Wenn es zutrifft, daß die Sprachlogik auch die Wahrnehmung determiniert und organisiert, welche Bewandnis hat es dann, wenn im Hebräischen die Begriffe Welt und Natur nicht vorkommen, und es kein Neutrum gibt? Hilft da nicht die letzte Bemerkung in Thiemes „Biblische Religion heute“ weiter, wenn gegen Rankes Erkenntnisbegriff, der darauf abzielt zu erkennen, wie es denn eigentlich gewesen sei, die Frage setzt: Was denn gewesen ist? Worauf zielt das Wie, und worauf das Was? Gibt es im Hebräischen ein Äquivalent zum Wie? Ist das Wie nicht der Statthalter des Neutrum, des Inertialsystems, der Instrumentalisierung? Und gründet Heideggers Hypostasierung der Frage nicht darin, daß im Bannkreis des Wie die Frage nach dem Was objektlos wird (dieser Objektlosigkeit des Was entspricht die Neutralisierung des Himmels und die objektlose Angst: die Heroisierung des philosophischen Gestus)?
Waren nicht schon die Philosophie, und dann das Dogma die ersten Gestalten der Überwucherung des Was durch das Wie, des Namens durch den Begriff (der logische Grund der Verdinglichung des Himmels, des katholischen Mythos)?
Gegen Bloch: Nicht das Dunkel des gelebten Augenblicks begreifen, sondern das Hören hell machen.
Die Griechen haben den Winkel entdeckt, die Inder die Null (die über die Araber, den Islam nach Europa gekommen ist). Nach der Entfaltung der dogmatischen Theologie begann mit der Entwicklung des Trägheitsbegriffs die Geschichte der dritten Leugnung.
Weshalb hat der Teufel im Märchen eine Großmutter, während der König einen Sohn oder eine Tochter hat (Prinz und Prinzessin)?
Hat Franz Rosenzweig mit der Entdeckung, daß das Ich mit Vor- und Zunamen keine quantite neglegeable ist, nicht den Erkenntnisgrund der Prophetie entdeckt?
Zur Begriffsgeschichte der Heiden (deren Name als Projektionsfolie zu den Konstituentien des modernen Kirchenbegriffs gehört): Das Wort, das im Deutschen mit Heiden übersetzt wird, bezeichnet im Hebräischen und im Griechischen die „Völker“. Nur im Lateinischen gibt es ein Adjektiv, das die Heiden erstmals abweichend davon gesondert bezeichnet: paganus, die auf die Landbevölkerung verweist, ähnlich wie das hebräische am haaretz. Thomas von Aquin setzt in den Titel seiner Summa contra gentes den lateinischen Begriff für Völker, gentes, wieder ein. Wenn der Name der Heiden heute die nicht bekehrten Völker bezeichnet, klingt darin nicht der Name der Barbaren nach (die Logik des Hellenismus)? In der modernen Welt wurde dieser Name noch zugespitzt zu dem der Wilden (der gleichursprünglich zu sein scheint mit dem Begriff der „rohen Natur“).
Stimmt eigentlich der Satz, daß Hitler nicht der Antichrist war, sondern die Generalprobe? Kann es nicht sein, daß er es doch war, und wir den Weltuntergang bloß überlebt haben?
22.6.96
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