21.07.89

„Abgestiegen zur Hölle“: Diese Welt, nach dem Weltuntergang, ist die Hölle; und die Metropole ihr Zentrum. Das ist in der Apokalypse so präzise beschrieben, daß kein Zweifel möglich ist. Eine Theologie, die diesem Zustand standhält, müßte sich als Theologie in der Hölle begreifen (Heideggers „In-der-Welt-Sein“ ist der verzweifelt affirmative Ausdruck davon, und die offizielle Kirchengeschichte die authentische Beschreibung des Weges zu diesem Ziel); der Weltkrieg war der Zusammenbruch, der Einsturz einer Welt, die unwiederbringlich dahin ist: Die Theologie wird es erst wieder, wenn sie das begreift:

– insbesondere ihre eigene Geschichte als Geschichte der Komplizenschaft mit dieser Welt, deren Einsturz wir ausgelöst (und mitgemacht) haben,

– und den „Abstieg zur Hölle“ als ihre einzige Möglichkeit (als die heute einzig verbliebene Form der Nachfolge).

Die Befreiungstheologie kann nicht unreflektiert in die Metropole übertragen werden (problematisch ist auch der Versuch der Übertragung des Konzepts der Basisgemeinde: sie müßte hier – übrigens nicht zufällig trinitarisch? – als Knastgemeinde, als Pennergemeinde, als Hurengemeinde sich konstituieren). Es gibt ernsthafte und begründete Zweifel daran, ob diese Welt bekehrbar ist. Trotzdem ist Zynismus die falsche Konsequenz. Die einzige Chance liegt darin, daß im Herrschaftszentrum deren selbstzerstörerisches Wesen (ihre blasphemisch-theologische Ideologie) sich begreift.


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