Die Opfertheologie ist das Produkt der Spiritualisierung des Moloch.
Schuldverschubsystem: Die Verführung des Wissens (die Dogmatisierung des Glaubens, seine Übersetzung in den Indikativ) kehrt den Imperativ (und mit ihm die Zeit) um, indem es den Hörenden zum Ankläger und Richter: das Schuld- zum Glaubensbekenntnis macht. Seitdem unterliegt der Glaube dem Rechtfertigungszwang (seitdem gibt es das vergebliche Bemühen der Gottesbeweise). Aus der Vergebung der Sünden wird unterm Rechtfertigungszwang die Entlastung von Schuldgefühlen durch Schuldverschiebung, die das Herrendenken kennzeichnet.
Zur Kritik der Naturwissenschaften: Wer vom Gegenblick abstrahiert, verfällt ihm: „Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren“. Joh 129 ist der Schlüssel zur Reflexion des Gegenblicks, sein telos ist die Heiligung des Gottesnamens (die Theologie im Angesicht Gottes).
Nach der Dialektik der Aufklärung ist die Distanz zum Objekt, Voraussetzung aller Abstraktion, vermittelt durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt. Verweist das nicht darauf, daß der Begriff des Objekts ein apriorisches Konstrukt bezeichnet, in dessen Identität die des Subjekts sich widerspiegelt? Beide, Subjekt und Objekt, aber bilden eine Konstellation, die in sich selber herrschaftsgeschichtlich vermittelt ist. Die „Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt“, wird verkörpert durch die subjektiven Formen der Anschauung (durch Raum und Zeit), durchs Geld und durch die Bekenntnislogik. Alle drei konstituieren und entfalten sich in einem gemeinsamen Abstraktionsprozeß, in dem sie sich wechselseitig determinieren, stützen und durchdringen. Das Geld stützt ebenso die Bekenntnislogik, wie in beiden die logischen Konstruktionselemente des Raumes sich reflektieren. Sie bilden einen gemeinsamen Verblendungs-, Herschafts- und Schuldzusammenhang. Im Stern der Erlösung sind Welt Gott Mensch die Repräsentanten der Elemente dieser Konstellation.
20.11.95
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