September 1995

  • 2.9.1995

    Der Satz „verum, unum et bonum convertuntur“ ist der Statthalter des Staates in der Metaphysik. Sind das unum und bonum nicht zwei Vergewaltigungen des verum?
    Negative Trinitätslehre: Ist nicht der Zusammenhang von Sexismus und Antisemitismus (Ruth) ein Beleg für die Logik der doppelt asymmetrischen Spiegelung? Das Christentum hat diesen Zusammenhang ergänzt und zur Bekenntnislogik stabilisiert durch die die Dogmengeschichte begleitende Verurteilung (und Verfolgung) des Verrats, der Häresien, der Ketzer. Bezieht sich hierauf das Symbol vom Unzuchtsbecher (ist die Bekenntnislogik der Unzuchtsbecher)?
    Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist ein heiliger Boden (Ex 35): Wenn das Attribut der Heiligkeit die Eigentumsfähigkeit und die Idee des Ewigen die Vergangenheit einer Sache (ihre Instrumentalisierung, ihre Verfügbarkeit) ausschließt, dann ist der Weltbegriff die Verkörperung des Unheiligen und des Zeitlichen schlechthin. Deshalb sind Säkularisierung und Verweltlichung identisch. Aber war nicht der Dogmatisierungsprozeß der Prozeß der inneren Verweltlichung des Heiligen und des Ewigen? Und umgekehrt: Verweist nicht der Name des Himmels auf die Grenze der Eigentumsfähigkeit und der Vergangenheit in der Schöpfung (eine Grenze, die durch das Theologumenon von der creatio mundi ex nihilo verwischt worden ist)? Instrument der Säkularisierung, der Verweltlichung, ist die transzendentale Ästhetik (Inbegriff der subjektiven Formen der Anschauung) als Grund des „Reichs der Erscheinungen“, der „Welt“. Natur und Welt sind ästhetische Kategorien (Idee einer Geschichtsschreibung, die den Toten und ihrem Verlangen nach Errettung ihre Stimme leiht).
    Die kirchliche Sündenlehre (die sich fälschlich auf Ezechiels Individualisierung der Schuld beruft) hat das elliptisch-kritische Wort „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ durch Übersetzung in den Indikativ ins Affirmative gewendet, es gleichsam zum Grundgesetz der Exkulpation gemacht. Das Wort macht jedoch Sinn nur post festum, im Hinblick auf vergangenes Tun; ante festum, als apriorischer Freispruch aller Unwissenden, ist es unbrauchbar. Einmal ausgesprochen, ändert es die Situation vollständig: Wer es vernommen hat, kann sich nicht mehr darauf berufen. Einmal ausgesprochen, artikuliert es die Pflicht, sich aus dem Zustand dieser Unwissenheit herauszuarbeiten: die Pflicht zur Selbstaufklärung. Seitdem ist Nichtwissen schuldhaft. Auch darauf bezieht sich das Wort von der Sünde wider den Heiligen Geist, die weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben werden kann.
    Der Unterschied zwischen Imperativ und Indikativ im Hinblick auf die Attribute Gottes hängt mit dem Unterschied zwischen der zweiten und der dritten Person zusammen. Der versteckte Imperativ des an die zweite Person gerichteten Indikativs verwandelt das Handeln in ein „Geschehen“, transponiert die zweite in die dritte Person, über die verfügt wird, macht sie zum Objekt, während der prophetische Imperativ (der Indikativ der Lehre) in der dritten Person die zweite erweckt, sie zum Subjekt macht.
    Beispiele für den Indikativ der Lehre sind Sätze wie: „Heute fühlen sich alle ungeliebt, weil keiner mehr zu lieben fähig ist“, oder „Nur wer die Last auf sich nimmt, befreit sich von ihr“. Der Imperativ, der in ihnen steckt, öffnet den Weg der Befreiung.
    Der Zustand der Welt läßt sich daran erkennen, daß in dem Augenblick, in dem die Armut allgemein wird, sie nicht mehr erkennbar ist, ein Zustand, der die Wahrnehmung der Armut als Ideologie dem Rechtfertigungszwang (der die Armut leugnet) unterwirft.
