Louis Ginzbergs Bemerkung, daß die apokalyptische Bewegung „nicht nur antisozial, sondern auch antiethisch“ war (Apokalyptik, S. 220), verweist auf einen zentralen Punkt: Sie war staatskritisch. Die Katastrophe, die sie vor Augen hatte, war die Katastrophe, die insbesondere im Römischen Reich, dem Erben Babylons, sich verkörperte. War nicht der „Zaun um die Thora“ der notwendige Versuch, die systemsprengenden Energien, die die Apokalypse freizusetzen drohte, unter Kontrolle zu halten? Während die rabbinische Tradition die Hilfen fürs Überleben in einer übermächtigen Völkerwelt bereitstellten, ist das Christentum spätestens mit den Kirchenvätern zum Feind übergelaufen.
Wer träumt im Alten Testament, und wer im Neuen?
Stehen nicht alle Tiere unter dem Bann des Raumes, und ist das nicht das Problem der Hegel’schen Logik, daß dieser Bann in ihr sich reproduziert? Steht nicht der Begriff unter dem Bann des Raumes, der im Weltbegriff sich verkörpert?
Der Gott, der die Welt erschaffen hat, ist der Herr der Tiere.
Adornos Begriff der Reflexion der Natur im Subjekt zielt auf die Reflexion der Wurzel des Rassismus, er ist das deutlichste Konzept des Antirassismus. Die Reflexion der Natur im Subjekt ist die Reflexion der Objektseite des Subjekts, dessen, was das Subjekt für andere ist. Sie schließt die kritische Reflexion des Weltbegriffs mit ein, und damit die des Staates, in dessen Geschichte die des Weltbegriffs gründet.
Das Wasser im Namen des Himmels verweist auf die Wasser,
– über denen der Geist Gottes brütet,
– an denen die Hure Babylon sitzt,
– es verweist auf das Chaos-Element, das Lebenselement der von Gott erschaffenen Meeresungeheuer,
– es verweist damit auf die Schlange, die in der Geschichte vom Sündenfall das Neutrum repräsentiert, das Was, dessen Plural (im Hebräischen wie im Deutschen) der Name des Wassers ist.
Ist dieses Was die Außenseite des Wer (das Wasser die Außenseite des Feuers)? Bezieht sich darauf nicht das Wort vom Geist, der die Erde erfüllen wird wie die Wasser den Meeresboden bedecken?
Das Was und das Neutrum bezeichnen den sprachlogischen Ort der kantischen Antinomie der reinen Vernunft: des apagogischen Beweises.
An welchen Stellen der Schrift wird Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde und des Meeres genannt, und in welcher Beziehung stehen diese Stellen zum geschichtstheologischen Problem der Apokalypse? Nach der Johannes-Offenbarung wird am Ende (wenn jede Träne abgewischt wird) das Meer nicht mehr sein.
Daß am Ende das Meer nicht mehr sein wird, heißt das nicht, daß die Sprache vom Bann der subjektiven Formen der Anschauung und des Begriffs befreit sein wird, daß sie die erkennende Kraft des Namens wiedergewinnen (daß sie sich im Angesicht Gottes erneuern) wird? Zuvor wird das Meer seine Toten herausgeben: Es gibt kein vom Begriff getrenntes Objekt mehr.
Das Meer ist der Repräsentant der Völkerwelt: Deshalb gehört zu den Konstituentien des Begriffs der Name der Barbaren (und zu denen des Namens der zum Namen der Barbaren inverse Name der Hebräer).
Theologie im Angesicht Gottes schließt die Kritik des Begriffs, die Reinigung der Sprache vom Begriff, mit ein.
Adornos Kritik der Verdinglichung, seine negative Dialektik, war der Anfang der Gottesfurcht.
Wer den Begriff Theologie mit „Rede von Gott“ übersetzt, weiß nicht, wovon er spricht: Die Predigt ist zur Rede geworden, als sie faschistisch wurde. Nicht zufällig erinnert der Begriff der Rede an Hitler. Der Name der Lehre, der im Namen der Theologie enthalten ist, kann und darf nicht preisgegeben werden. Die Attribute Gottes stehen zwar nach Emanuel Levinas im Imperativ, nicht im Indikativ; aber es gibt einen diesem Imperativ einbeschriebenen Indikativ, den es wiederzugewinnen gilt. Der Indikativ der Anschauung entspricht der Theologie hinter dem Rücken Gottes. Der dem Imperativ einbeschriebene Indikativ ist das Angesicht Gottes.
Adornos Reflexion der Natur im Subjekt, das rührt an die Frage: Wer wird den Stein vom Grab fortwälzen?
Haben nicht die Sätze, mit denen die drei Bücher des ersten Teils des Stern der Erlösung beginnen, etwas mit dem Traum des Nebukadnezar zu tun: Von Gott, von der Welt, vom Menschen wissen wir nichts, aber dieses Nichtwissen ist Nichtwissen von Gott, von der Welt, vom Menschen?
Kommt im Buch Daniel eine Frau vor? – Nur beim Belschasar, als er „mit seinen Frauen und Nebenfrauen“ aus dem den Geräten des Tempels trinkt. Kommt nicht dann „seine Frau“ (die also von den Frauen und Nebenfrauen noch unterschieden wird) hinzu, die ihn an Daniel verweist?
Ist nicht die Rache eine reaktive Gemeinheit, unterliegt sie nicht dem Gesetz der Feindbildlogik, der Rechtfertigung des eigenen Tuns durch das der Andern und dem Trieb, auch so gemein sein zu dürfen wie der Feind? Der Rachetrieb ist mit der Befreiung und der Veränderung nicht auf einen Nenner zu bringen. Im Rachetrieb mache ich mich mit dem, an dem ich mich räche, gemein.
Januar 1997
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31.1.1997
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30.1.1997
Ist nicht das Modewort „geil“ ein Indikator für den Weltzustand? Waren nicht die Bundesanwälte im Hogefeld-Prozeß „geile Typen“?
Georg Lukacs‘ Bemerkung zu Schopenhauer und dann Adorno war der logische Ausdruck seiner Verwerfung der Reflexion.
Die Fähigkeit, in den Andern sich hineinzuversetzen, darf nicht mit dem Mitleid verwechselt werden. Es gibt eine mitleidlose Barmherzigkeit. Das Mitleid entnervt, während die Fähigkeit, in den Andern sich hineinzuversetzen, die Quelle des Selbstbewußtseins ist. Das unterscheidet die Barmherzigkeit von der Liebe, daß sie Kritik nicht ausschließt, daß sie teilhat an der richtenden Gewalt.
Das Selbstbewußtsein, das der Barmherzigkeit sich verdankt, ist nicht gegen das Selbstbewußtsein anderer gerichtet: es hat den Trieb, das Selbstbewußtsein der Andern zu wecken, und somit die Kraft, sich auszubreiten. Diese Kraft, sich auszubreiten, gleicht der des Lichts, nicht der des Raumes; sie wird von der Ausdehnung des Raumes nur parodiert.
In den Andern sich hineinversetzen, heißt: im Andern das Ebenbild Gottes erkennen, den Andern als Spiegel der Gotteserkenntnis begreifen: den Andern dort erkennen, wo nur Gott ihn erkennt. Nur Gott sieht ins Herz der Menschen.
Die Barmherzigkeit ist das Gericht über die Welt. Und die Barmherzigkeit ist das Licht der Welt, die an sich dunkel ist Die Welt ist der Inbegriff der Wege des Irrtums.
Das Leuchten Seines Angesichts ist die Suspendierung der subjektiven Formen der Anschauung, die in ihm erlöschen. (Das Leuchten Seines Angesichts ist das Licht, in dem Sehen und Gesehenwerden eins werden.)
Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht: Sie bezeichnet die Stelle, die der Ankläger nicht wahrzunehmen fähig ist. Darin gründet der Satz, daß nur Gott ins Herz der Menschen sieht.
Wie unterscheidet sich die Ausbreitung (des Lichts) von der Fortpflanzung? Hat nicht die Fortpflanzung des Lichts etwas mit dem Unzuchtsbecher zu tun , und ist die Ausbreitung des Lichts, die von seiner „Fortpflanzung im Raum“ zu unterscheiden ist, nicht die Umkehr des Raumes? – Welche Konsequenzen hat dieser Satz für das Verhältnis der Richtungen im Raum (für die Lösung der sieben Siegel)?
Ist die Elektrodynamik die materielle Manifestation der Apagogik? Und ist der apagogische Beweis der Grund der Differenzierung des nihil (des Begriffs der bestimmten Negation)?
Heideggers Frage „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts“ fällt hinter den Erkenntnisstand der kantischen Philosophie zurück.
Die Heiligung des Gottesnamens ist eins mit der Befreiung der Theologie vom Bann des Herrendenkens.
Das Perfekt gibt es in den zwei Gestalten: des „ist“ und des „haben“ (ich bin gewesen, und ich habe getan). Das „ist“ bezeichnet die ruhende (tote) Gegenständlichkeit des Vergangenen, das „haben“ den Besitz, die Besessenheit (was ich getan habe, das besitzt mich, das hängt mir an, davon komme ich nicht los).
Die Idee der Auferstehung der Toten ist der Einspruch der hebräischen Sprachlogik gegen das Perfekt (der Offenbarung gegen den Mythos), gegen die Vorstellung einer abgeschlossenen Vergangenheit. Sie entspringt zusammen mit der Apokalyptik, dem Beginn der aktiven Auseinandersetzung mit den Völkern, dem Christentum. -
29.1.1997
Wenn Schuld nicht nur ein subjektives Gefühl, sondern etwas Objektives Ist, dann ist die Psychoanalyse keine psychologische, sondern eine logische Theorie, dann verweist der Ödipuskomplex nicht nur auf eine innerfamiliäre Konstellation, sondern auf einen historisch-gesellschaftlichen Sachverhalt.
Der Name des Menschensohns rührt an diesen Sachverhalt: Er ist antitotemistisch und zugleich nichtödipal, er zielt auf die Aufhebung der „Sünde der Welt“, der Sünde Adams, die der Menschensohn „auf sich nimmt“ („Nicht Adam, sondern jeder Mensch ist der Adam seiner eigenen Seele“ – Apokalyptik, S. 184). Die Apokalypse ist das jüdische Korrelat und die Selbstreflexion des Ödipus-Komplexes (das Licht im dunklen Innern des Ödipus-Komplexes).
Als Sohn Gottes spricht Jesus in der ersten Person, als Menschensohn in der dritten. Und den entscheidenden Satz über ihn sagt der Täufer, den sagt er nicht selbst: Seht das Lamm Gottes … (zum agnus dei haben ihn die anderen, hat ihn die Welt gemacht; zum Menschensohn gehört das Wort: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder …, dazu gehört auch das andere Wort von der Bekehrung der Herzen der Väter zu ihren Kindern).
Das völlige Unverständnis der Apokalypse läßt sich an dem Text auf S. 184 (aus Robert Harvey Charles: Prophetie und Apokalyptik) aufzeigen:
„Es gibt zahlreiche andere Abschnitte, die die moralische Tiefe und Innerlichkeit dieser Literatur zeigen. Kein Lehrer christlicher Ethik könnte einem besiegten Rivalen einen edleren Rat geben als diesen: ‚Hat einer mehr Glück als ihr, seid nicht betrübt, sondern betet für ihn, damit er vollkommenes Glück erlange‘ (Test. Gad VII, 1); oder ‚Und wenn euch jemand Böses zufügen will, so betet ihr durch Gutestun für ihn, und ihr werdet von allem Bösen vom Herrn befreit werden‘ (Test. Jos. XVIII, 2); oder: ‚Denn der Fromme erbarmt sich über den Schmähenden und schweigt‘ (Test. Benj. v, 4).“
Hier sind die fürchterlichen Folgen eines Universalismus, der den apokalyptischen Grundgedanken der Asymmetrie, der Differenz zwischen Imperativ und Indikativ, zwischen dem Gebot, das an mich ergeht, und dem Urteil, das ich über andere fälle, nicht begriffen hat, mit Händen zu greifen: die Verwandlung der Moral in den Zynismus des Siegers, der den Besiegten Moral lehren will: Hier liegt der Kern des antisemitischen Vorurteils mitten in der Theologie. Die moralische Autorität, die hier für den „Lehrer der christlichen Ethik“ in Anspruch genommen wird, zerspringt unter dem Gesetz der Asymmetrie.
Was hat die Psychoanalyse mit dem Problem des apagogischen Beweises (dem Problem der Beweisumkehr) zu tun?
Der Traum des Nebukadnezar: Ist das nicht der Traum, den die Herrschenden vergessen haben, während die Beherrschten ihn an ihrem eigenen Leib erfahren?
Kopernikus hat die Tat des Alexander vollendet: Er hat den Knoten, der zu lösen wäre, endgültig zerschlagen.
Der Satz „Nur Gott sieht ins Herz der Menschen“ verweist auf eine Grenze, die außerhalb der Theologie nicht zu erkennen ist: die Grenze zwischen Gebot und Urteil.
Mit dem Problem des Imperativs, der Asymmetrie, der Unumkehrbarkeit der Beziehung von Subjekt und Prädikat hängt es zusammen, wenn biblische Erzählungen niemals exemplarisch, niemals im Sinne des Vorbilds verstanden werden können. Auch das Vorbild fällt unters Bilderverbot. Die Nachfolge gilt dem Namen.
Et verbum caro factum est: Heißt das nicht auch, daß es einen Sprachleib gibt?
Haben die vier Winde bei Daniel etwas mit den vier apokalyptischen Reitern zu tun?
Verhalten sich nicht Natur und Welt wie die beiden Sätze aus dem Schöpfungsbericht: „Die Erde aber war wüst und leer“, und „Finsternis lag über dem Abgrund“? Vgl. hierzu die biblischen Texte über das Licht und Finsternis („Ich schaffe die Finsternis und bilde das Licht“, „Ihr seid das Licht der Welt“).
Hegel fällt unter den Satz „Laß die Toten ihre Toten begraben“. -
28.1.1997
Apokalyptisches Denken ist weithin metaphorisches Denken. Mit hinein spielt das wachsende Bewußtsein der Unfähigkeit, „offen“ zu reden (subversive Theologie). Die Apokalypse als Produkt des Zusammenpralls der hebräischen und der griechischen Sprachlogik (Prophetie und Herrschaftssprache).
Die Apokalypse ist das Produkt der Selbstreflexion der hebräischen Sprache in den Sprachen der Völker.
Ist nicht auch Jonas ein apokalyptisches Buch?
Der apokalyptische Unzuchtsbecher steht in der Logik des Satzes: Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren. Der Unzuchtsbecher instrumentalisiert die Nacktheitserfahrung und verdrängt sie damit zugleich. Das Anschauen ist ein Entkleiden.
Zu den subjektiven Formen der Anschauung gehören die „nackten Tatsachen“. Anschauen ist obszön (vgl. die Geschichte des Ham, der die Blöße seines Vaters aufdeckt und damit den Fluch der Knechtschaft auf sich zieht).
