22.5.96

Die Verwüstung, die der Faschismus im Bekenntnisbereich angerichtet hat, vollendet die Ökonomie heute in der Realität.
Der Faschismus hat die Feste zerstört, allen voran Weihnachten: Er hat aus dem Fest des Schenkens das Fest der unerfüllten Wünsche und Erwartungen gemacht, und in diese Lücke konnte dann machtvoll und unverschämt über das zur Reklame verkommene Fest das Weihnachtsgeschäft eindringen (konnte die Ökonomie ihr Werk der Verwüstung vollbringen).
Mauerbau und „Asylkompromiß“, Beispiel einer asymmetrischen Reflexion: Eine realsozialistische Planwirtschaft und ein freier Warenmarkt sind nur möglich, wenn der freie Personenverkehr unterbunden wird.
Mit Hilfe der „terms of trade“ und der Schuldendienste rauben wir die Dritte Welt aus und sperren die Beraubten in die zum KZ der Metropolen umfunktionierten „Entwicklungsländer“ ein.
„Wenn die Götter schweigen“: Sind nicht stumme Kommandos (Kommandos, die über die instrumentalisierte Selbsterhaltung sich die Gewalt des Eigeninteresses geben) wirksamer und unwiderstehlicher als verbalisierte, denen man noch widersprechen kann (Aufgabe der Folter ist es, politische Kommandos durch Bindung ans Selbsterhaltungsprinzip von der Last der Sprache und des Widerspruchs zu befreien; Reklame ist das marktwirtschaftliche Äquivalent der Folter; ihre Opfer sind die Arbeitslosen, die Sozialhilfeempfänger, die Armen)? Was heute stumm und mit eingebauter Exkulpationsautomatik abläuft, wäre anhand seiner Folgen am Faschismus zu studieren.
Existenzdenken: Für das am Prinzip der Selbsterhaltung geschulte Bewußtsein sind die Armen (die Verlierer) apriori schuldig und nur die Reichen (die Sieger) gerechtfertigt. (Dazu Jak 51: „Nun zu euch, ihr Reichen: Heult, schreit über das Elend, das auf euch zukommt.“)


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie