Gründen nicht die räumlichen Beziehungen von vorn und hinten, rechts und links sowie oben und unten in einer innerzeitlichen Beziehung: sind sie nicht räumliche Spiegelungen der Asymmetrie von Vergangenheit und Zukunft? Die Vergegenständlichung der Zeit, die Vorstellung eines Zeitkontinuums entspricht dem (räumlichen) Seitenblick auf die Zeit.
Hat das Wort „eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ etwas mit der Formel der Summenzahlen: (n + n2)/2 zu tun? Und ist diese Formel ein Symbol des Inertialsystems: der Beziehung der Fläche und ihrer Norm (n2 + n) zur halbierten (um die Zukunft verkürzten) Zeit?
Der Begriff (oder die Herrschaftsverhältnisse, die er abbildet) hat ein Elefantengedächtnis, er vergißt nichts.
Ist das Ich die Spur einer Verletzung, deshalb ist es vom Rachetrieb nicht zu trennen? Vor diesem Hintergrund wird das „Mein ist die Rache, spricht der HERR“ verständlich.
Das Ich hat sich im Kontext der philosophischen Unsterblichkeitslehre gebildet, zu der in ihrer konsequentesten Fassung die Lehre von der Hölle dazugehört. Die Unsterblichkeitslehre war ein Nebenprodukt der Verinnerlichung der Schicksalsidee. Ist das Ich das verinnerlichte Schicksal für andere (das Feuer der Hölle)?
Die Bubersche Theologisierung des Personalpronomens ist der kürzeste Weg in den Mythos. Anders verhält es sich mit dem Namen: Kinder nennen sich, bevor sie lernen „ich“ zu sagen, mit ihrem Namen.
Die in der Nazizeit verbreiteten Denunziationen waren ein Beweis dafür, daß die Totalisierung der Verhältnisse nicht vollständig gelungen war. Erst nach dem Krieg wurde die denunziatorische Beziehung zu anderen (als Solidarität der Denunzianten, Grundlage der Leugnung des Geschehenen) so verinnerlicht, daß es der Praxis der Denunziation nicht mehr bedurfte. Die Kollektivschuld-Debatte und ihre fatale Lösung durch den Begriff der Kollektivscham gehören in diesen Zusammenhang.
Mit der Bekenntnislogik ist das pharisäische Prinzip, die Heuchelei, mit der Opfertheologie das sadduzäische Prinzip, das Herrendenken, in die Theologie mit aufgenommen worden.
Repräsentieren im Planetensystem Jupiter und Mars den Nominativ und den Akkusativ, Merkur und Venus hingegen den Genitiv und Dativ?
Geld, Handel und Herrschaft: Die Nahrungsvorräte, die in den Tempeln aufbewahrt waren (den Nachfolgern der Josephschen Getreidelager), wurden zuerst kapitalisiert (Tempelschatz), dann kommerzialisiert (der Tribut, die Erfindung des Rechts und des Geldes). Die erste Handelsware waren Sklaven: zu der in Kriegen gemachte Beute gehörten die Gefangenen (die als Sklaven verkauft wurden). Dagegen richtete sich das Institut des Banns: Es durfte keine Beute genommen, kein Gefangener zum Sklaven gemacht werden. Den Gefangenen gleichgestellt waren die in Schuldknechtschaft geratenen Armen (die so zu Sklaven geworden sind).
Der Objektbegriff ist ein deiktischer Begriff, sein grammatischer Repräsentant ist der bestimmte Artikel, der das Nomen zum Substantiv gemacht hat. Der Objektbegriff ist das gegenständliche Korrelat oder, wenn man will, die Projektionsfolie der intentio recta (die intentio recta aber, der ausgestreckte Zeigefinger, ist ein optischer Imperativ: „da!“, „siehe!“). In Heideggers Da-Sein begreift sich das Subjekt als Objekt.
21.10.95
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