23.07.92

Medizin und Astronomie gehorchen dem gleichen Entfremdungsgesetz. Und die ungeheure Gewalt der Physis, die im Krankenhaus erfahrbar wird, ist ein Reflex, ein Spiegelbild der unaufgeklärten Astronomie.
Die Naturwissenschaften sind die letzte Manifestation des Engels mit dem kreisenden Flammenschwert.
Ist die Vorstellung des Teufels als eines Versuchers oder Verführers („Einflüsterung“) islamischen Ursprungs, in das Christentum jedoch schon vor dem Ursprung des Islam eingewandert, wie überhaupt die Islamisierung des Christentums nicht durch den Islam verursacht ist, sondern ihm vorausgeht?
Der Personbegriff durchschneidet die Wurzeln der Erfahrungsfähigkeit, die in die vorpersonalen Beziehungen zu anderen hinabreichen.
Der „Sturm vom Paradiese her“ in Benjamins Thesen „Über den Begriff der Geschichte“: Ist das nicht nur ein anderer Ausdruck für „kreisendes Flammenschwert“ (das Planetensystem)?
Zu den Aufgaben der Bundeswehr soll unter anderem auch die „Si-cherung des Zugangs zu den strategisch wichtigen Rohstoffen“ gehören: Auf dem Umweg über die sogenannte Verteidigungsgesetzgebung wird ein potentieller Eigentumsanspruch auf die Rohstoffe der Erde erhoben mit dem Hinweis, daß dieser Anspruch u.U. auch mit Gewalt geltend zu machen wäre.
Hängt die Trinitätslehre mit dem prophetischen Votum für die Armen und die Fremden zusammen, wobei das Votum für die Fremden das parakletische wäre? Und ist das prophetische Votum für die Armen und Fremden das Modell der Beziehung von Praxis (Christentum) und Theorie (Heiliger Geist)? Bedeutet das, daß das christliche Dogma den Sohn leugnet?
Schamlos und zynisch: Das Symbolum war in der Zeit der Kirchenväter als Sakrament noch Ausdruck der Scham, die scholastische Bearbeitung des Dogmas, seine Umwandlung in ein Objekt des öffentlichen Bekenntnisses war schamlos, die moderne Vergesellschaftung des Bekenntnisses, die das Dogma fundamentalistisch vergiftet hat, ist zynisch.
Der Islam kapituliert vor der Welt, die für ihn deshalb in jedem Augenblick neu erschaffen werden muß, weil er sich in ihr in jedem Augenblick dem neu sich manifestierenden Willen Gottes unterwerfen muß.
Der lange Schatten, den Auschwitz auf uns wirft, hat für uns den ersten Schöpfungstag, die Erschaffung des Lichts, zu einer vergangenen Zukunft gemacht (wenn Jesus das Licht ist, ist die Kirche zum Scheffel über dieses Licht geworden); wir sind ins Chaos vor der Schöpfung zurückgefallen. Seitdem darf der Schöpfungsbericht nicht mehr als Kosmogonie (miß-)verstanden werden; er ist zur Prophetie geworden.
„Es gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren, und sie schämten sich“. An diesem Punkt erkannten sie, daß sie nicht nur ein Ich, sondern ein Du für andere waren; deshalb versteckten sie sich, als Gott in der Abenddämmerung sich im Garten erging. Die Scham ist Ausdruck und Folge des Ursprungs der Reflexion, die dem Essen vom Baum der Erkenntnis sich verdankt.
Zum Problem des Todes: Der erste Tote in der Bibel ist das Opfer eines Mordes; und dieser Mord ist die Grundlage der Kulturentwicklung.
Die Parteien- und Politikerkritik der von Weizsäcker, Hamm-Brücher und von Arnim wird verständlich eigentlich erst als Kehrseite dessen, daß eine inhaltliche politische Kritik, eine Kritik der politischen Ziele, mangels eines zureichenden öffentlichen Bewußtseins der politischen Realität völlig ausfällt, und zwar auch bei den Politikern selber: Indiz dafür ist das Leiden der Politiker an den Zwängen, die sie zugleich masochistisch genießen. Da gewinnt das Korruptionsproblem (die Frage der moralischen Integrität) unangemessene Bedeutung. Dazu gehört, daß sich seit dem Ende des Krieges Politik zunehmend in die Verwaltung verlagert hat. Heute beherrscht der Apparat (die „Sachzwänge“) die Politik, die er zugleich durch Korrumpierung an sich bindet. Das Verhältnis von Politik und Verwaltung ist die Parodie der Hegelschen Dialektik von Herr und Knecht. Der Knecht ist zum Herrn des Herrn geworden, jedoch ohne die Chance, sich real von ihm befreien zu können.


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