    Öffentlichkeit ist heute der Versuch, die Rechtfertigungszwänge der Herrschenden zu Grundprinzipien der Sprachlogik zu machen. Aus sprachlogischen Gründen gibt es keinen „herrschaftsfreien Diskurs“; was nottut, ist allein noch die Reflexion von Herrschaft, die nicht ein für allemal geleistet werden kann, sondern unter dem zeitlichen Gebot der Aktualität steht (das „Licht der Welt“ hat die Dunkelheit der Welt, die in den historischen Prozeß verflochten ist, als Maß). Darin gründet der „Zeitkern der Wahrheit“.
    In diesem Kontext wird erkennbar, was mit dem Durchschlagen des Knotens gemeint war, und weshalb der Knoten, den Alexander durchschlagen hat, heute zu lösen ist.
    Die List der Vernunft ist (auch bei Hegel) der Quellgrund ihrer Dummheit. Gegen sie hilft allein die List der Märchens, die diese Dummheit durchschaut und daraus ihre Handlungskompetenz gewinnt.
    Der Himmel ist Sein Thron, aber zugleich ist Gott der, der auf den Cheruben thront: Was haben die Cherubim mit dem Himmel, und was hat die Merkaba mit dem Wagen im Lied der Lieder zu tun?
    Erscheint das „er sah, er hörte und er gedachte“ nur (oder erstmals) im Lied der Lieder, und hat das „er gedachte“ etwas mit der Schnittstelle zwischen dem Hören und Sehen zu tun (mit dem Licht)?
    Ihr seid das Licht der Welt: Dieser Satz setzt voraus, daß die Welt die Dunkelheit ist und wir das Licht in sie bringen müssen. Das Dunkel wäre anhand der Nazizeit, der Folterstätten der Militärdiktaturen oder der Ereignisse in Bosnien zu demonstrieren. Wäre hier das Licht der Welt nicht eines, das dieses Geschehen so hell und durchsichtig macht, daß es den Mördern die Waffen aus der Hand schlägt (oder das die Mörder auf eine Weise erkennen läßt, was sie tun, daß ihnen die Waffen aus der Hand fallen)?
    Gehört die doppelt asymmetrische Spiegelung nicht zu den Hilfsmitteln, die die Rätsel der Merkaba-Vision einer Lösung näher zu bringen vermöchte?
    Kritik der Grünen: Kann es nicht sein, daß die punktuellen Widerstandsleistungen zwar den poltischen Erfolg der Grünen zu erklären vermögen, während sie zugleich real dazu beitragen, das System zu weitergehenden Modernisierungen anzureizen, deren wirkliche Wurzeln im Dunkeln bleiben und deren Folgen verdrängt und nicht gesehen werden?
    Rückt das „ex nihilo“ in der Vorstellung der creatio mundi nicht die Sache selbst in eine falsche Zeit-Perspektive: Die Welt ist nicht aus Nichts geschaffen, sondern die Welt ist das Instrument der Selbstzerstörung, das Instrument der Erzeugung des Nichts. Das Nichts steht nicht am Anfang, sondern am Ende der Welt (aber aus diesem Nichts ist die Welt erschaffen).
    Die jüdische Mystik ist eine Apokalyptik im Gewande der Schöpfungslehre.
    War nicht der Faschismus der Urknall, in dem der moralische Kosmos explodiert ist? Die Welt, in der wir leben, ist die Welt, die dieser Urknall hinterlassen hat.
    Das Christentum ist in die Opferfalle hineingelaufen, aus der es nicht mehr herauskommt. Diese Opferfalle ist nicht vom Christentum hervorgebracht worden, sie hat sie vorgefunden: in der politisch-ökonomischen Situation des Römischen Reiches, deren logischer Indikator der Weltbegriff war.
    Binden und Lösen: Zum Weltbegriff gehört die ungeheure Dialektik von Opfer und Königtum. Das Christentum hat diese Dialektik theologisiert, nicht aufgelöst.

  • 1.9.1995

    Haben die Pforten der Hölle etwas mit dem Tor, dem Ort der Versammlung und des Gerichts (mit der ecclesia), zu tun? War die agora das ins Innere der polis verlegte Tor, und entspringt der Handel dem Bereich des Gerichts?
