Der moderne Existenzbegriff (wie auch die ontologische Mode) schneidet mit der logischen auch die Reflexion auf gesellschaftliche Vermittlung ab, in der sich das Zweideutige der logischen enthüllt: Gesellschaftliche Reflexion ist Schuldreflexion, die sowohl, wenn sie aus Exkulpationsgründen projektiv betrieben wird, der Selbstentlastung dienen, als auch, wenn sie die Schuldreflexion mit einschließt, auf Veränderung, Versöhnung abzielen kann. Fehler der logischen Reflexion ist es, daß sie diese Zweideutigkeit neutralisiert, beide Momente glaubt zusammenschließen zu können: Darin gründet die Idee des Absoluten, der Mythos der Logik. Ist die Logik das „zweischneidige Schwert“ (Ps 1496, Spr 54, Hebr 412, Offb 116, 212).
Der Existenzbegriff bei Kierkegaard ist nur ein schiefer Ausdruck für das, was Emanuel Levinas die Asymmetrie in der Beziehung des Ich zum Andern (zum Du) genannt hat.
Der Objektbegriff wird aus drei Quellen gespeist:
– aus der naturwissenschaftlich-technischen Vergegenständlichung der Dinge in Raum und Zeit (hic et nunc),
– aus dem unter den Bedingungen des Privateigentums, der Geldwirtschaft, des Tauschprinzips entspringenden Warencharakter der Dinge und
– aus der Bekenntnistheologie und ihrer opfertheologischen Zuspitzung zur Eucharistieverehrung.
Auch für den Objektbegriff gilt wie für die Eucharistie: Praestet fides supplementum, sensuum defectui (Thomas von Aquin: Pange, lingua, gloriosi). Ist das nicht ein Hinweis auf die Stellung der Sakramente zur Objektivität insgesamt:
– Die Taufe und das Wasser (das Wasser im Schöpfungsbericht, die Sintflut, Thales),
– die Buße, die Exkulpation und das Binden durch Lösen,
– die Eucharistie, das Opfer und das Ding (Trennung von Ding und Sache),
– die Firmung und das Selbst (Glaube, Bekenntnis und Autonomie),
– die Priesterweihe und die Instrumentalisierung der Versöhnung (Religion und Herrschaft),
– die Ehe, das Patriarchat, das Inzestverbot, der Staat und das Privateigentum,
– die letzte Ölung, der Messias und die sieben unreinen Geister (die Salbung Jesu durch die „große Sünderin“, Maria Magdalena, die Frauen beim Grabe und die erste Zeugin der Auferstehung)?
Ist die kirchliche Sakramentenlehre Produkt einer Umkehrung der Astrologie (Produkt der Verinnerlichung des Opfers und der Etablierung des Herrendenkens)? Wie hängen die Sakramente (von der Taufe über die Buße, die Eucharistie, die Firmung, die Priesterweihe und Ehe bis zur letzten Ölung) mit den Symbolen und Bedeutungen der Planeten (Sonne, Mond, Merkur, Mars, Jupiter, Venus und Saturn) zusammen?
Wer das Rätsel der Hegelschen Philosophie löst, löst den Knoten, den Alexander nur durchschlagen hat (während Hegel ihn erneut geschürzt hat).
Ist nicht das Procedenti ab utroque (im Pange, lingua) der konkrete Einspruch gegen das ne-utrum, das Hegel in der Idee des Absoluten restituiert und vollendet hat? – Wenn das Ding die Ursprungsgestalt des Absoluten (der absoluten Neutralisierung) ist, dann ist der Heilige Geist (das verteidigende Denken) der konkrete Einspruch gegen die Verdinglichung (das richtende Denken).
23.02.94
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