„Die Dornen sind eine Allegorie für Leiden und Verfolgungen“ (H.J. Schoeps: Jüdische Geisteswelt, Darmstadt 1953, S. 127)
Vgl. G. Scholem: Die jüdische Mystik …, S. 98: Der Vers Gen. 3, 18, „Dornen und Disteln wird die Erde hervorbringen“, ist nicht nur wörtlich, sondern auch historisch zu verstehen, wobei die Erde unter dem Aspekt des Schauplatzes der Geschichte betrachtet wird. „Dornen und Disteln“ bedeuten, wie aus zahlenmystischen Erwägungen begründet wird, den profanen Geschichtsablauf, der in jeder Generation dem sakralen entgegensteht. So ist die Profanhistorie schon in der Urgeschichte des Falls des ersten Menschen angelegt, wie denn auch erst durch den Fall die Ausübung der Gewalt und die Entstehung der sozialen Ungleichheit unter den Menschen vorbereitet wird.
Zu den Dornen und Disteln vgl. auch das neutestamentliche Gleichnis vom Sämann; von den Körnern, die unter die Dornen fielen, wobei jedoch das Unkraut erst bei der Ernte, nicht vor der Zeit, entfernt werden soll (wg. der Gefahr, daß der Weizen mit zertreten wird).
Zur Geschichte des pathologisch guten Gewissens vgl. Psalm 73 und Bubers Bemerkungen dazu (GdP, S. 243).
Denn ich beneidete die Übermütigen und gaffte bei der Frevler Wohlergehen.
Denn ihre Sklaven brauchen keine Fesseln, und kerngesund ist ihr Gesinde.
Sie teilen nicht der Menschen Leid und werden nicht wie andere geplagt.
Drum ist ihr Halsgeschmeide Übermut; Gewalttat heißt das Kleid, das sie umhüllt.
Ihr Auge quillt das Fett hervor; ausschweifend sind des Herzens Süchte.
Sie reden boshaft, voller Hohn, und drohen mit Gewalt von oben her.
Mit ihrem Munde tasten sie den Himmel an, und ihre Zunge herrscht durchs ganze Land:
…
Ja, diese sind so frevelhaft und, glücklich in der Welt, vermehren sie ihr Hab und Gut.
(Vgl. die Bubersche Übersetzung)
Schreibe einen Kommentar