Das Ding ist das logische Korrelat des Objektbegriffs in der Transzendentalphilosophie. Im Verhältnis des Dings zu seinen Eigenschaften wird das Haben ins Sein mit hereingenommen (oder manifestiert sich das im Sein verborgene Haben): Reflex der Herrschaft des Privateigentums und des Tauschprinzips (Zusammenhang mit der Geschichte des Staats und der Banken?). Das Ding ist das logische Resultat der Verurteilung (wie es sprachlich aus dem Thing, dem Ort der Verurteilung, hervorgegangen ist), nicht aufzulösen ohne Reflexion des Verhältnisses von Recht, Schuld und Strafe.
Das Ding ist der Gefangene seiner Eigenschaften, wie der Täter der Gefangene seiner vergangenen Taten: Wer gemordet hat, ist ein Mörder und wird dazu verurteilt, es zu sein.
Die moderne Ontologie gründet darin, daß sie vor der Reflexion des Dings kapituliert hat, es bloß verschweigt und verdrängt. Paradigmatisch die durchgehende Verwechslung von Sein und Seiendem, die Übersetzung des Titels „De ente et essentia“ durch „Über das Sein und das Wesen“.
Grund ist das Verständnis der Philosophie als Existenzphilosophie, der den Existenzbegriff trotz des Anklangs an die ökonomische Sphäre als ein Unmittelbares festhält, die Vermittlung dieses Begriffs durchstreicht und vergißt (in der Folge wird bei Heidegger das Subjekt zum Dasein). – Vgl. Hegels Enzykopädie 138. Die Existenzphilosophie ist zur Existenzphilosophie geworden, nachdem sie die Existenz vom Grund getrennt und das Argumentieren verlernt hat. Oder anders: Die Existenzphilosophie fällt unter das Gesetz der Hegelschen Logik, während es darauf ankäme, dieses Gesetz (nämlich das der Reflexion) endlich selber zu reflektieren, anstatt ihm blind zu gehorchen. Vgl auch 142 Anm.: „Die Existenz ist unmittelbare Einheit des Seins und der Reflexion, daher Erscheinung, kommt aus dem Grunde und geht zugrunde.“
Das Ding ist das geheime Zentrum der Hegelschen Logik und die Ursprungsgestalt des Absoluten: der Grund seiner Unwahrheit. Wenn das Absolute der Schatten Gottes ist, so ist das Ding der Schatten des Absoluten. (Ist nicht das Scheinen bei Hegel der Schatten, den das Absolute auf die Dinge wirft, das Gegenteil des Lichts der Erlösung?)
Wenn man begreift, wodurch das Ding und seine Eigenschaften von dem Verhältnis der Substanz zu den Akzidenzen (aus der deutschen Übersetzung dieses Verhältnisses ist das Ding wahrscheinlich einmal hervorgegangen) sich unterscheidet, begreift man den Grund der modernen Philosophie (des Nominalismus).
Der Dingbegriff ist das gegenständliche Korrelat des Weltbegriff, er verankert den Weltbegriff in der Objektivität. Er ist ein zugleich unkenntlich gemachter Deckbegriff fürs Tier. Er vertritt das Tier, von dem er zugleich abstrahiert: Letzte Konsequenz der Kritik des Anthropomorphismus (Folge der Neutralisierung der Astrologie nach der kopernikanische Wende).
Kriege sind Erbschaftsstreitigkeiten in einer Welt und am Ende (als Weltkriege) um eine Welt, die durch ihre Beziehung zum Eigentum sich definiert: die Welt ist selber zum herrenlosen, der nationalen Aneignung frei verfügbaren Gut geworden (vgl. Heideggers Begriffe des Vorhandenen und Zuhandenen).
22.02.94
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