    Die ecclesia, die Kirche, war eine säkulare, keine religiöse Institution, die Nachfolgerin der Versammlung am Tor. Wie weit klingt das im neutestamentlichen Gebrauch des Begriffs der ecclesia noch nach (insbesondere bei Mt, in der Apg und in der Off)? Das mulier taceat in ecclesia wäre dann nicht auf den sakralen Ort, sondern auf diese „Versammlung“ zu beziehen. Daß die Kirche dann Nachfolgerin des Tempels (mit Opfer und Allerheiligstem) geworden ist, läßt sich aus ihrem Ursprungsbegriff nur im Kontext ihrer kosmologischen (weltkonstituierenden) Funktion ableiten. Die Resakralisierung der Kirche, der neue Opferbegriff, war das Korrelat der Verzauberung der Welt, die das Objekt und die Voraussetzung der modernen Aufklärung war.
    Ecclesia wird in der Regel in der Apostelgeschichte mit Kirche, in der Johannes-Apokalypse hingegen mit Gemeinde übersetzt. Werden hier nicht Spuren verwischt? Seit diesem Präzendenzfall glauben Theologen und andere kirchliche Autoritäten (seit dem Ende des Faschismus auch Laien, an denen Adorno schon wahrgenommen hat, daß sie heute bereits so schlau sind wie früher nur ein Kardinal) den Autoren der Schrift vorschreiben zu können, was sie „eigentlich“ gemeint haben.
    Der Protestantismus hat aus der zum Tempel gewordenen Kirche eine Synagoge (den Ort einer neuen Nationalreligion) gemacht.
    Wann und auf welche Weise ist aus der Versammlung am Tor das synhedrion, der Hohe Rat, geworden? Hat nicht Pilatus wieder am Tor gesessen, mit der Versammlung als Chor? War das der Gründungsakt der Kirche?
    Der Weltbegriff begründet und sanktioniert den Konkretismus und die Personalisierung (Personalisierung und Konkretismus sind die Verführungen zur Sünde der Welt: die Kehrseite der Instrumentalisierung). Deren Kritik setzt die kritische Reflexion des Weltbegriffs voraus. Aber ist diese Kritik heute nicht versperrt? Was die Reflexion des Weltbegriffs verhindert, ist die Grenze zur Vergangenheit, die der Faschismus (als Instrument der Vergesellschaftung der Naturwissenschaften), der die Zukunft ausgelöscht hat, in Deutschland neu definiert hat. Dem Fluch der „Gnade der späten Geburt“ vermag keiner der Nachgeborenen zu entrinnen: gemeinsam mit der ebenso ungeheuerlichen Bekenntnislogik, die nur noch verurteilt, nicht mehr begreift, schirmt die Ungeheuerlichkeit dessen, was geschehen ist, diese Vergangenheit gegen jede Reflexion ab; diese Vergangenheit ist nur noch vergangen, der sich identifizierenden Erinnerung nicht mehr zugänglich. Das ist der letzte Sieg Hitlers.
    Die intentio recta ist in ihrem Ursprung durch die Internalisierung der Schicksalsidee, in ihrer modernen Gestalt durch die Ohrenbeichte, das Zölibat und das Konstrukt des Fegfeuers (die verzauberte Welt als Ursprungsort des Inertialsystems) vermittelt.
    Der Sabbat als Symbol der Lehre: Hat nicht der Sabbat (wie dann auch der Indikativ der Lehre) Gott von der Last des Imperativs befreit? Die Ruhe des Sabbats ist das Gegenteil der Friedhofsruhe (und der Indikativ der Lehre das Gegenteil des historischen Indikativs). Sind nicht die antisemitischen Grabschändungen ein apokalyptisches Symbol? Grabschändungen sind Mutproben im Anblick der Idee der Auferstehung der Toten, an die keiner mehr glaubt.
    Die kopernikanische Wende hat in der Natur die Friehofsruhe hergestellt (und mit dem Himmel die Erinnerung an den Sabbat zerstört).
    Kommt die Wendung „unter der Sonne“ noch an anderer Stelle, außerhalb des Buches Kohelet, vor, und was bedeutet sie (dazu gehört das „nichts Neues“, die Leugnung der Zukunft)?
