Januar 1997

  • 19.1.1997

    Ist die Allgemeine Relativitätstheorie eine Planetentheorie, und sind die Planeten Schuldzentren (Zentren der dezentralen Schuldzusammenhänge)?
    Die Wege des Irrtums: Sind das die Wege des Mißbrauchs der Güte, der Instrumentalisierung des Nicht-Instrumentalisierbaren? Und ist das Inertialsystem das universale System der Instrumentalisierung, das (wie der Taumelbecher in den Schalen des göttlichen Zorns) konkret wird erst durch Spezifizierung?

  • 18.1.1997

    Konnotationen zu Fleisch: Sexualität, Opfer/Fleischessen, hierarchische Ordnung? Ist Venus der fleischliche Planet, mit den genannten „Dimensionen“?
    Nacktheit (und damit auch Keuschheit) ist eine logische, keine ästhetische Kategorie. Die Nacktheit ist das Objekt der Augenlust; zur Fleischeslust gehört die hierarchische Organisation der Welt (ihr Einheitsgesetz, ihr animalischer Kern, die Gewalt). Die Hoffahrt des Lebens ist der Grund und das Siegel der Augen- und Fleischeslust. Der Augenlust opponiert das Hören, der Fleischeslust die Keuschheit und der Hoffahrt des Lebens die Armut. Dem Inertialsystem opponiert die Barmherzigkeit.
    Es gibt einen metaphorischen Gebrauch des Begriffs des Sehens, von dem zu fragen ist, ob er nicht der originale Gebrauch ist, wenn man sagt, daß man etwas klarer sieht, daß einem etwas durchsichtig wird, daß man eine Sache durchschaut.
    Die Auslegung der Johannes-Apokalypse durch Pablo Richard leidet an einer leichten begrifflichen Verwirrung: an seinem unkritischen Gebrauch des Begriffs des Mythos, den er als Gegenbegriff auf den Begriff der Aufklärung anstatt auf die Idee der Offenbarung bezieht.
    Wir können das Licht, die Wärme, die Farben, die Töne, die Materialeigenschaften der Stoffe reproduzieren, wir können Bilder reproduzieren, nur eines läßt sich nicht reproduzieren: die Schwerkraft; wir können einen Vorgang in der Zeit reproduzieren, nicht aber etwas Vergangenes wiederherstellen, es in die Gegenwart zurückrufen. Wie hängt das zusammen mit dem Wittgensteinschen Satz, wonach die Welt alles ist, was der Fall ist?
    In der Schwerkraft gründet die Nicht-Umkehrbarkeit von Oben und Unten und spiegelt sich die Irreversibilität der Zeit.
    Das Reproduzierte (das, was der Fall ist) ist nicht das Original. Aber wird dieser Sachverhalt nicht dadurch verstellt, daß wir das Original bereits als Kopie seiner Kopie wahrnehmen? Ist nicht die ganze Natur die Kopie einer Kopie, die wir inzwischen für das Original halten, weil wir die Differenz nicht mehr erkennen?
    „Was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein“: Gründet die Anwendung dieses Satzes auf die „Sündenvergebung“ im Sinne des Bußsakraments (und damit die ganze „Theologie hinter dem Rücken Gottes“) nicht in dieser Kopie-Kopie-Beziehung, zu der wir das Original nicht mehr kennen? Was ist das, was im Himmel zu lösen wäre?
    Hat die Struktur der Kopie-Kopie-Beziehung etwas mit dem Traum des Nebukadnezar, den Daniel, bevor er ihn deuten konnte, erst reproduzieren mußte, zu tun (oder mit der Beziehung des Mythos zur Idee der Offenbarung)?
    Wie hängt die Verklärung auf dem Berg Tabor, in die auch Moses und Elias mit einbezogen waren, mit der Dramatik der Apokalypse zusammen?

  • 17.1.1997

    Das Geld nimmt die Last der Arbeit aus den Waren.
    Hat Habermas‘ Konzept des „herrschaftsfreien Diskurses“ (des zwanglosen Zwangs des Arguments) etwas mit der Einstein’schen Relativitätstheorie zu tun?
    Gegen Pablo Richard ist daran festzuhalten, daß die sieben Gemeinden, die sieben Siegel, die sieben Posaunen (die sieben Donner) und die sieben Schalen sehr wohl zusammenhängen, aus einander sich entfalten. Mit der Lösung der sieben Siegel wurde der Weg freigemacht für Zeichen und Wunder (die Posaunen und die Schalen). Das Buch, das durch die sieben Siegel versiegelt ist, und dessen Öffnung eins ist mit der Lösung der sieben Siegel, ist der Himmel, der „wie eine Buchrolle“ sich aufrollt. Und haben die Posaunen und die Schalen nicht etwas mit dem Wasser und dem Feuer (dem Was und dem Wer), die im Namen des Himmels verborgen sind, zu tun? Der Thron, ist das nicht der gleiche Thron, von dem es heißt: Der Himmel ist sein Thron (und die Erde der Schemel seiner Füße)?
    Die Apokalypse ist antimystisch (sie verhält sich zur Mystik wie die Idee des Ewigen zum Überzeitlichen, oder wie Auferstehung der Toten zur Unsterblichkeit der Seele). Die Mystik ist die Bastion der Philosophie in der Theologie.
    Es gibt nur einen fallenden Fahrstuhl, aber müßte es nicht sieben fahrende Züge geben (oder sieben fallende Fahrstühle: die sieben Planeten; sind die Planetenbahnen, die Wege des Irrtums, nicht eigentlich Fallbewegungen, die nur durch ihr sinnloses Kreisen den Schein der Unendlichkeit erzeugen – vgl. die Bemerkung über Kopie und Original am 18.1.)?
    Die sieben Werke der Barmherzigkeit: Die innere Differenzierung der Zeit, die das Zeitkontinuum sprengt und das Rätsel der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit löst, gründet darin, daß die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit eine siebenfache ist. Damit ist auch die Beziehung von oben und unten eine siebenfache: die der Barmherzigkeit, die über das Gericht triumphiert.
    Nach der jüdischen Tradition gehört das Buch Daniel zu den Ketubim (den Hagiographien), ebenso wie das Buch Hiob und – innerhalb der fünf Rollen, die von den Büchern Hiob und Daniel eingerahmt werden – die Bücher Rut und Esther.
    Rut ist eine Tochter Moabs. Sie gehört zum Stammbaum Jesu (wie die Dirne Rahab, Tamar, die Schwiegertochter des Juda, und die „Frau des Urias“, die Matthäus ohne Namensnennung als Mutter Salomos mit aufführt). Hat Rut etwas mit der Sünde Bileams zu tun, Rahab mit dem gleichnamigen Meeresungeheuer und Tamar mit der am Problem der Levirats-Ehen exemplifizierten Idee der Auferstehung?

  • 16.1.1997

    Nachfaschismus: die Stabilisierung des Abgrunds.
    Die 144000, die sich „mit Weibern nicht befleckt“ haben, sind das nicht die, die sich mit Gewalt nicht befleckt haben? Steckt darin nicht eine Tradition, die das Weibliche mit der linken Seite, mit dem strengen Gericht, zusammen sah? Und wie verhält sich das zu dem Wort über die Väter: Laß die Toten ihre Toten begraben?
    Die Zahl Sieben bezeichnet die Totalität, aber eine, die in eine ungeheure Bewegung hineingezogen wird; eine Totalität, die nicht statisch ist, und deren Bewegung in den „Erdbeben“ bezeichnet wird.
    Gibt es nicht einen ersten Schlüssel für die Bedeutung der Zahl Sieben in dem kantischen Konstrukt der „subjektiven Formen der Anschauung“?
    Sind nicht die kosmischen Konnotationen der Apokalypse real und symbolisch zugleich? Auf keinen Fall aber sind sie fundamentalistisch, als naturwissenschaftlich identifizierbare Sachverhalte zu verstehen.
    Ist der Name Philadelphia nicht in sich selber zweideutig: Ist die Bruderliebe die gemeinschaftsstiftende Kraft der Brüderhorde? Einzig beim Jakobus wird die Brüderhorde einmal aufgebrochen, als er die Brüder zusammen mit den Schwestern nennt. Ist nicht die Brüderhorde das Subjekt der durch die Zahl Sieben bezeichneten Totalität (Natur und Welt sind Begriffe der Brüderhorde)? Gehört hierzu nicht auch die Frage nach den sieben Brüdern und der einen Frau im Falle der Auferstehung, oder auch die Geschichte von der Sarah und dem Dämon Asmodai im Buch Tobit?
    Die mystische Zeitlosigkeit ist „ein Luxus der Reichen die sich von der Zeit distanzieren“ (Kroon, S. 102), nicht aber die Idee der Ewigkeit, die mit dem „Überzeitlichen“ nicht verwechselt werden darf.
    Rührt nicht das jeweils siebte, die siebte Gemeinde, das siebte Siegel, die siebte Posaune und die siebte Schale, an das Problem der Beziehung des Ewigen zum Überzeitlichen, an die letzte der messianischen Wehen und an den Durchbruch der Geburt?
    Haben die drei Rippen, die der Bär, der nur auf einer Seite aufgerichtet war, im Maul und zwischen den Zähnen hat (Dan 75), etwas mit der „Rippe“, aus der Eva gemacht wurde, zu tun? Die Füße des Tieres aus dem Meere waren „wie die eines Bären“ (Off 132).
    Zu den sieben Gemeinden: Bileam und Isebel sind nicht dasselbe. Bileam bezieht sich auf die Verführung des Volkes (zum Götzendienst und zur Unzucht mit den Töchter Moabs), Isebel auf die der Könige zur Baals-Religion. Was hat es mit den Nikolaiten auf sich, und was mit denen, „die sich Apostel (bzw. Juden) nennen und es nicht sind“?
    Wie verhält sich das Bekenntnis zum Zeugnis (das homologein zum martyrion)?

  • 15.1.1997

    Das „wahre Gesicht des Staates“: Die RAF als Animateur des gewitzten Faschismus.
    Der Staat als Organisation einer Gesellschaft von Privateigentümern: Er hat die Selbsterhaltung zum Rationalitätsprinzip gemacht, damit die Welt in Natur und Welt aufgespalten.
    Neoliberalismus: Panik als Prinzip der Politik (Privatisierung als Entlastung der Regierung von der Verantwortung; die Regierung Kohl als die Selbstorganisation der Panik; deshalb gewinnen das Urteil des Auslands und der Blick der zukünftigen Geschichtsschreibung für dieses Land der Kollektivscham diese emphatische Bedeutung; Panik als der Geist im frei fallenden Fahrstuhl: Schuldvermeidung und Paranoia; Panik und Urteilsmagie).
    Die Privatisierung der öffentlichen Aufgaben ist nur möglich bei gleichzeitiger Privatisierung des Fernsehens.
    Die Panik vollendet sich, wenn das Bewußtsein der Panik sich verbieten muß.
    Wie steckt die Panik im Urteil, gehört sie nicht zu den Konstituentien des Objekts und des Begriffs, der Trennung von Natur und Welt, und ist nicht die Ontologie das verdrängte Bewußtsein der Panik?
    Der horror vacui war die letzte Gestalt der Panikerfahrung.
    Panik ist ein Massenphänomen, und heute gibt es erstmals die Panik als individualisiertes Massenphänomen.
    Panik ist ein Rückkoppelungseffekt des Schuldverschubsystems.
    Ist nicht das Panikmodell „Feuer im Kino“ ein paradigmatisches Modell? An ihm läßt sich ablesen, daß und auf welche Weise die Situation des Zuschauers im Film (vgl. die Beschreibung dieser Situation bei Edgar Morin) ein konstitutives Moment der Panik ist. An der Situation des Fernsehzuschauers ist die Individualisierung des Masseneffekts Panik direkt ablesbar.
    Wie nahe die Panik der Erfahrung und dem Bewußtsein aller ist, läßt sich an dem allgegenwärtigen Zwang zur Unterhaltung ermessen. Individuell wäre die Verdrängungsleistung nicht mehr zu erbringen.
    Der Rechtsstaat treibt den Teufel mit Beelzebub aus. Die Panik sich reproduziert sich durch den Rachetrieb, den das Recht organisiert und ausbeutet.
    Ökonomie und Physik sind Instrumente der Regression: sie versuchen, die Schöpfung rückgängig zu machen, das Tohuwabohu und die Finsternis über dem Abgrund wiederherzustellen.
    Die Banken sind Panikerzeugungs- und -verdrängungsmaschinen zugleich.
    Der Pharao zu den Israeliten: Faul seid ihr, faul.
    Die subjektiven Formen der Anschauung begründen und rechtfertigen eine Welt, in der keiner mehr gut sein kann, die den teilnehmenden Blick ausschließt.
    Die Frage der Mutter der Zebedäussöhne, wer zu seiner Rechten und Linken sitzen wird, wurde bei der Kreuzigung beantwortet: die beiden „Schächer“ (d.h. zwei Räuber).
    Der Trieb zu begreifen, was man tut, wird am wirkungsvollsten behindert und verwirrt durch die eingebaute Forderung, daraus praktische Konsequenzen zu ziehen. Wer A sagt, muß nicht B sagen; zum Versuch zu begreifen gehört auch der lange Atem, dem die kurzschlüssige Praxisforderung die Luft nimmt.

  • 14.1.1997

    Heute verbraucht die RAF alle Energien zur Abgrenzung, durch die sie sich seit je definiert hat.
    Berliner Prozeßgruppe: Werden nicht inzwischen die Gefangenen der RAF zu Geiseln ihrer Unterstützer? Und haben nicht seit je (erstmals in der christlichen Orthodoxie, in der gemeinsamen Ursprungsgeschichte der Bekenntnislogik und der Opfertheologie) die Ideologen die Opfer für ihre Zwecke instrumentalisiert?
    Öffentlichkeit gehört zu den Kriterien der Realitätsprüfung der linken Theorie.
    Religion heute: Die Menschen wollen dafür, daß sie nicht mehr gut sein können, getröstet werden.
    Ist die Buchrolle, zu der der Himmel sich aufrollt, die Gott in seiner Rechten hält und die der Engel dem Johannes zu essen gibt (im Munde süß, im Magen bitter), die bis zum Ende aufgesparte und bis dahin siebenfach versiegelte göttliche Barmherzigkeit?

  • 13.1.1997

    Die Existenz von Feinden ist ebensowenig zu leugnen wie die Irreversibilität der Beziehung von Oben und Unten (Begriff und Objekt), mit der sie zusammenhängt, aber man sollte durch Feinde nicht zur Feindbildlogik sich verführen lassen. Es ist diese Logik, auf deren Grundlage die Bank immer gewinnt.
    Der Hellenismus war eigentlich ein Makedonismus, der aristotelische Gott, das Denken des Denkens, war das Modell der Herrschaft Alexanders.
    Haben der Sündenfall und der Cherub mit dem kreisenden Flammenschwert etwas mit dem Problem des apagogischen Beweises zu tun?
    Im Namen der Behörde ist die Logik des Lauschangriffs schon vorbezeichnet.
    Ist vielleicht der Begriff der Privatwirtschaft erfunden worden, um sicherzustellen, daß auch wirtschaftliche Einrichtungen den Schutz der Privatsphäre für sich in Anspruch nehmen können?
    Wenn „von Geburt“ genei und „von Natur“ physei heißt, heißt dann „von Natur“ nicht eigentlich „durch Zeugung“, und bezeichnet dann nicht beides einen gesellschaftlichen (einen herrschaftsgeschichtlichen, politischen, begrifflichen), nicht einen „natürlichen“ Sachverhalt (bei Paulus gibt es Unbeschnittene „von Natur“, Männer haben „von Natur“ keine langen Haare, Joseph/Barnabas, ein Levit, war „von Geburt“ ein Zyprer und Paulus war „von Geburt“ ein Römer)?
    Das Konzept der Verurteilung des Faschismus wird nicht mehr lange zu halten sein (vgl. Goldhagen): Auschwitz rückt uns immer näher.
    Der Jakobusbrief ist die Nabelschnur, die das Christentum mit seinem jüdischen Mutterschoß verbindet: Sie darf nicht durchschnitten werden vor dem Ende der messianischen Wehen.
    Die Hegel’sche Logik ist die vollständige Entfaltung der subjektiven Formen der Anschauung, die vollständige Durchdringung der durch die subjektiven Formen der Anschauung konstituierten Objektivität. An ihrer wechselseitigen Beziehung ließe das Verhältnis der Arbeit des Begriffs zum reinen Zuschauen sich demonstrieren.
    Wie unterscheidet sich das Geschehen vom Werden? Hegels Philosophie ist eine Philosophie des Werdens, während im Lichte der Fundamentalontologie sich alles ins Geschehen verwandelt. Liegt der Grund dieser Differenz in der Beziehung zur Zeit? Was bei Hegel als Werk der teleologischen Praxis, in der ich mich als der Urheber wiedererkenne, erinnert wird, ist bei Heidegger zum vergangenen Geschehen, dem ich post festum als ohnmächtiger Zuschauer beiwohne, vergegenständlicht und erstarrt. Der Begriff des Geschehens gehört zu einem Begriff der Objektivität, in dem das Subjekt nur Zuschauer und Objekt ist, nicht mehr Handelnder. Der Begriff des Geschehens erzeugt das Bild einer Welt, in der Sprache die Dinge nur noch von außen trifft (als Information und Kommunikation sich zu den Dingen draußen verhält), ihre eingreifende und ihre benennende Kraft (die miteinander zusammenhängen) verloren hat. In Heideggers Begriff des Daseins verschränkt sich das Moment des ohnmächtigen Zuschauens mit der Ohnmacht des Objekts (die Eigentlichkeit mit der Uneigentlichkeit, von der sie sich ohnehin nicht unterscheiden läßt): das Subjekt wird zum Ding und das Sein zur subjektlosen Herrschaft dessen, was ist, zum reinen Geschehen.
    Im Werden werden die subjektiven Formen der Anschauung noch als subjektive Formen reflektiert, während sie im Geschehen zu einer die Objektwelt insgesamt beherrschenden, durch Reflexion nicht mehr aufzulösenden gegenständlichen Macht geworden sind. Geschehen ist vergangenes Werden, die Weltgeschichte ist das Weltgericht.
    Die Feindbildlogik braucht die Schlechtigkeit der Welt, das herrschende Unrecht, zur Rechtfertigung des eigenen Böseseins, stattet sie mit dem zusätzlichen Komfort des guten Gewissens, der Unschuld aus.
    Gott ist nicht der Herr der Geschichte, sondern der Erwecker der Toten. Und die Väter sind die Toten, die die Toten begraben (hier findet Tobit seine Stelle, zu dessen Geschichte der Untergang Ninives gehört).

  • 12.1.1997

    Die „feministische Kritik … hat auch gezeigt, daß Neutralität an sich ein Merkmal von Maskulinität ist, ein Zeichen ihres Bündnisses mit Rationalität und Objektivität“. (Jessica Benjamin, S. 182) Die indoeuropäische Sprachlogik ist die Sprachlogik des Patriarchats (und das Symbol der Schlange – das Symbol des Neutrums – sein Symbol). Die subjektiven Formen der Anschauung (die Abstraktion vom Gegenblick, vom Angesicht) sind die Verkörperung der neutralisierenden Gewalt.
    Das „Leuchten seines Angesichts“ lebt von der Erinnerung an das Gesicht der Mutter. Im Gesicht der Mutter erblickt das Kind das Licht der Welt. – „Ihr seid das Licht der Welt“. Lebt davon nicht die Erinnerung ans Paradies, und ist dann der Cherub mit dem kreisenden Flammenschwert nicht das Patriarchat?
    Kai ho logos sarx egeneto/et verbum caro factum est – und das Wort ist Fleisch geworden: So wurde im Kern der Theologie die Geburt ins Machen und das Machen ins Werden übersetzt: die Frau durch den Vater und der Vater duchs subjektlose Werden ersetzt.
    Im Schöpfungsbericht ist das Werden das Tun des Worts: Gott sprach „es werde Licht“, und es ward Licht. Die subjektiven Formen der Anschauung trennen das Licht vom Wort (den Blick vom Gegenblick).
    „Laßt die Toten ihre Toten begraben“: Joseph von Arimathia hat den toten Jesus begraben.
    Der Salbung des Toten durch Maria Magdalena ist der Engel, der den Stein vom Grab gewälzt und den Toten erweckt hat, zuvorgekommen.
    Im Johannes-Evangelium kommt der Name des Apostels Johannes nicht vor (nur der „Jünger, den der Herr liebhatte“), auch nicht in den Briefen des Johannes. Der Autor des zweiten und dritten Briefes nennt sich den Ältesten, er benutzt den gleichen Namen, der in der Johannes-Offenbarung den immer gemeinsam mit den vier Wesen genannten 24 Ältesten vorbehalten ist. Hier, in der Johannes-Offenbarung, nennt sich der Autor, der sich mit „ich“ einführt, „ich, Johannes“.
    Gibt es nicht ein Problem des Namens im Neuen Testament, zeugt nicht die Notwendigkeit zusätzlicher Attribute (Beinamen wie Alphäus, Thaddäus, vielleicht auch Matthäus und Markus, Simon Kananäus; Name des Vaters <Barjona, Bartholomäus, Zebedäussöhne, Sohn des Zimmermanns, Sohn Davids, Sohn Gottes>; Name der Herkunft, des Ortes <Joseph von Arimathia, Simon von Kyrene, auch Jesus von Nazareth, der Nazoräer, Nathanael aus Kana>; griechische Namen <Andreas, Philippus, Stephanus>; Namenswechsel: Simon -> Petrus, Saulus -> Paulus) vom Zerfall des Namens, der dann im Begriff des Bekenntnisses sich ausdrückt (homologein, confiteri: in dieser Übersetzung steckt die ganze Differenz zwischen griechischem und lateinischem Christentum)? Was bedeutet Iskarioth (eine feminine Pluralbildung wie Sabaoth)? Sh. auch den Hinweis auf den Ursprung des Namens „Christen“ in der Apostelgeschichte.

  • 11.1.1997

    Die ödipale Geschlechterpolarität (Jessica Benjamin: Die Fesseln der Liebe) reicht bis in die historisch „gewachsene“ Logik der Sprache hinein. Sie drückt u.a. in den kantischen Totalitätsbegriffen: in der Unterscheidung von Natur und Welt, sich aus. Und sie gehört zu den Gründen des Problems der „apagogischen Beweise“ (der Antinomie der reinen Vernunft), sowie in der weiteren Folge davon zu den Bedingungen der Möglichkeit der Kritisierbarkeit der staatsanwaltschaftlichen Logik (der „Gemeinheitslogik“).
    Der Faschismus hat den frei fallenden Fahrstuhl endgültig aus seinen Verankerungen gelöst. Die Feindbildlogik hat sich so tief in unsere Erfahrung eingesenkt, daß es fast unmöglich geworden ist, sie zu reflektieren. Aber das beweist nur die Notwendigkeit dieser Reflexion. Hat nicht das -d-, durch das das Ahnden vom Ahnen sich unterscheidet, etwas mit dem Suffix -de zu tun, das in Begriffen wie Gemeinde oder Behörde (Gebärde, Gelände) enthalten ist? Und steckt das gleiche -de nicht in dem deutschen Wort Werden? Und verweist dieses Werden in einer ähnlicher Weise auf das Wer wie das Wasser auf das Was? Und hat das Werden in der Hegel’schen Weltphilosophie, in Hegels Logik, eine ähnliche Funktion wie das Ahnden in der Naturphilosophie Schellings (ist das Werden das abgestorbene Wer, das Ahnden die Verfolgung der Zukunft durch die Vergangenheit: ist das Werden eine Emanation des Weltbegriffs, das Ahnden eine des Naturbegriffs)?
    Was drückt eigentlich im futurischen Gebrauch des Werden sich aus (wer ist das Subjekt des zukünftigen Tuns)? Das Werden ist der ins Affirmative gewendete Fall, der Anfang der Wege des Irrtums (sh. Hegels Planetentheorie).
    In einen andern sich hineinversetzen heißt, die Welt rekonstruieren, deren Logik sein Denken und Verhalten bestimmt (und die Welt rekonstruieren heißt, die ökonomischen Gesetze und Konstellationen rekonstruieren, die die Bedingungen seiner Selbsterhaltung ausmachen). Tiere sind reine Weltwesen, deren Existenzbedingungen durch die Natur vorgegeben sind, während die Menschen ihre Existenzbedingungen im Prozeß ihres Gattungslebens selber hervorbringen. Menschen sind Tiere, die den Bann der Gattung sprengen, für die die Welt – über die Beziehung zu den Andern, die in der Sprache gründet – reflexionsfähig geworden ist. Tiere sind nicht bessere Menschen, auch wenn sie nicht schuldfähig sind: Sie stehen unter dem Bann des Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhangs der Natur, den sie nicht zu reflektieren vermögen.

  • 10.1.1997

    Zwischen der Prophetie und der Apokalypse, dem Taumelbecher und dem Unzuchtsbecher, liegt die Trennung von Natur und Welt, die logische Gewalt des Urteils, die ödipale Polarisierung der Geschlechter: liegt die griechische Sprache.
    Vor dem Ankläger gibt es Geheimnisse (Dinge, die man verbergen möchte), und der Ankläger hat Geheimnisse zu verteidigen (deshalb heißt in Deutschland der Ankläger Staatsanwalt). Korrespondiert nicht der Begriff der Tiefe dem des Geheimnisses, beziehen sich nicht beide auf das, was unten ist, ist die Tiefe die Finsternis über dem Abgrund?
    Die subjektiven Formen der Anschauung sind die Bastionen der Welt in dem im Prozeß der fortschreitenden Naturbeherrschung unterworfenen und besetzten Feindesland Natur.
    Im Griechischen lautet der mit „Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht“ übersetzte Satz im Jakobusbrief (213): katakauchatai eleos kriseos (katakauchaomai – tue groß, brüste mich; eleos – Mitleid, Erbarmen; krisis – Gericht, Richten; Urteil). Ist die Erinnerung an den Triumph in der Übersetzung des griechischen Textes der Sache eigentlich angemessen?
    Mein ist die Rache, spricht der Herr: Ist Seine Rache nicht die Barmherzigkeit, die den Tätern (wie den Ägyptern das Opfer, das die Israeliten dem Herrn in der Wüste bringen wollten) ein Greuel ist?
    Es gibt Weisheit und Einsicht, aber zum Denken gibt es im Hebräischen keine Entsprechung. Das Denken (die Sache und der Begriff) entspringt gemeinsam mit dem Natur- und dem Weltbegriff. Das Denken ist ein Reflex der Herrschaftsorganisation des Staates, an der es sich spiegelt und sich den Kopf einrennt (die Mathematik ist die dunkle Sprache und das verstockte Herz, die harte Stirn und das harte Angesicht – Ez 37ff).
    Der Begriff ist über der Sache und außerhalb der Sprache; er unterdrückt die Dinge und beutet sie aus, indem er sich die Sprache zum Feind macht, während der Name in der Sache und in der Sprache zugleich ist.
    Das erste Kapitel von Jessica Benjamin beschreibt eine Sphäre, in der Sprache, Sache und Gemeinschaft noch ungetrennt und eins sind. Dann springt sie gleich über ins Erwachsenendasein; die ganze Geschichte der Vergesellschaftung, der Initiationsriten, zu der heute insbesondere die Schulerfahrung der Kinder gehört, bleibt unreflektiert.
    Psychologie liefert keine Handlungsanweisungen, sondern Reflexionshilfen; wer von ihr Rezepte erwartet, den richtet sie.
    „Des vielen Büchermachens ist kein Ende …“ (Koh 1212 – vgl. auch Kafkas Landarzt: Einmal dem Fehlläuten der Nachtglocke gefolgt, es ist nicht wieder gutzumachen): Habermas und Drewermann sind Beispiele dafür, daß der Umfang von Büchern auch ein Maß für die Rechtfertigungszwänge sein kann, denen sie ihre Existenz verdanken.

  • 9.1.1997

    Wie die Welt sich rundet: Gehören die Könige, die Kaufleute und die Seefahrer deshalb zum apokalyptischen Babylon , weil diese drei die Konstituentien der Globalisierung der Erde benennen und zugleich den Himmel verwüsten und die Erde auf die Planetenbahn, den Irrweg, schicken? Ist mit dem Fall Satans (des Fürsten dieser Welt) die Rundung der Welt gemeint, die sie grenzenlos und endlich, und den Himmel zu einem Ausland macht, das geheimdienstlichen Ermittlungen grundsätzlich verschlossen ist? Werden die vier Engel, die „am großen Strom Euphrat gebunden sind“, durch die Globalisierung der Welt (und die Neutralisierung der vier Weltgegenden, der „Himmelsrichtungen“) losgebunden (Off 813ff) und vertrocknet durch die gleiche Globalisierung das Wasser des Euphrat, „damit den Königen vom Aufgang der Sonne der Weg bereitet würde“ (1612ff)?

  • 8.1.1997

    Beitrag zur Erkenntnistheorie: Was hat der Beobachter mit dem episkopos (dem Aufseher) zu tun?
    Der Beobachter blendet (durch Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einen Punkt) die Wahrnehmung aus, der Aufseher (durch Abstraktion von der Gemeinschaft mit den seiner Aufsicht Unterworfenen) die Erfahrung. Die Beobachtung steht im Dienste der Selbsterhaltung, die Aufsicht in dem der Herrschaft (die Beobachtung im Dienste der Herrschaft obliegt den Geheimdiensten: wenn staatliche Institutionen in die Privatsphäre ihrer Bürger eindringen, konstituieren sie einen eigenen Privat-/Geheimbereich des Staates).
    Wie verhalten sich Beobachtung und Aufsicht zur Anschauung (hat die Beobachtung <als Erfolgskontrolle des Naturforschers im Experiment oder des Unternehmers am Markt> etwas mit dem „teleologischen“, die Aufsicht <die Normenüberwachung in der verwalteten Welt> mit dem „normenregulierten“ und die Anschauung <die die moralische Gemeinschaft mit der Welt aufkündigt, sie durch die ästhetische des Anschauens ersetzt> mit dem „dramaturgischen Handeln“ zu tun)?
    Auf dem Bauche sollst du kriechen, Staub sollst du fressen: Was ist das für eine Welt, die in Habermas‘ Theorie des kommunikativen Handelns sich widerspiegelt (eine Welt, in der die Reflexion stillgestellt ist, und mit ihr die Idee eingreifender Kritik)? Und was wird aus dem, der keine andere Welt mehr kennt?
    Der Name Gottes ist in den Trümmern des Himmels begraben.
    Was verleiht dem Schuldverschubsystem: den Rechtfertigungszwängen und den Abwehrmechanismen, heute diese alles durchdringende Gewalt?
    Gibt es nicht bei Ezechiel eine Stelle, an der von der Wahrheit des Nordens und vom Licht des Südens die Rede ist (oder war es bei Paul Celan)?
    Sind nicht die subjektiven Formen der Anschauung die Pforten der Hölle (von denen es heißt, daß sie die Kirche nicht überwältigen werden)? Sie machen die Umkehr gegenstandslos, in ihrem Kontext gibt es zur Selbsterhaltung keine Alternative mehr.
    Telefonat mit B.: Wäre es möglich, die Essenz meines Textes in Thesen zu präzisieren?
    – Mißverständnisse lassen sich nicht vermeiden ohne Selbstblockade,
    – reflektierende Urteile sind keine dogmatischen Urteile, sie sind das Korrelat der Praxis (der Freiheit, des „Wunders in der Erscheinungswelt“) in der Theorie (eingreifende Erkenntnis);
    – die abrufbare richtige Gesinnung, das verdinglichte Bekenntnis zur richtigen Theorie, schließt Gemeinheit nicht aus; Gemeinheit hat es sowohl bei den Nazis wie auch im real existierenden Sozialismus gegeben: das ist mein Thema; reflektierende Urteile sind kritisch (sie müssen es sein), aber sie sind niemals gemein: sie verurteilen nicht.
    – 68er Marxismus ist zur Ideologie geworden, als er mit der Lehre vom falschen Bewußtsein die Reflexion aus der kritischen Theorie eliminierte (als er diese Lehre in eine Waffe gegen den Feind, in ein Instrument der Verurteilung verwandelte).
    – Ein Begriff der Klarheit, der sich am Modell der klaren Fronten (am Innen/Außenparadigma) orientiert, ist kein Begriff der kritischen Theorie;
    – nicht die Stellung im Produktionsprozeß, sondern allein das Bewußtsein davon, die Fähigkeit zur Reflexion, ist entscheidend im Hinblick auf die Wahrheit (Marx und Engels waren Großbürger, keine Proletarier; und ein Proletariat, das nicht auch die Fähigkeit der Reflexion sich zueignet, hört auf, ein revolutionäres Subjekt zu sein);
    – in der gegenwärtigen Phase der politischen Ökonomie, die gekennzeichnet ist durch eine Selbstauflösung des Staates, der nach innen nur noch abstirbt, verwest, verrottet, während er nach außen zum Instrument der Verwüstung wird, ist der Staat kein „Feind“ mehr (weil er subjektlos, und damit – mit der Ablösung der Regierung durch Verwaltung – zur Brutstätte der Gemeinheit geworden ist <das ist der in den Abgrund rasende Zug>):
    . Das Frontkonstrukt erzeugt den Nebel, in dem der Feind als Feind erscheint, aber dieser Feind ist auch eine Phantasmagorie, eine Projektion, ein paranoides Konstrukt.
    . Durch bloße Machtübernahme ist ein Zustand, in dem die Menschheit ihrer Geschichte mächtig wird, in der sie lernt zu wissen, was sie tut, nicht mehr herbeizuführen.
    – Es hilft nicht mehr, nur auf der richtigen Seite zu sein; was nottut ist: seine eigene Würde darin erkennen, selber den Kopf oben zu halten, nicht mehr Objekt zu sein (die Feindbildlogik verdrängt nur das Bewußtsein, Objekt zu sein, sie löst das Objektsein nicht nur nicht auf, sie fördert es; sie gehört zu den Beschleunigungskräfte des Zuges und zu den Mächten, die die Wahrnehmungsfähigkeit verhindern).
    – Auch die Verführung durch das „gute Gewissen“, die die Feindbildlogik aus dem Feindbild bezieht, sollte nicht verharmlost werden; sie ist eine der gefährlichsten faschistischen Verführungen (die Rechtfertigung des eigenen Handelns durch das des Feindes, die Nutzung der Feindbildlogik als Mittel der moralischen Enthemmung).
    Den Weltgeist begreifen, der dieses Marionettentheater inszeniert, an dessen Fäden wir agieren.
    Die Weltkriege und Auschwitz waren die ersten Crash-Tests des in den Abgrund rasenden Zuges.
    Die Väter sind die Repräsentanten der Außenwelt in der Familie, und sie werden zu Recht für den Zustand dieses Welt haftbar gemacht.
    „Laßt die Toten ihre Toten begraben“: Ist das nicht auch ein Imperativ an die Väter? Ist nicht auch das ein Werk der Barmherzigkeit (das Werk des Tobit, der darüber blind geworden ist)?
    Drei Dinge haben mich von Anfang an an der RAF irritiert:
    – Sie hat dem öffentlichen kritischen Diskurs den Boden entzogen (und es gibt keine linke Theorie ohne Öffentlichkeit: das scheinen die Vertreter des Staatsschutzes besser zu wissen als die, die sich heute für Linke halten, während sie gleichzeitig den öffentlichen Diskurs fürchten);
    – der grob fahrlässige Versuch, den Staat zu zwingen, sein wahres Gesicht zu zeigen; mein Eindruck war: Sie wissen nicht, wovon sie reden. Das „wahre Gesicht des Staates“ ist das faschistische, und dem vermochte auch die RAF (die den Faschismus nie begriffen hat) nichts mehr entgegenzusetzen;
    – durch ihre Aktionen hat die RAF mit dazu beigetragen, dem Staat das Alibi für den Ausbau des Repressionsapparats, der heute für andere Zwecke nutzbar ist, zu liefern, die Widerstände dagegen, die unter anderen Bedingungen vielleicht doch noch mobilisierbar gewesen wären, abzubauen. Das kritische Potential, das aufgrund der Erinnerung an den Faschismus vorhanden war und mobilisierbar gewesen wäre, wurde verdrängt, neutralisiert und auf ungefährlichere Objekte verschoben: von der ökonomischen Reflexion auf die Ökologie und auf die Friedensbewegung (Konkretismus, Flucht ins gute Gewissen).
    Urteilsmagie: Daß einer für oder gegen etwas ist, ist noch keine Garantie dafür, daß er dazu beiträgt, daß die Dinge in die Richtung bewegt werden, in die er sie gerne bringen möchte. Es kommt nicht darauf an, daß auf Worte Taten folgen, sondern daß die Worte selber zu Taten werden, und die Theorie zur eingreifenden Gewalt.
    Ist nicht die RAF in den Wiederholungszwang geraten, der sie dazu bringt, die Argumente ihrer Väter, gegen die sie einmal aufbegehrt hat, zu reproduzieren, wenn sie ihren Kritikern entgegenhält, daß sie die Risiken des Handelns gescheut und sich nur herausgehalten hätten; so hätten sie das Recht zur Kritik verspielt. Ähnlich haben ihre Väter auf die Faschismuskritik reagiert: Ihr habt’s nicht miterlebt, ihr könnt nicht mitreden. (Es gibt noch andere Beispiele: so erinnert das Wort vom Verrat der eigenen Geschichte an das Argument der Nestbeschmutzung, der Hinweis auf die schlimmeren Taten der Herrschenden an den Vergleich von Auschwitz mit Hiroshima und Dresden. Hierher gehört auch der Antizionismus und die weithin unreflektierte, die geschichtlichen Voraussetzungen ausblendende Parteinahme für den palästinensischen Widerstand.)

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