20.07.91

Zwei Bemerkungen zum Schuldbegriff (oder auch zum „jüdisch-christlichen Dialog“):
– Rückblickend auf die Situation während des Golfkrieges hat Micha Brumlik (in Publik-Forum vom 19.07.91, S. 21f) bei einigen christlichen Teilnehmern am jüdisch-christlichen Dialog die „unbedingte und fraglose Solidarität mit dem unter irakischem Beschuß stehenden Israel“ vermißt. In der Erinnerung an Auschwitz kann er die unbedingte Solidarität fordern, aber auch die fraglose? Fordert er damit nicht jene „Bekenntnisgemeinschaft“, die zum christlichen Erbteil in der Schuldgeschichte des Antisemitismus gehört? Als fraglose wird die Bekenntnisgemeinschaft zur Schicksalsgemeinschaft, zum mythischen Bann. Grundlage ist hier wie in der christlichen Opfertheologie die Instrumentalisierung der Schuld.
– Vgl. hierzu Ernst Tugendhat in „Hatte die Friedensbewegung nicht doch recht?“, S. 91: Ist diese Schuld objektivierbar? Gibt es hier nicht in der Tat den Unterschied zwischen der Selbstbeurteilung und der Beurteilung durch andere (im Angesicht und hinter dem Rücken; „der Ankäger hat immer Unrecht“)? Ist dieser Unterschied nicht der Grund der jüdisch-christlichen Tradition?
Theologie: Reflexion der Beziehung von Schuld und Erkenntnis.


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