Celler Loch mißglückt ist, kann das nicht auch hier versucht worden sein? Wenn man davon ausgeht, daß es keine Erfindungen ohne fundamentum in re (ohne Naturgrund) gibt, dann lassen sich auch Barbaren und Wilde als Erfindungen bezeichnen. Erfindungen sind zweckorientierte technische Verfahren der Naturbeherrschung; dieser Definition entsprechen auch die Namen der Barbaren und Wilden, die beide als projektive Formen der Verarbeitung von Erfahrungen im Interesse politischer Ziele (als Produkte des Vorurteils) sich begreifen lassen. Vorurteile sind Techniken der Naturbeherrschung auf der Basis der zweiten Natur. Antisemitismus und Xenophobie lassen ohne diesen technischen Aspekt nicht sich begreifen. Seit je war Rechtfertigung, war die legitimatorische Begründung des Bestehenden, war Apologetik nur möglich im Kontext von Vorurteilsstrukturen. Die transzendentale Logik Kants war der erste Versuch der Selbstreflexion dieser Vorurteilsstrukturen. Erster Grundsatz der Ästhetik: Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten, daß sie nackt waren. Und der öffentliche Blick, der die Scham erweckt, ist immer noch der männliche Blick. Hören und Sehen, Gesicht und Wort: Die Unterscheidung Seines Bildes vom Bilde Gottes in der Geschichte der Erschaffung des Menschen (in denen Gott als Subjekt und als Objekt erscheint): Hat sie vielleicht ein Echo in der Vision des Stephanus, der „die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen“ sah und ausrief: „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen“. Verhalten sich die Herrlichkeit Gottes und Jesus zum offenen Himmel und zum Menschensohn wie Sein Bild zum Bilde Gottes? – Paulus wurde nur entrückt, er hat nicht den Himmel offen gesehen. Aber gehört vielleicht die unterschiedliche Fassung der Bekehrung Pauli in Apg 9 und 22 in diesen Zusammenhang (haben die Begleiter die Erscheinung gesehen oder gehört)? In den gleichen Zusammenhang gehören die beiden Stellen in der Paradieses-Geschichte: Sie waren nackt, und sie schämten sich nicht, und: Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren. – „Wenn dies zu geschehen anfängt, so richtet euch auf und erhebt euer Haupt: denn es naht eure Erlösung“ (Lk 2128). Wenn es in der Dialektik der Aufklärung heißt, daß die Distanz zum Objekt vermittelt ist durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt: Bezeichnet das nicht auch ein sprachliches Phänomen? Apokalyptik: Die Erfindung der Tiefenzeit (und die homogene Zeitvorstellung) ist eine Existenzbedingung des Tieres. Und ist nicht die Abtreibungsdebatte der Versuch der projektiven Verarbeitung eines apokalyptischen Sachverhalts? Erst im Kontext des Weltbegriffs gibt es den diabolos. Und die Engel- und Dämonenlehre (im Kontext der Apokalyptik) gehört zur Vorgeschichte der transzendentalen Logik.
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6.4.1995
Naturwissenschaften als Umkehr der Prophetie: Theoretisches Handeln (das Handeln des Begriffs und die Entfaltung der Raumvorstellung) ist symbolisches Handeln, das umso wirksamer ist, als es namenlos ist: Es hat kein Bewußtsein seiner selbst. Die Reversibilität aller Richtungen im Raum ist das Produkt der Neutralisation der Umkehr und zugleich Symbol der Zerstörung der benennenden Kraft der Sprache (darauf bezieht sich das Wort vom horror vacui, den wir längst erinnerungslos verinnerlicht haben). Die Geschichte der Entfaltung der Raumvorstellung gehört zur Geschichte der Konfessionalisierung des Symbolums. Die Säkularisierung aller theologischen Gehalte: Das ist schon geleistet in den Naturwissenschaften. Umkehr- und Spiegelpunkt dieser Geschichte war das Symbolum (das Dogma, in dem die Vergangenheit verdrängt, die Zukunft verdunkelt, der prophetische Geist gelöscht wurde). Der verworfene Eckstein: Joh 129. Das Symbolum ist die Erinnerungsspur des vergessenen Traums des Nebukadnezar.
Die Reversibilität aller Richtungen im Raume und die Neutralisierung der Unterschiede zwischen den einander entgegengesetzten Richtungen ist eine Folge der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit, sie ist das Werk der Neutralisierung aller theologischen Gehalte.
Woher stammt der Ausdruck „nordische Rasse“? Hat er etwas mit der biblischen Richtungssymbolik zu tun (mit dem Norden der Schrift)?
Ist nicht die Idee des Absoluten der Inbegriff der vergessenen göttlichen Namen, auf die die sechs Richtungen des Raumes nach einer kabbalistischen Tradition versiegelt sind?
Die Sodomie ist ein anderer Ausdruck für Xenophobie: Auch der Fremdenhaß hat etwas mit der Unzucht mit Tieren zu tun.
Verweisen nicht die Frauen im Stammbaum Jesu darauf, daß im Christentum (aufgrund seiner Beziehung zum Weltbegriff und durch die Kraft des Neutrum) das Fremdheitsmotiv auf die Frauen übertragen worden ist und seitdem durch sie repräsentiert wird? Merkwürdig auch die Rolle der Frauen in den drei Xenophobie-Geschichten: In Sodom Lots Frau und Töchter, in Jericho die Hure Rahab und in Gibea die bethlemitische Nebenfrau des Leviten.
Die Schrift ist ein durchsichtiger Körper, dessen Dimensionen im Objektivationsprozeß um den Preis der Verdunkelung des Körpers herausgearbeitet worden sind.
Zur Abtreibungsdebatte: Der Biologismus der kirchlichen Sexualmoral ist nicht weit vom Rassismus. Das Keuschheitsgebot scheidet sich wie das Gehorsamsgebot am Weltbegriff: Im Bann der Logik des Weltbegriffs sind sie Instrumente der Neutralisierung (der Desexualisierung und Dinge und ihrer Entfremdung gegen die Sprache), während sie im Lichte der göttlichen Verheißungen als Grund der Gewaltkritik und als Mittel der Barmherzigkeit sich enthüllen. Die gnadenlose und gewaltevozierende Abtreibungsdebatte ist ihr eigener Gegenstand, sie weiß es nur noch nicht.
Die Verwandlung des Singulars tän hamartian in den Plural peccata mundi bezeichnet genau den Ursprung des Symbolon: Die (gegenwärtige) Sünde der Welt ist in der gleichen Bewegung zu „Sünden der Welt“ vergegenständlicht und pluralisiert worden, als die symbolische Erkenntnis durch ihre Dogmatisierung ins Vergangene des toten Bekenntnisses verdrängt worden ist (Sterben: ire ad plures).
Islamisierung und und Objektivationsprozeß: Das All ist das Viele, das dem Prinzip der Einheit unterworfen worden ist. Bezieht sich hierauf (und auf die logische Beziehung von Materie und Form, die im Inertialsystem sich vollendet) der Begriff der Unzucht? -
5.4.1995
Wie verhält sich die Geschichte von Simon von Cyrene, der das Kreuz Jesu auf sich nimmt, zum Nachfolgegebot, in dem es heißt, daß, wer sein Jünger sein will, „sein Kreuz“ auf sich nehmen und ihm nachfolgen soll. Ist das Kreuz (das eigene wie das Kreuz Jesu) das Kreuz aller (vgl. die „Sünde der Welt“)?
Simon von Zyrene war der Vater des Alexander (in Ephesus?, vgl. Apg 1933, 1 Tim 120, 2 Tim 414) und Rufus (in Rom, mit seiner Mutter, Röm 1613).
Zyrene war die Hauptstadt der Cyrenaika, des heutigen Libyen (seit 67 v.Chr. Teil der röm. Provinz Kreta, Sitz einer starken jüdischen Bevölkerungsgruppe, mit einer eigenen Synagoge in Jerusalem).
Ist die Philosophie der Schlaf der Welt und das Dogma der Traum des Nebukadnezar? (Gibt es nicht auch eine inhaltliche Beziehung des Traums zum Dogma und seiner Geschichte? Vgl. die Materialien des Standbilds, das N. in seinem Traumgesicht schaute: Gold, Silber, Erz, Eisen, Eisen/Ton, die die Phasen der Aufklärungsgeschichte symbolisieren. Am Ende hat N. Gras gefressen wie das Rind.)
„Laß leuchten, Herr, Dein Angesicht“: Gilt der Satz, daß die Attribute Gottes im Imperativ stehen, nicht auch für diesen Vers?
Paranoia: Kann es sein, daß (spätestens seit Stammheim) auch in der SPD nur noch Leute etwas werden können, die den Geruch der Komplizenschaft an sich tragen (nach Hans Jochen Vogel jetzt Scharping, dessen Behörden den V-Mann Steinmetz betreuten)?
Staatsräson: Denn also schloß er messerscharf, daß nicht sein kann, was nicht sein darf.
Weder rechtfertigen die Taten der raf die Mittel, mit denen sie verfolgt wurde, noch rechtfertigen diese Mittel nachträglich die Taten. Hätte die raf die Nazizeit begriffen, hätte sie auch die Phantasie gehabt, die Folgen ihrer Taten sich vorzustellen. Selbst wenn die raf geglaubt hat, durch den Hinweis auf die Reaktionen des Staates den sinnlichen Beweis seines faschistischen Wesens führen zu können: Wer die Nazizeit erfahren hat, weiß, daß dieser Beweis nicht genügt. Es muß auch eine Öffentlichkeit geben, die bereit und fähig ist, diesen Beweis wahrzunehmen. Wer die Wahrheit nur alleine kennt, kennt sie nicht. An den Gemeinheitskern politischer Gewalt reichen terroristische Aktionen nicht heran (vgl. Lyotards Rekonstruktion des perfekten Verbrechens: das ungeheure politische Gewicht des „falschen Zeugen“, Erbe der „List der Vernunft“).
Binden und Lösen: Die Rekonstruktion der benennenden Kraft der Sprache setzt die Kritik der Raumvorstellung voraus. Hierauf bezieht sich das Symbol der Befreiung von den sieben unreinen Geistern und der Lösung der sieben Siegel. Zwischen Name und Begriff steht der Raum, der Namen in Begriffe verwandelt, während seine Reflexion den Bann des Begriffs löst und den Namen freisetzt. Der Raum domestiziert den Fremden, indem er ihn zum Anderen macht (das individuelle Korrelat des Namens zum allgemeinen Nicht-Ich).
Nackte Tatsachen: Wer (wie der Staat) hinter dem Rücken der andern handelt, stellt sie vor vollendete Tatsachen. Alle Tatsachen haben ihre Urheber, und dazu gibt es zwei Verhaltensweisen:
– Sich mit den Tatsachen abfinden, sie (wie Kant die Empfindungen) unterm Gesetz des Eigeninteresses als schicksalhaft „gegeben“ ansehen, oder
– sie (im Licht des emanzipatorischen Interesses) als Gegenstand der Reflexion und als Grundlage der Selbstaufklärung und des verändernden, eingreifenden Handelns begreifen .
Was haben die „vollendeten Tatsachen“ mit der Sünde der Welt zu tun? (Hegels Logik ist die Selbstreflexion der Sünde der Welt.)
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie