20.5.1995

Wenn man das Unkraut vor der Ernte nicht ausreißen soll, sollte man es auch nicht in Weizen umlügen.
Das Gewaltmonopol ist die ironische Realisierung des Satzes: Mein ist die Rache, spricht der Herr.
Drückt nicht im Namen der Existenz deren logische Genesis und Struktur, die niemand mehr zu rekonstruieren wagt – deshalb ist Hegels Logik tabu und unverständlich zugleich -, sich aus: die Gewaltbereitschaft, die nur allzugern zum Büttel des staatlichen Gewaltmonopols, aus dem sie sich herleitet, sich machen läßt? So haben in der Nazizeit von den Henkern in den KZs bis hinauf zu den Staatsanwälten und Richtern der Sondergerichte und des Volksgerichtshofs alle immer nur gehorcht, und keiner hat sich durch ein eigenes Gewissen verunsichern lassen. Darin hat Heinsohn recht: Die Absicherung dieser Mentalität war nur mit Hilfe des antisemitischen Vorurteils möglich. Auschwitz hat den Deutschen erinnerungslos und endgültig das Gewissen ausgetrieben.
Unklarheiten in Habermas‘ Strukturwandel der Öffentlichkeit: Die logischen Konnotationen des Begriffs der Öffentlichkeit bleiben unaufgehellt, insbesondere seine Beziehung zur Subjektivität, in der er gründet. So bleibt der Begriff des Privaten in dem Widerspruch stecken, in den ihn der Begriff und die Institution der Öffentlichkeit hineingebracht hat. Unter das Private fällt sowohl der Grund, aus dem die kapitalistischen Strukturen erwachsen: die durch den Markt vermittelte Privatwirtschaft, als auch der Intimbereich, den die kapitalistische Entwicklung gleichsam von innen aushöhlt und zerstört. Zusammengehalten wird beides durch den Begriff, der das Heterogene gleichnamig macht. Der Begriff und das Problem der Öffentlichkeit lassen nur im Kontext der Logik, die in ihnen sich entfaltet, aufhellen. Von dieser Logik aber glaubt Habermas abstrahieren zu können. Was er beschreibt ist kein Strukturwandel, sondern ein gesellschaftlich und logisch determinierter Zerfall.


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