Hängt der Begriff des Daseins bei Heidegger mit der Beziehung des Demonstrativpronomens zum Fragepronomen zusammen. Das Dasein ist
– der Ausdruck der Identität des Vorhandenen (Da) mit dem Zuhandenen (Sein),
– zugleich Grund der objektlosen Angst (Folge der namenlos gewordenen Herrschaft) und
– der absoluten Frage (der durch das deiktische Moment jede Beziehung zur Antwort abgeschnitten wird).
Dem Deiktischen würde die Frage nach dem Namen korrespondieren, auf die es in der durch den Naturbegriff namenlos gewordenen Welt keine Antwort gibt: Übrig bleibt die Frage nach dem Namen Gottes, die keine Frage ist.
Sprachlicher Grund der Sexualmoral: Merkwürdig, daß das Fragepronomen (im Indogermanischen wie im Hebräischen) geschlechtslos ist, statt dessen zwischen Wer und Was (Person und Sache) unterscheidet. Ist das Fragepronomen (zusammen mit dem geschlechtslosen Personbegriff) kasus- statt geschlechtsbezogen (auf Herrschaft und Besitz sowie die davon abhängigen Attribute bezogen, während das Geschlecht in diesem Kontext „irrational“, an den stummen Trieb gebunden ist)?
Zusammenhang von Frage, Bitte und Gebet: Das Gebet gehört zu einem Zeitalter, in dem das Wünschen noch geholfen hat, während das Recht und die Ökonomie, die Rahmenbedingungen der Selbsterhaltung, einen Zustand herbeiführen, in dem das Wünschen sinnlos wird, wenn ihm die Mittel der Realisierung fehlen.
Steht das Fragepronomen unter dem Gesetz des Raumes (ist die Grundfrage das Wo, und nicht das Wer oder Was), und ist das der Grund seiner Geschlechtslosigkeit? – Wie hängen die Fragepronomen mit den Präpositionen und den Präfixen zusammen? Wie hängen der Ursprung und die Entfaltung und Differenzierung der modernen Sprachen, ihre Ablösung von den klassischen flektierenden Sprachen, mit der Geschichte des Ursprungs des Inertialsystems zusammen, mit der Halbierung der Welt?
Ist die Reflexionsbeziehung zwischen den Fragepronomen und den bestimmten Artikeln eine Eigentümlichkeit der deutschen (und der griechischen?) Sprache?
In welchem Verhältnis stehen die Fragepronomen zu den Personalpronomen, Demonstrativpronomen, den bestimmten Artikeln, zu den Kasus? Wie verhält sich die Frage zur Mathematik?
Newtons Begriff des absoluten Raumes gründet darin, daß er durch das Adjektiv „absolut“ gleichsam verstockt darauf beharren muß, daß, was durch die Gravitationstheorie widerlegt wurde, trotzdem anzuerkennen ist, weil es zu den Prämissen dieser Widerlegung gehört (der seitdem verinnerlichte Widerspruch mobilisierte das Schuldverschubsystem). Der newtonsche Begriff des Absoluten gehört zu den Wurzeln des Absolutismus und der Hegelschen Philosophie (der Stellung des Begriffs des Absoluten in ihr). Auch Newton bedient sich schon des Instruments, das Hegel dann benannt hat: der List der Vernunft.
Gibt es eine generelle Beziehung des Wortes „Wasser“ (aqua, hydor, majim) zum Fragepronomen?
Lebt nicht die Psychoanalyse von der Wirksamkeit, vom Funktionieren, des Schuldverschubsystems (die Hegelsche Logik auf links gewendet)?
Frage heißt auf Lateinisch Quaestio (von quaerere, suchen) und bezeichnet einen objektiven Sachverhalt, den die Frage erst subjektiviert. Die Frage gehört zu einem personalisierenden, autoritären Kontext.
Die Fragepronomen sind kasus- und nicht geschlechtsabhängig, aber die Kasus selber sind geschlechtsabhängig (nach dem grammatischen Geschlecht variabel organisiert). – Kommt nicht durch den Naturbegriff (der im Griechischen auf die Zeugung, im Lateinischen auf die Geburt verweist) das Geschlechtliche wieder herein? Der moderne Naturbegriff versucht, beides (den männlichen und den weiblichen Aspekt) zu vereinigen: aber ist diese Vereinigung nicht inzestuös (Rousseau)?
Das Neutrum ist die Hurerei.
Schöpfung, Offenbarung und Erlösung: Die Zukunft, die in der Prophetie gesucht wird, wird in der Idee der Schöpfung als vergangene vor Augen gestellt.
Sind nicht beide Komponenten des Begriffs Dasein, das Da und das Sein, deiktischer Natur (das Sein ist das deiktische Moment im Weltbegriff, Projekt der namenlosen Welt)?
Bei Mt (Kap 24) heißt der Greuel am heiligen der Ort „Greuel der Verwüstung“.
Das kontrafaktische Urteil ist ein Instrument der ideologischen Geschichtsschreibung: ein Instrument aus der Werkzeugkiste des Schuldverschubsystems. Es rangiert unter dem Motto: Männer machen Geschichte (und deshalb machen sie auch gelegentlich etwas falsch).
Im Schematismus-Kapitel der Kritik der reinen Vernunft werden die Kategorien als Orte in Zeitkontinuum definiert.
Überzeugen ist unfruchtbar, Überreden die Vorstufe der Vergewaltigung: Gegenüber Kindern wird der Indikativ nicht selten als Steigerung des Imperativs gebraucht (anstatt „Martin, bleib hier“: „Der Martin bleibt hier“). Gegen den Imperativ kann man sich durch Widerspruch, durch Verweigerung (Trotz) wehren, während der Indikativ den Befehl gleichsam ontologisiert, ihn zu einem festgestellten Tatbestand macht, gegen den man sich nicht mehr wehren kann (Zusammenhang mit dem Gesetz und dem rechtskräftigen Urteil). Mißbrauch der elterlichen Sprachgewalt (Teilhabe am Gewaltmonopol des Staates)?
Kritik der vergleichenden Sprachwissenschaft: Nirgend müßten sich deutlicher die Folgen eines Positivismus nachweisen lassen als hier, wo die einfachsten sprachlogischen Zusammenhänge ausgeblendet werden.
20.4.1994
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