    Haben die Sterne des Himmels etwas mit den himmlischen Heerscharen zu tun, und sind die Planeten die Wächter dieser Heerscharen (die Versiegelung des Abgrunds, aber auch der Schlüssel zum Abgrund)?
    Beerscheba: Schwurbrunnen und Siebenerbrunnen. Hat das etwas mit den Planeten zu tun?
    Ist der Bogen eine Spiegelung des Gewölbes an den Wolken?
    Das Moment der asymmetrischen Spiegelung aus seiner trinitarischen Gefangenschaft befreien. Ist die Trinitätslehre der Bogen in den Wolken am Himmel der Geschichte, der das Ende der Sintflut des mythischen Zeitalters anzeigt?
    Franz Rosenzweig hat einmal die Vermutung geäußert, daß, wenn ein Christ den Stern der Erlösung geschrieben hätte, er ihn in der Sprache des Neuen Testaments geschrieben hätte. Hier irrte R.: Das Neue Testament hat keine eigene Sprache, seine Sprache ist die des Alten Testaments, und nur wer diese wiedererweckt, bringt das Neue Testament zum Sprechen. Das Neue Testament ist kein Problem der Sprache, sondern eines der Logik der Schrift; deshalb ist es bis Hegel als Offenbarung der Trinitätslehre begriffen und erfahren worden.
    Die Trinitätslehre ist die Endlösung eines logischen Problems, aus dessen Bann wir nur mit Hilfe von Joh 129 werden heraustreten können. Voraussetzung wäre, daß Joh 129 ins Nachfolgegebot mit hereingenommen wird. Die Trinitätslehre ist die Ursprungsgestalt der Idee des Absoluten, und diese das Produkt der Selbstreflexion der Subjektivität im Unendlichen. Die Einheit des Absoluten (die in der Trinitätslehre durch die homousia garantiert wird) ist das Bild der Einheit des Subjekts (und deren erster Repräsentant der Monarch, der Kaiser Konstantin).
    Wenn die Beziehung von Vater und Sohn die einer asymmetrischen Spiegelung ist, welche Bewandnis hat es dann mit der Beziehung von Vater und Tochter, von Mutter und Sohn? Gibt es so etwas wie eine doppelt asymmetrische Spiegelung (Ergänzung der genealogischen durch die Geschlechterspiegelung)? Und liegt hier nicht das Problem und die Kraft der feministischen Theologie?
    Die Psychoanalyse war der erste Versuch, das Problem der doppelt asymmetrischen Spiegelung (am Beispiel der Hysterie) zu lösen.
    Verweist nicht der apokalyptische Unzuchtsbecher auf dieses Problem der doppelten Spiegelung, liegt hierin nicht die Differenz zum Zornes- und Taumelbecher (männlich und weiblich schuf er sie)?
    Liegt hier der Grund, weshalb die Frage des sexuellen Mißbrauchs von Kindern (real und in der öffentlichen Aufmerksamkeit) nach dem Krieg öffentlich geworden ist, öffentliche Relevanz gewonnen hat?
    Die Vater-Sohn-Beziehung (die Genealogie) war ein Konstrukt zur Stabilisierung des Zeitkontinuums (der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit), die Vater-Tochter-Beziehung sprengt das Zeitkontinuum. War die Tochter Zion die erste Reflexionsgestalt dieses Problems (und das Hohelied der Focus)? Vgl. die übrigen Tochter-Stellen (von den Töchtern Adams, den Menschentöchtern, über die Töchter Noes bis zu den Töchtern Jerusalems und Zions; vgl. auch den „einzigen Sohn einer Witwe“ und die Tochter des Jaïrus). Wann hat in der biblischen Symbolik die Tochter (Jerusalems oder Zions) die Gattin (JHWHs) ersetzt? Rührt das nicht an das Wer im Namen des Himmels, das Feuer?
    Waren nicht die Kirchenväter in der Regel die Söhne frommer Mütter (Basilius und Gregeor, Augustinus, auch Konstantin), während die Ordensgründer fromme Schwestern hatten (Benedikt, Franziskus)?
    Zu Basilius: Der Regenbogen ist auf die Vater-Sohn-Beziehung anwendbar, nicht auf die Vater-Tochter-Beziehung. Ist der Bogen ein Symbol des Patriarchats?