Ist nicht der Sohn Gottes die Verkörperung der Barmherzigkeit, und zittern nicht die Dämonen im Anblick dieses Gottessohns?.
Die 68er haben den Marxismus heideggerisiert, ihn zu einer Entlastungsphilosophie gemacht.
Wie ist es möglich, daß Tiere sich von außen sehen, wenn sie mimetisch an ihre Umgebung sich anpassen? Gehört nicht zum Bild des „Schweinehunds“ die Nacktheit des Hausschweins (das sich durch diese Nacktheit vom Wildschwein unterscheidet) und heute die Nacktheit der Kampfhunde (die ein Rassemerkmal, aber keine Natureigenschaft ist), und was drückt sich darin aus?
Zur Kritik des Rassismus: Die Rasse unterscheidet sich von der Gattung durch ihre Beziehung zur Naturbeherrschung; Rassen werden gezüchtet. -
27.1.1997
Schrecken und Verurteilung: Die Verurteilung soll den Schrecken bannen, den ich erfahre, wenn ich im Andern mich selbst erkenne. Selbsterkenntnis aber gibt es nur, wenn ich in den Andern mich hineinversetze. War nicht der Terrorismus der RAF ein Versuch, diesen Schrecken zu bannen, indem man das Urteil an denen, mit denen man um keinen Preis verwechselt werden wollte, gleich vollstreckt?
Der Universalismus (der Moral wie überhaupt des Urteilens, das den Anspruch erhebt, für alle zu gelten) gründet im Gesetz: in der Errichtung der Norm. Aber es gibt kein Gesetz ohne die Verdrängung (Leugnung) der Vergangenheit: seiner subjektiven und objektiven Ursprungsgeschichte, der Geschichte seines Ursprungs im Subjekt wie in der Geschichte.
Die Geschichte der drei Leugnungen ist eine Verdrängungsgeschichte.
Ist nicht der Begriff der Anschauung der Inbegriff dieser Verdrängungsgeschichte?
Es gibt einen Begriff der Kommunikation, in dem nur noch die Kapitulation vor den versteinerten Verhältnissen sich ausdrückt. Ist es nicht dieser Kommunikationsbegriff, der der Habermas’schen Kommunikationstheorie zugrunde liegt? Und war nicht der Verzicht darauf, die Natur zum Gegenstand der Reflexion zu machen, der Einstieg in die Kommunikationstheorie?
Verkehrte Welt: Heute werden die arrogant gescholten, die nicht mit den Wölfen heulen, die, weil sie gegen die verbreitete Herzlosigkeit den Gedanken an die Opfer nicht loswerden, mit der allgemeinen Niedertracht nicht sich gemein machen können. In der Welt der Wölfe sind die Lämmer arrogant.
„Es ist sehr schwer, im Einzelfall zu entscheiden, inwieweit der Gebrauch eines Pseudonyms (bei den Autoren der Apokalypsen, H.H.) eine literarische Mode war oder ob dahinter wirklich eine betrügerische Absicht stand.“ (F. Crawford Burkitt: Jüdische und christliche Apokalypsen, 1914, in: Klaus Koch und Johann Michael Schmidt, Hrsg.: Apokalyptik, Darmstadt 1982, S. 152) Die Alternative Mode oder Betrug greift zu kurz; der Wahrheit näher kommt wahrscheinlich die Vermutung, daß der Gebrauch des Pseudonyms in den Ursprungsbedingungen der Apokalyptik selber liegt (Stichworte: Ende der Prophetie, Hellenismus, Ursprung des Weltbegriffs und des „Bewußtseins“, Prophetie und Reflexion der Prophetie: der „Schriftgelehrte“, Pseudonymität und Logik der Schrift, Pseudonyme und das Problem der Fälschungen im Mittelalter, vgl. die Konstantinischen Schenkungen und Pseudo-Dionysius/Dionysius Areopagita). -
26.1.1997
Auf dem Bauche sollst du kriechen und Staub sollst du fressen: Die Kraft der Selbstrechtfertigung des Bestehenden reicht so weit wie die der intentio recta. Die intentio recta ist das erkenntnistheoretische Korrelat der Feindbildlogik; sie integriert die, die unten sind, und raubt ihnen die Kraft des Widerstands. Sie neutralisiert die Kraft des Geistes.
Der Geist ist die subversive Kraft.
Das Angesicht ist die Widerlegung der Vorstellung eines unendlichen Raumes. Und das Angesicht entkräftet die Logik des apagogischen Beweises. Bisher ist die kantische Antinomie der reinen Vernunft immer zugunsten des Bestehenden ausgelegt worden. Diese Auslegung wird durch das Angesicht, die Selbstreflexion im Anderen, durch die Idee der Barmherzigkeit widerlegt.
Selbstbewußtsein gewinne ich aus der Tatsache, daß es an mir liegt, ob ich in der Moral als Subjekt (des Handelns) oder als Objekt (des Urteils) vorkomme: auch der Urteilende ist im Urteil nur Objekt. Barmherzigkeit und Liebe gewinnen Realität nur als Richtschnur des Handelns, niemals als Maßstab des Urteils. Dem korrespondiert die Levinas’sche These, daß die Attribute Gottes im Imperativ, nicht im Indikativ stehen.
Der Objektbegriff gründet in der Logik der Selbsterhaltung, er versperrt der Barmherzigkeit den Weg.
Die Fähigkeit, Unrecht und Leiden wahrzunehmen, gründet im Hören, nicht im Sehen (gesehen wird nicht das Leiden, sondern die Nacktheit, die Schande des Andern: das Sehen gründet im Schuldverschubsystem). -
25.1.1997
Ist nicht die (gegen Goldhagen gerichtete) Formel, daß es über den Holocaust keine Formel gebe, auch eine Formel, ebenso wie der Satz von Roman Herzog, man dürfe das Entsetzen nicht konservieren (vgl. die FR von heute)?
Zum fünften Kapitel des Buchs Daniel: Haben die goldenen und silbernen Gefäße des Tempels, die Belsazzar bei dem Gelage mit seinen tausend Großen, seinen Gemahlinnen und Nebenfrauen, benutzt, etwas mit dem Kelch zu tun, dem Taumelkelch, dem Kelch des göttlichen Zorns, dem späteren Unzuchtsbecher?
Das Objekt ist der Knotenpunkt der Beweisumkehr, der mathematischen Logik, in der die Differenz zwischen Subjekt und Prädikat neutralisiert ist, der Knotenpunkt der Apagogik.
Die Barmherzigkeit bringt Licht in den blinden Fleck der Logik.
Der Objektivierungsprozeß gehorcht der Dynamik des Schwarzen Lochs.
Daß die Moral als Maßstab des Urteils mit der Moral als Richtschnur des Handels nicht mehr auf einen Nenner zu bringen ist – den gleichen Sachverhalt beschreibt Levinas mit dem Begriff der Asymmetrie -, ist ein Indikator des Weltzustands.
Das Gesetz (die Norm) begründet die Irreversibilität und neutralisiert die Umkehr.
Verurteilung und Schrecken: Die Auflösung des Über-Ich ist nicht vom Kampf gegen das Über-Ich zu erwarten, sondern allein von der Reflexion des Es. -
24.1.1997
Ist nicht der im Kontext der Rechtfertigungszwänge sich konstituierende Moralbegriff antisemitisch? Und ist nicht umgekehrt die jüdische Tradition ein Beleg dafür, daß es möglich ist, unter den gesellschaftlichen Bedingungen des falschen Lebens gleichwohl die Tradition zu wahren? In dieser Konstellation gründet die Idee des verborgenen Gerechten. Adornos Satz: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ drückt genau diesen Sachverhalt aus. Er entzieht dem moralischen Urteil (und damit der Urteilsmoral, dem „Bekenntnis zu …“ und dem „Glauben an …“) die Grundlage.
Die Urteilsmoral, zu deren Konstituentien der Rechtfertigungszwang gehört, ist christlichen Ursprungs; sie gehört zu einer Unsterblichkeitsvorstellung und zu einer Idee des seligen Lebens, die die Welt ausgrenzt, sie zum Teufel schickt. Es ist dieser Rechtfertigungszwang, der die Welt zum Teufel schickt, der um der eigenen Schuldlosigkeit willen bereit ist, alles, was an die eigene Schuld gemahnt, der Hölle zu überantworten.
Das moralische Urteil ist kein Instrument der Befreiung, es sei denn als Gegenstand der Reflexion.
Sed libera nos a malo: Müßte nicht die neuere Übersetzung, die an die Stelle des Übels das Böse setzt, nochmals korrigiert werden? Müßte es nicht heißen: Sondern befreie uns von der Bosheit?
Das Sehen ist das Instrument des bestimmenden Urteils, das Hören das Organ des reflektierenden Urteils. Ist nicht der Schrei von Edvard Munch ein Versuch, das Sehen das Hören zu lehren? In der Bibel schreit das Blut Abels zum Himmel, schreien die Steine, während Gott vom Himmel brüllt.
Wer aus JHWH einen Wettergott macht, kehrt nur die Metaphorik um.
Ist nicht die Privatsphäre das Medium der Konstituierung des urteilenden Subjekts, des bestimmenden Urteils, der transzendentalen Logik?
Sind nicht das bestimmende und das reflektierende Urteil durch Umkehr auf einander bezogen? Und wer das reflektierende Urteil als bestimmendes mißversteht, macht von dem unzulässigen Mittel der Beweisumkehr (Schuldumkehr) Gebrauch. Ähnlich ist in RAF-Prozessen das Instrument der Beweisumkehr (und damit der Schuldumkehr) das Konstruktionsprinzip des synthetischen Urteils apriori, das am Ende herauskommt.
Diese Umkehr: die Vertauschung von Subjekt und Prädikat (Name und Begriff: deshalb mußte das Nomen aus der Grammatik eliminiert werden), ist der Grund des Hegel’schen Begriffs des Wahren (des bacchantischen Taumels, an dem kein Glied nicht trunken ist). Die subjektiven Formen der Anschauung machen diese Umkehr zur Norm.
