21.03.94

Doppelter Aspekt der Neutralisierung: Abstraktion von den Herrschaftsstrukturen und Verwischung der benennenden Kraft der Sprache (Ursprung des Begriffs). In welcher Beziehung steht das Neutrum zu den Konjugationen (zur Zeit) und welche Rückwirkungen hat es auf Maskulinum und Femininum und auf das System der Deklinationen (auf die Raumvorstellung) insgesamt? Oder in welcher Beziehung steht die Differenz des Männlichen und Weiblichen zur Form des Raumes?
Die Verinnerlichung der Scham oder der Ursprung des Schönen.
Ist das Licht eine lineare und die Finsternis eine Flächen-Qualität, die Farbe hingegen eine Verbindung beider?
Maskulin/feminin/neutrum:
– Der Rhein und der Main, aber die Weser, die Elbe, die Oder, die Donau;
– der Berg, der Strom, der Fluß, der Bach, der Wald, die Ebene, die Wiese, das Tal, das Feld;
– der Staat (die Republik), die Stadt, das Reich;
– Präfixe: das Ge-e
(im übrigen sind die Präfixe geschlechtsneutral: das Suffix bestimmt das Genus),
– Suffixe:
. die -heit, die -keit, die -ung, die -nis, die -schaft, die -(er)ei,
. der -er/ler, der -ling,
. das -tum, das -ige, das -zeug, und das -liche
(substantivierte Adjektive);
– der Tag, die Nacht (das Tageslicht, die Sonne, nimmt dem Himmel die Unendlichkeit, macht ihn im azurnen Himmel endlich; die Vorstellung des unendlichen Raumes ist hingegen eine Projektion, die die Finsternis zur Grundlage hat: eine Chimäre, ein Schrecken der Nacht, ein Alptraum; hier werden die Menschen als Schrecken der Tiere selber zum Tier);
– das Ding, die Sache (spiegelt die Trennung von Ding und Sache nicht die Wirkung des Initiationsritus wider: das Kind ist sachlich, der Mann, der Erwachsene verdinglicht; hängt die Einfügung der Latenzperiode und der Ursprung der Pubertät mit der Trennung von Ding und Sache zusammen? – „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder“).
Ist das Neutrum aus dem Adjektiv entstanden, aus den Eigenschaften, die als Hypostase (wie in der Antike die Natur die Welt) dann das Ding nach sich gezogen haben? Wodurch unterscheiden sich -ig und -lich?
Ist die Welt der Inbegriff des Zeugs, und wie hängt das Zeug mit dem Zeugen (dem Be- und/oder dem Erzeugen) zusammen?
Gehören nicht die beiden Klavierstunden-Geschichten von anmutig und geil („heute sagen wir nicht mehr anmutig, sondern geil“ – die Verrohung der Sprache als Ausdruck der Erfahrungen, die Kinder heute machen) und von den Noten, die man wie im Schlaf können muß, zusammen (die Leistungen, die man wie im Schlaf können muß, werden heute von Computern erbracht).
Gegenstand des Bilderverbots ist das Ding, das entstanden ist aus der Substituierung seiner selbst durch sein eigenes Bild (im Rahmen und auf der Grundlage der transzendentalen Ästhetik oder durch die Form der äußeren Anschauung und die Vorstellung). Ist das Lösen der sieben Siegel die letzte Konsequenz aus dem Bilderverbot, das in dem Satz vom Binden und Lösen Gemeinte: die Auflösung der transzendentalen Ästhetik?
Ästhetik und Mythos gründen im sich auf sich selbst beziehenden Selbst, das dann in allem sich wiederfindet.


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