    Zur Trinitätslehre: Hat der Vater im Himmel und der Geist auf Erden den Sohn gezeugt? Wie aber kann dann der Geist „aus dem Vater und dem Sohne“ hervorgehen. Steckt darin nicht das Problem der doppelt asymmetrischen Reflexion, das Rätsel des Raumes, auf das die Trinitätslehre versiegelt ist? Die Form des Raumes ist das Instrument des Bildes, der Grund der Logik der Instrumentalisierung.
    Das tohu wa bohu (wüst und leer) ist eine asymmetrische Spiegelung, ein Bild der Vater-Sohn-Beziehung, während die Logik der Tochter-Beziehung auf den Geist verweist. Gibt es eine Hilfe zur Auflösung dieses Strukturproblems in der Apokalypse? Hängt die Rezeption der Opfertiere mit diesem Strukturproblem zusammen: Ist die Verdrängung des Stieres, des Rindes, eine Folge der Ersetzung des Namens durch die Vater-Sohn-Beziehung? Verweist nicht das Spottbild vom gekreuzigten Esel auf die Esel-Lamm-Beziehung, und kehrt nicht die Taube in der Gestalt des Geistes wieder?
    Das Tor/der Tor: Die Versammlung im Tor ist durch die Herrschaft Babylons zu einer Versammlung von Toren (idiotes) geworden.
    Gehört nicht zur Vorgeschichte des Buches Rut (Rut war eine Moabiterin) die Geschichte von den Töchtern Lots (die ihren Vater trunken machen, um die Generationenfolge sicherzustellen) und von Lots Weib (die im Anblick der Katastrophe zur Salzsäule erstarrt)?
    Ist die Magd des Herrn nicht die Gottesknechtin (ein Übersetzungsproblem ähnlich den sieben „Gemeinden“ in Asien, die eigentlich Kirchen sind)?
    Als Juda von der Schwangerschaft seiner Schwiegertochter Tamar erfuhr, sollte sie verbrannt werden (1 Mos 3824). Warum nicht gesteinigt? – Die Thora sieht in der Regel die Steinigung als Todesstrafe vor, nur in 3 Mos 2014 (wenn ein Mann eine Frau heiratet und ihre Mutter dazu, so ist das eine Schandtat), ebd. 219 (wenn sich die Tochter eines Priesters durch Unzucht entweiht: sie entweiht ihren Vater) und Jos 715 (wer im Besitze des Gebannten betroffen wird, den soll man verbrennen samt allem, was er hat) ist das Verbrennen vorgesehen.
    Die physikalische Unsterblichkeit, auf die selbst die Herder-Korrespondenz jetzt hinzuweisen sich gedrängt fühlt, wirft endlich das nötige Licht auf eine Idee des Absoluten, die an dieser Art der Aufhebung, der subjektlosen Erinnerung, der Ästhetisierung ihre Substanz hat. Die Idee der Unsterblichkeit bezieht sich nicht auf das mediale Überleben in einem Buch oder in einem Computer (die ebenso zerstörbar sind wie die physische Existenz der Menschen).
    Der Urknall hat mehr mit Auschwitz und mit Hiroshima (mit der Apokalypse) zu tun als mit dem Schöpfungsbegriff. Zu den Konstituentien der Vorstellung vom Urknall gehört die Logik der Spiegelung, die die virtuelle Zeitumkehr (als Grund der transzendentalen Ästhetik) mit einschließt: Der Urknall projiziert das Ende in den Anfang.
    Hat nicht das Vater-Sohn-Problem etwas mit der Gravitation, das Vater-Tochter-Problem mit der Elektrodynamik zu tun? Das würde ein Licht auf die Bedeutung der speziellen Relativitätstheorie werfen.
    Die „liebende Zustimmung Marias“ zum Foltertod ihres Sohnes am Kreuz (sh. Weltkatechismus) erinnert an den verordneten Stolz der Mütter, die beim „Heldentod“ ihrer Söhne im letzten Krieg nicht einmal mehr trauern durften. Das Vaterland erträgt keine Trauer über das, was es anrichtet.
    Wie würden wir diese Welt wahrnehmen, wenn es kein Fernsehen gäbe? Wer könnte sie ohne diese Dauerablenkung, diese organisierte Dauerverdrängung, noch ertragen?

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie