21.01.92

Als Person bin ich „zurechnungsfähig“, und diese Zurechnungsfähigkeit wird durchgesetzt über Gefängnisse und Irrenanstalten. Ist die Person das leere, reine und geschmückte Haus für die sieben unreinen Geister? Und gründet die Person in der Austreibung des einen unreinen Geistes?
Unsere Theologie heute ist nur noch verständlich auf der Grundlage und im Kontext des Verwaltungsdenkens, sie ist eine Theologie der verwalteten Welt und deshalb blasphemisch.
Die katholische Kirche in Deutschland wird heute schon durch die Physiognomie ihrer Bischöfe widerlegt. Heute beruht die Qualifikation zu gehobenen Positionen (zum Bischofsamt wie zu jeder anderen Managementfunktion) im wesentlichen auf der Fähigkeit, einen bedeutenden Eindruck zu machen; das gilt sowohl physiognomisch als auch fürs Verhalten: vom Gang bis zum Tonfall der Stimme. Aber worin besteht dieser „bedeutende Eindruck“; was ist es, was der Öffentlichkeit heute imponiert?
Für die Verinnerlichung des Opfers gibt es angesichts des gesellschaftlichen Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhangs, in den wir alle verstrickt sind, und zu dem auch die Naturwissenschaften gehören, keine Alternative, aber es gibt zwei Wege: den der Verdrängung und den (christlichen) der Erinnerungsarbeit.
Der Brief an die Hebräer: Kann es sein, daß er die Christen als Hebräer anspricht: d.h. in ihnen die Fähigkeit, die Fremdbezeichnung als Selbstbezeichnung und damit auch dieses jüdische Erbe zu übernehmen (und daß er nicht die Juden als Adressaten hat)? So wäre der Hebräerbrief eine Konkretisierung der jesuanischen Übernahme der Sünde der Welt.
Ist nicht die Apokalypse
– eine nachprophetische Reaktion auf die Verweltlichung der Welt (in der die Idolatrie in rationalisierter Gestalt sich durchsetzt)? Stichwort: Hellenismus, Römisches Imperium.
– Und gehört diese Apokalyptik nicht zu den Ursprüngen und Quellen des Christentums? Stichwort: Übernahme der Sünde der Welt.
– Und schließlich: Hat nicht das Christentum das im wörtlichen Sinne apokalyptische (aufdeckende, enthüllende) Element in der Apokalyptik durch Verdinglichung (durchs Dogma) neutralisiert und entstellt?
Jede Ontologie ist Transzendentalphilosophie (Ausdruck und Produkt von Subjektivität) und zur Begründung der Theologie unbrauchbar.


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