Gnadenlose Theologie: Nachdem die Welt durch den Kreuzestod entsühnt wurde, ist auch die Anwendung der der weltlichen Logik auf die Gegenstände der Theologie ohne Schuldbewußtsein möglich geworden.
Hegels Logik enthüllt sich unter dem Titel „Leben“ als Bild des apokalyptischen Tieres. Der „Kern des logischen Lebens“ (Logik II, S. 415) ist die Schicksalsidee oder, nach dessen Benjaminschen Definition, der Schuldzusammenhang des Lebendigen.
Gehört nicht zur Genesis des Gefühls (für das es in der antiken Welt kein Äquivalent gibt) das Selbstmitleid, ein Produkt der gleichen historisch-gesellschaftlichen Konstellation, der auch die Philosophie sich verdankt? Das Gefühl ist im strengen Sinne pathologisch.
Das Kelch-Symbol bezieht sich auf den Ursprung und die Geschichte der Raumvorstellung, es gehört zum Kontext der Herrschaftsgeschichte.
Die Logik der Schrift ist die Logik des Denkens der anderen. Es gehört zum fundamentalistischen Schriftverständnis, daß der Inbegriff der Anderen (der Weltbegriff) mit Gott verwechselt wird; deshalb darf die Schrift nicht problematisiert werden; deshalb ist jeder Fundamentalismus konfliktunfähig (und gewaltbereit); und deshalb gibt es keine Freiheit in der Gesellschaft, wenn nicht die Kritik der Logik der Schrift (der freie Umgang mit Geschriebenem) in den Grundbestand der Bildung mit aufgenommen wird.
Der Repräsentant des Denkens der Anderen (der Logik der Schrift) im Subjekt sind die subjektiven Formen der Anschauung.
20.8.1994
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