Das beweislogische Problem des apagogischen Beweises (der Antinomie der reinen Vernunft) gründet in diesem Umkehrproblem (im Problem der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit), das allein durch Schuldreflexion zu lösen ist.
Die Irreversibilität der Beziehung von Subjekt und Prädikat im Urteil ist Ausdruck und Folge der Irreversibilität der Beziehung von Oben und Unten: Die Welt ist alles, was der Fall ist.
Die Naturwissenschaften gründen in dem ungeheuren (durchs Gravitationsgesetz gestützten) Versuch, die Oben-Unten-Beziehung reversibel zu machen (daher rührt der irre Zwang der „Weltraumforschung“, wie umkehrt der Versuch, die Zeitgrenze zur Vergangenheit zu durchbrechen in dem ebenso irren Forschungsapparat sich manifestiert, mit dessen Hilfe die „Struktur der Materie“ erforscht werden soll.
Dieser Umkehrschluß ist zugleich die Grundlage des Neoliberalismus und der gegenwärtigen „Wirtschaftspolitik“, in der Durchsetzung der Rationalität und der Herrschaft der „reinen Marktgesetze“.
In den Weltreligionen (die als Schriftreligionen in dieser Verführung stehen) heißt das Produkt der Anwendung dieser Logik der Beweisumkehr (der Schuldumkehr) Fundamentalismus (der in einem logischen Fehler gründet, nicht in einer falschen Gesinnung oder einem falschen Bekenntnis).
Das Dogma und die Orthodoxie gründen in der Verwechslung von Subjekt und Prädikat, einer Verwechslung, die dem Urteil gleichsam magische Qualität verleiht. -
23.1.1997
Paranoia ist die Verführung des Wissens. Hat der Sturz von der Zinne des Tempels etwas mit der Paranoia zu tun, ist die Paranoia die Gottesversuchung (vgl. Mt 47 parr)? Ist die Paranoia das Instrument der Ästhetisierung (des Mythos), das eigentliche Objekt der transzendentalen Ästhetik: der Taumel-/Unzuchtsbecher?
War nicht er 68er Marxismus ein Entlastungskonstrukt? Und war das nicht der Grund der Verwerfung der Reflexion des Begriffs des falschen Bewußtseins und des kritischen Ideologiebegriffs? Ist dieser Marxismus nicht der schon bei Engels sich anzeigenden Verführung durch den Wissenschaftsbegriff erlegen?
Die Paranoia in den Geschichtskonstruktionen lebt von der Verführungskraft des kontrafaktischen Urteils (das sich den Kopf der Toten zerbricht). Die paranoiden Konstruktionen sind Entlastungsversuche und Verharmlosungen zugleich: Sie unterschätzen das Gewicht des Realen, mehr noch: sie leugnen dieses Gewicht.
Durchs Inertialsystem wird die Verführung des kontrafaktischen Urteils zur Erkenntnisgrundlage der Naturerkenntnis.
Der Paranoiker verwechselt die Dummheit mit der Bosheit, weil er die Reflexion verwirft. Er leugnet den Dummheitskern in der Bosheit. Und dieser Dummheitskern ist nur aufzulösen im Sinne des Satzes „Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht“ (das Strafrecht leugnet die Dummheit und verstärkt die aus ihr resultierenden Zwänge).
Der Raum ist der Statthalter der Welt in der Natur, die Zeit die Rache der Natur an der Welt.
Hegel und Heidegger: Der Begriff des Werdens reflektiert die Zeit unter dem Aspekt des Hervorbringens („Die Erde bringe hervor …“), der Begriff des Geschehens reflektiert sie unter dem Aspekt des Vergehens, der Verwesung, der Verrottung.
Wirft die Bubersche Übersetzung des Gottesnamens mit dem Personalpronomen nicht ein Licht auf die Unterscheidung im Begriff der Ebenbildlichkeit des Menschen: Ist nicht das „Bild Gottes“ das Bild Elohims (des Namens der richtenden Gewalt), „Sein Ebenbild“ das Bild JHWHs (des Namens der Barmherzigkeit)?
Zu den Siebener-Gruppen der Johannes-Offenbarung gibt es bei Daniel keine Entsprechung, außer in den „sieben Zeiten“, die über Nebukadnezar hingehen sollen (Kap 4).
Der messianische Titel Herr verweist auf den Imperativ, der von den Armen, den Leidenden, den Unterdrückten, von den Opfern ausgeht. Auf diesen Imperativ bezieht sich der evangelische Rat des Gehorsams. -
22.1.1997
Gibt es ein Sehen ohne Sprache? Und ist nicht das „da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren“ ein Vorgang in der Sprache? Was sehen Tiere?
Augenlust ist Urteilslust, und die Beziehung des Sehens zum Hören ist vermittelt durch einen nur der Reflexion zugänglichen Mechanismus.
Die „schlechte Unendlichkeit“ ist das Resultat der Zerstörung des Namens und des Angesichts. Ist das Subjekt der Zerstörung des Namens der diabolos und der der Zerstörung des Angesichts der Ankläger?
