21.12.92

„Jeder Glückselige ist Gott.“ (S. 134) Aber was ist das für eine Glückseligkeit, die vom Zustand der Welt keine Kenntnis nimmt? Ist das nicht der obszöne Quellpunkt des Herrendenkens (das wahre Objekt der Sexualmoral, und die wirkliche Lust, über die sich die Erbsünde fortpflanzt)? Grund dieses Glückseligkeitsbegriffs und mit eingeschlossen ist der affirmative Gebrauch des Weltbegriffs (die durch den Opfertod Jesu entsühnte Welt).
Steht nicht die Geschichte des Objektivationsprozesses in der Tradition des hieros gamos, mit der Naturerkenntnus als Penetration und dem Orgasmus der Welterzeugung? Im Kontext dieser Geschichte läßt sich ermitteln, was eigentlich Gegenstand der kirchlichen Sexualpolitik und der Abtreibungskampagne ist.
Die Sexualität rührt in der Tat an den Grund der Welt.
Mit dem Sohn erzeugt man eine Welt. Hier liegt der Grund der Trinitätslehre, ihr partikulares Wahrheitsmoment. Nicht zufällig erinnert der Begriff der Materie an die mater, die Mutter.
Das „Werk der Zeugung, nach dem doch die Natur immer begehrt“. (Boethius, S. 140) Problem des innertrinitarischen Gebrauchs des Zeugungsbegriffs.
Physis kommt von phyein: erzeugen, wachen lassen, hervorbringen, Natur von nasci: geboren werden. Was drückt sich darin aus, daß im Lateinischen physis durch natura übersetzt wurde, die Tätigkeit durch ihre Produkt. In der physis steckt die volle Kraft des Erzeugens, im natura die reine Passivität und Ohnmacht des Geborenwerdens, das, was nun tatsächlich jeder Zurechenbarkeit sich entzieht.
Das peri physeos der Vorsokratiker erinnert noch an die hebräischen toledot, die Welt der Väter, die natura an das neugeborene Messiaskind, das die Sünden dieser Welt auf sich nimmt?


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