Person und Charakter sind Produkte der Verinnerlichung der Scham (gleichsam der Welt- und Naturaspekt der verinnerlichten Scham): Der Ursprung des Personbegriffs in der Maske des Schauspielers hängt damit zusammen (es ist die gleiche Schamgrenze, die den dramatischen Inneraum der Arena, des Theaters, der Bühne, gegen die prosaische „Außenwelt“, die – als Keimzelle des späteren Inertialsystems – ebenfalls hier erst entsteht, konstituiert).
Person und Charakter verhalten sich wie Ding und Eigenschaften: Jede Person hat ihren Charakter. (Ist auch die Beziehung der Welt zur Natur eine des Habens, und wird deshalb das Hilfsverb Haben bei der Konstruktion des Perfekts verwendet?)
Der Objektbegriff verdankt sich der Abstraktion von der Herrschaft, welche Abstraktion in den Begriff des Objekts mit eingeht (um dann als Reflex dieser logischen Struktur – und als Subjektstütze – im Begriff des Absoluten wiederzukehren). Ist diese Abstraktion das Nichts, aus dem Gott (d.h. das Absolute) die Welt erschaffen hat? Oder anders (und genauer): Ist dieses Nichts der Grund, aus dem das Absolute hervorgeht, das dann als Schöpfer der Welt sich bestimmt? Das Absolute ist nicht physei sondern thesei.
Es gibt keine absolute Wahrheit, wohl aber eine göttliche Wahrheit, und die ist sehr genau von der ersten zu unterscheiden.
Schuld ist die Ehre des großen Charakters: Darin reflektiert sich
– die Genesis des Charakters im Kontext des Ursprungs des Personbegriffs,
– der mit beiden verknüpfte Ursprung des Absoluten: die Person ist eine Bestimmung, der Charakter eine Emanation des Absoluten,
– der Schuldzusammenhang dieser gesamten Konstellation.
Der Satz drückt genau die Grenze der Hegelschen Philosophie aus: die Grenze zur Gottesfurcht. Das genaue Gegenstück zu dem Hegelschen Satz ist Joh 129.
Die absolute Idee, wenn sie zum Bewußtsein ihrer selbst kommt und den Charakter des Absoluten (das versteinerte Herz) von sich abwirft, findet sich wieder in der Gestalt des Gottesknechts, des Gotteslamms.
Wie hat sich der Typos der vier apokalyptischen Reiter entfaltet, (von den vier Himmelswinden – Dan 114 und Sach 26 -, die nach Joel 24 „wie Rösser“ sind, über die vier Pferde bei Sacharja – 62f – zu den ersten vier Siegeln der Johannes-Apokalypse – 62ff)? Sind nicht schon die vier Himmelswinde (Geister der Himmelsrichtungen) Vorläufer der sieben unreinen Geister?
Ist Maria Magdalena die einzige, die der Aufforderung des Täufers „Kehret um, das Gottesreich ist nahe“ gefolgt ist?
Unterscheidet sich nicht das hebräische Perfekt vom griechischen dadurch, daß es vor der Konstituierung des Neutrums halt macht, und liegt darin der Schlüssel zum Verständnis von Joh 129 (das Hinwegnehmen sieht das Opfer als eine abgeschlossene Handlung, als ein frei verfügbares Werk, an, das Aufsichnehmen als eine noch offene, nicht zu Ende gebrachte Handlung?
Die Instrumentalisierung des Opfers (in der christlichen Opfertheologie) und seine Verinnerlichung sind zwei Seiten ein und derselben Sache.
Zur Philippus-Geschichte: Wie hängen die Taufe des äthiopischen Kämmerers und der Hinweis auf die vier prophetischen Töchter des Ph. zusammen (und war es nicht Philippus, der bei Johannes den Nathanael auf Jesus hinweist)?
Wenn die Bibel das Wort Gottes ist, dann ist sie ein durch und durch prophetisches Buch, während der Fundamentalismus auch die Prophetie noch als ein in die Zukunft gerichtetes historisches Buch (als eine Form umgekehrter Geschichtsschreibung) ansieht und so die Prophetie leugnet.
Zum Feigenbaum (und seinen Blättern und Früchten): Ist dieser Topos nicht mit hereinzunehmen in die Interpretation des paradiesischen und des noachidischen Nahrungsgebots (im Paradies sind die Früchte den Menschen vorbehalten)?
22.03.94
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