Für Habermas ist der „zwanglose Zwang des Arguments“ der Zwang der Mehrheit, dem Habermas nichts mehr entgegenzusetzen hat. Wer vom zwanglosen Zwang des Arguments spricht, hat Kant nicht verstanden: er hat die Antinomie der reinen Vernunft, das logische Problem des apagogischen Beweises, nicht verstanden (oder vergessen oder verdrängt).
Die Beziehung der Apokalypse zum Ursprung des Weltbegriffs reflektiert sich in der Apokalypse selber in der „symbolischen“ Spiegelung von Kosmos und Staat (Natur und Gesellschaft). Der Begriff der „gesellschaftlichen Naturkatastrophe“ ist ein apokalyptischer Begriff.
Ist nicht das Benennen der Tiere durch Adam und utopisches bzw. apokalyptisches Motiv (vgl. Benjamins Einleitung zum Ursprung des deutschen Trauerspiels)? An dieses Motiv knüpfen die Apokalypsen, wenn sie von Tieren sprechen, wieder an.
Das Forum ist die Einheit von Recht und Markt, das Thing macht das Recht zu einem Instrument der Mobilmachung, der Militarisierung der res publica. Die Trennung des Dings von der Sache gründet in der Logik dieser Geschichte. Forum und Thing sind Knotenpunkte der Weltgeschichte (der Geschichte des Weltbegriffs). -
21.1.1997
Ist das Inertialsystem das versiegelte Buch, dessen Siegel zu lösen sind: die Außenseite, auf dessen unsichtbarer Innenseite die ganze Geschichte verzeichnet ist? Dann sind die sieben Siegel die Bleigewichte der durch ihre Objektivierung verdrängten Vergangenheit.
Nur durch die Kritik des Inertialsystems hindurch, der inneren Mechanik des Objektivierungsprozesses, läßt sich rekonstruieren, was Geist einmal hieß.
Haben die Griechen den Punkt erfunden, den Ort, der kein Ort mehr ist?
Ist nicht der Satz „Wer sein Leben bewahren will, wird es verlieren“ der deutlichste Hinweis auf den Stellenwert und die Bedeutung der Barmherzigkeit?
Steckt nicht in dem „Was ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein“ schon der erste Hinweis auf die kopernikanische Wendung?
Die Verurteilung löst den Schrecken nicht: Ist nicht die Kirche durch die Verurteilung der Häresien zum Inbegriff aller Häresien geworden, der sich von den Häresien selber nur durch das gute Gewissen unterscheidet?
Mit der Unterscheidung zwischen den Sprachen der Völker und der Schrift der Juden enthält das Buch Esther den Schlüssel zur Apokalyptik. Esra war der erste Schriftgelehrte, und im Buch Kohelet wird beklagt: Des Bücherschreibens ist kein Ende.
Die Bekehrung ist die ins Universalistische gewendete und verfremdete Umkehr: Umkehren kann nur ich, nur bekehren kann ich die Anderen. Und wenn ich mich bekehre, bekehre ich mich als anderer für andere (bekehre ich mich zu etwas). Zur Bekehrung gehört das Bekenntnis (zu dem ich mich bekenne), zur Umkehr das Tun.
Die Widersprüche in der Schrift, die den Historikern die Haare zu Berge stehen lassen, nehmen den Theologen die Mühe ab, den Historismus gegen den Strich zu bürsten.
Die kantische Wendung von der „Menschheit in mir“ wird erst begriffen, wenn sie auch die Vergangenheit der Menschheit mit einschließt und nicht mehr nur auf einen politischen, durch die Bedingungen des Handelns definierten (und die Erinnerung und Reflexion ausschließenden) Begriff der Menschheit eingeschränkt wird.
Max Horkheimer, der Walter Benjamin einmal entgegengehalten hat, daß die Toten tot sind, ist selber dann von dieser Frage nicht mehr losgekommen, daß, wenn es denn zu einer richtigen Gesellschaft einmal kommen sollte, auch die Vergangenheit davon nicht unberührt bleiben dürfte.
Arbeit macht frei: Hat nicht die Arbeit der Anderen immer schon die frei gemacht, die die Früchte dieser Arbeit genießen?
Reflektiert nicht das Verhältnis von Immobilien und Möbeln das Relativitätsprinzip: die Beziehung von Ruhe und Bewegung im Inertialsystem?
Nach dem Fall Babylons: Und ein Ton von Harfenspielern und Musikern und Flötenspielern und Trompetenbläsern wird nicht mehr in dir gehört werden, und kein Künstler in irgendeiner Kunst wird mehr in dir gefunden werden, und das Geräusch der Mühle wird nicht mehr in dir gehört werden, und das Licht der Lampe wird nicht mehr in dir scheinen, und die Stimme des Bäutigams und der Braut wird nicht mehr in dir vernommen werden … (Off 1822f).
