Das Vorurteil ist das Urteil vor aller Erfahrung, wobei die Erfahrung durchs Feindbild außer Kraft gesetzt wird, durchs Objektivationsgesetz: den apriorischen Objektbegriff und die subjektiven Formen der Anschauung, durch die Logik der Verurteilung. Auf diesen Zusammenhang bezieht sich der Satz aus der Dialektik der Aufklärung: „Die Distanz zum Objekt ist vermittelt durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt.“ Der Beherrschte (der Knecht) ist der besiegte Feind.
Das Urteil gründet in der Verurteilung, es konstituiert sich – zusammen mit den subjektiven Formen der Anschauung – in der durch Herrschaft definierten Welt. Deshalb schließt die transzendentale Logik teleologische Urteile als gegenstandskonstituierende Urteile aus. Die Verurteilung versperrt den Ausblick auf die Zukunft. Deshalb ist das Licht, das nur in seinen raum-zeitlichen Reflexionsformen dingfest zu machen ist, selber kein Objekt der Physik. Zu diesen Reflexionsformen gehören das Gravitationsgesetz, die Elektrodynamik und die gesamte Mikrophysik.
Das Licht ist ein Realsymbol, eine sinnlich-übersinnliche Kategorie.
Pflanzen und Tiere unterscheiden sich durch ihre Beziehung zum Licht: Die Pflanzen streben nach dem Licht, Tiere sind Verkörperungen des Lichts; für die Pflanzen ist das Licht Ziel, für die Tiere ist es Schicksal. Allein die Menschen reichen an die Kraft der Bildung des Lichts (aber nur in der moralischen Sphäre, in der physischen haben sie nur Anteil an die Kraft der Reproduktion des Lichts).
Hierauf bezieht sich das Wort vom Feuer vom Himmel. (Was ist das für ein Feuer, in dem die Welt verbrennt, und was ist das für eine Welt, die in diesem Feuer verbrennt?)
Bezieht sich das Wort: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, so auf Erden“ auf das Wort vom Binden und Lösen? Aber hat nicht der Weltbegriff genau diesen Zusammenhang gegenstandslos gemacht?
Der katastrophische Aspekt des „Weltuntergangs“ wird von denen erfahren, die sich mit der Welt identifizieren: von den Herrschenden, den Reichen. Die Anpassung an die Welt ist ein anderer Ausdruck für die Feindschaftslogik.
Das synthetische Urteil apriori, die mathesis, konstituiert das Wissen und begründet die Trennung von Natur und Welt.
Der Rosenzweig’sche Begriff des Nichtwissens („von Gott – von der Welt, vom Menschen – wissen wir nichts, aber dieses Nichtwissen ist Nichtwissen von Gott – von der Welt, vom Menschen“) setzt den Begriff des Wissens voraus, setzt sich von ihm ab. Er bezeichnet die Grenze des Wissens, die nicht auch die Grenze des Seins ist.
Enthält nicht der Prolog des Johannes-Evangeliums ein Stück negativer Kosmologie?
Religion als Blasphemie: Alle Religionen sind naturwüchsige Gestalten der transzendentalen Logik, der Logik der Selbsterhaltung. Sie sind Gattungsreligionen, Tierreligionen, animalisch: Sie konstituieren eine gemeinsame, gattungsspezifische Welt. Lassen sich die Arten gattungsspezifischer Welten, ihre Konstituierungsprinzipien (Religion, Nation, Sprache) rekonstruieren?
Der Schrecken läßt sich nur von innen auflösen. Von außen läßt er sich zwar bekämpfen, aber in diesem Kampf reproduziert er sich.
Die Formel des Pfarrers, man müsse in der Bibel das Zeitbedingte vom Überzeitlichen fein säuberlich trennen, verdrängt präzise den prophetischen Zugung zur Bibel, zu ihrem Verständnis; sie verhindert die Gotteserkenntnis. „Zeitbedingt“ ist die Herrschaftskritik, „überzeitlich“ ist der Antijudaismus, der „die Juden“ unterm Apriori des Nationalismus wahrnimmt (aus dem „erwählten“ das „auserwählte“ Volk macht).
Die reflexhafte Formel: „Du willst doch wohl nicht sagen, daß ich …“, die die Intention eines Angriffs, einer Beschuldigung unterstellt und im Dienst der Abwehr steht, gehört zur Deutschlehrer-Frage „Was will uns der Autor damit sagen“. Es geht überhaupt nicht darum, was einer sagen will, sondern allein darum, was objektiv in einem Text sich ausdrückt (und das ist allemal mehr, als der Autor sagen wollte). Beide Formeln unterstellen, daß alle nur noch „durch die Blume reden“, daß sie etwas anderes meinen, als sie sagen. Beide Formeln sind unverschämt.
Hegel hat die herrschaftslogische Struktur der Trinitätslehre als zentralen Kern seiner Logik rein herauspräpariert. Damit hat er sie eigentlich widerlegt. Auch die Trinitätslehre wird erst wirklich begriffen, wenn sie im Licht des Satzes begriffen wird, daß die Attribute Gottes nicht im Indikativ, sondern im Imperativ stehen. Der Indikativ des Urteils gründet in der Verurteilung. Die Beziehung von Begriff und Name (Indikativ und Imperativ) ist die Beziehung der Umkehr.
Die Erschaffung der Feste des Himmels und die Scheidung der Wasser unterhalb von den Wassern oberhalb der Feste: Ist das nicht die Scheidung zwischen Israel und den Völkern (vgl. hierzu die ägyptischen Plagen und die Verstockung des Herzens Pharaos)?
Wer selbst sich den Kopf anderer Leute zerbricht, wird hilflos, ohnmächtig und verletzbar, wenn andere sich seinen Kopf zerbrechen. In dieser Konstellation gründet der Tatbestand der Majestätsbeleidung (Paradigma der Empfindlichkeit).
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