20.03.89

„Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet.“ – Heideggers Denunziationen (der alltäglichen Verfallenheit an das „Man“, des „Geredes“, der „Uneigentlichkeit“) sind eigentlich Projektionen, sie treffen ihn selber. Sachlich und logisch sind alle einschlägigen Heideggerschen Kategorien Reflexionsbestimmungen, d.h. austauschbar: Ausdruck ihres eigenen Gegenteils. Und es ist nur dem Heiggerschen taktischen Geschick zu danken, wenn es ihm gelingt, das zu verbergen, unkenntlich zu machen. Der Preis allerdings ist hoch: das Versinken der Philosophie im Mythos, im Schicksals- und Schuldzusammenhang, den H. dann selbst sich noch als besonderes Privileg zurechnen kann.

Grund ist der unmögliche Versuch, den Gegenstand der Metaphysik zum Gegenstand des Urteils (des Wissens) zu machen, der nicht zufällig in der Hypostasierung der (antwortlosen und deshalb „wesentlichen“) Frage endet: Mit diesem Hammer erschlägt er alle. In der letzten Konsequenz des mythischen Schuldzusammenhangs kann nur einer der Herr sein: der, dem es gelingt, im Schuldverschubsystem „oben“ zu bleiben; das ist der Trick, den H. in vollständiger Selbstverblendung dann auch auf den beginnenden Faschismus anzuwenden versucht hat. Darauf bezog sich der Satz: Nur wer groß denkt, kann groß irren.

Es ist das Verdienst Heideggers, daß er error in principio der Philosophie endgültig kenntlich gemacht hat.


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