Ist nicht das Buch Daniel auch eine Variante zur Exodus-Geschichte (Daniel und Joseph deuten Träume, sind am Hof des Herrschers; Feuerofen: Mizrajim war der Eisenschmelzofen)? -
20.1.1997
Apokalypse:
– Pseudepigraphie als Versuch, die Welt durch die Augen des Andern zu sehen; säkularisiert als Fälschung (Pseudo-Dionysius, isidorische Fälschung, das Problem Karl d.Gr. etc.), schließlich als Roman.
– Modell: Der Traum des Nebukadnezar.
– Ist das Namensproblem der Evangelien (und in ihm das Problem der Väter) ein apokalyptisches (mit Saulus/Paulus als doppelte Epigraphie: Simon von Kyrene und Sergius Paulus)?
– Kontext: Ursprung des Weltbegriffs (des Staates und der Zivilisation: Bedeutung Babylons).
– Naturbegriff: Vätertheologie und Neukonstituierung des Christentums (irisches Christentum: die Flucht nach Tarschisch), das Problem des Johannes Scottus Eriugena.
– Satan, Schlange und Dämonologie: Das grammatische Problem und der Ursprung der Bekenntnislogik.
– Apokalypse und Sprache: Gibt es eine hebräische Apokalypse, sind nicht alle Apokalypsen griechische, syrische, äthiopische etc. (selbst Daniel ist im Kern aramäisch)?
– Verweist das Chronologie-Problem (die Verfälschung/Korrektur der altorientalischen Geschichte: „Die Sumerer gab es nicht“, die historische Bibelkritik und der Antisemitismus) auf eine Apokalypse-Vermeidungsstragie?
– Scholastischer Universalismus, die Irrwege der Theologie; Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.
Wer die Apokalypse als ein sprachlogisches und sprachhistorisches Problem begreift, begreift das Problem des Namens.
Sind nicht die Namen in den Evangelien Zitate, angefangen von Joschua, über Joseph und Mirjam, Sacharja und Jochanan, Schimon, Juda, aber auch Andreas, Philippus?
Zum Namen:
– Wann (und weshalb) spricht Jesus von sich in der dritten Person („der Menschensohn“ – vgl. auch die Antwort an den Täufer)?
– Was hat es mit dem „Namen, den niemand kennt als der ihn empfängt (als er selbst)“ (Off 217, 1912) auf sich?
– Daniel und die anderen jungen Männer erhalten in Babylon andere Namen.
Die Einladung der Vögel des Himmels zum großen Gottesmahl, die Aufforderung, das Fleisch der Könige, das Fleisch der Kriegsobersten, das Fleisch der Starken, das Fleisch der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Sklaven und Kleinen und Großen zu fressen, drückt aufs deutlichste die Beziehung von Fleischessen und Hierarchie aus. Zugleich bezeichnet es einen sprachlogischen Sachverhalt: das Ende des Komparativs (ist nicht der Raum, alles mathematisch Meßbare und dann dessen Inbegriff: das Inertialsystem, ein Produkt des hypostasierten Komparativs, des Wie, das den Himmel verzehrt?).
Hat nicht die Scholastik über das Verfahren der Analogie den Superlativ in die Theologie mit aufgenommen, damit den Grund aller Hierarchien in die Theologie verlegt, und war das nicht die Grundlage der Sakramentenlehre?
Der Satz „Gott ist barmherzig“ ist eins mit dem Satz, daß nur Gott ins Herz der Menschen sieht. Und das hat etwas zu tun mit dem Stellenwert der Unerkennbarkeit der Dinge an sich in der kantischen Philosophie. Nur die Barmherzigkeit rührt ans An sich der Dinge. Hierin gründet der schärfste Einwand gegen die Geheimdienste (deren Ziel die Feinderkenntnis, das Gegenteil der Barmherzigkeit, ist).
Läßt nicht die Astrologie als die vollständige Versammlung der Objekte sich begreifen, in denen der Faschismus sich selbst überlebt? Und lassen sich nicht alle diese Objekte an ihrer Feindbildlogik, an dem Gemisch von Rechtfertigungszwängen, Abwehrmechanismen und Projektionen erkennen? Und sind nicht alle Objekte Zwillingsgestalten, Produkte eines Feindbild-Clinchs?
Ist nicht das Feindbild das wirksamste Instrument der Rechtfertigung?
Summa contra gentiles: Die Scholastik hat das Barbaren-Paradigma in der Theologie rekonstruiert: im Namen der Heiden, aus denen dann die Wilden hervorgegangen sind.
Ist nicht die Sexualmoral ein Produkt der Metaphorik, das dann im Herrschaftsinteresse (und im Kontext des Ursprungs des Weltbegriffs, in dem das Herrschaftsinteresse sich objektivierte) fundamentalistisch mißverstanden worden ist?
Dummheit und Projektion: In den „überwundenen“ Stufen der Vergangenheit spiegelt sich nur die Dummheit der Gegenwart.
Ist das Neutrum die verdinglichte Außenseite der Projektion (die cartesische „Ausdehnung“)?
Hat nicht die Allgemeine Relativitätstheorie etwas mit Heinsohns Geldtheorie zu tun, mit dem Paradigma der Schuldknechtschaft, und die spezielle Relativitätstheorie etwas mit dem des Tauschparadigmas?
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