In der Geschichte vom Beelzebub und den Dämonen wird immer übersehen, daß das Wort von der Einheit des Reichs nur auf das Reich des Beelzebub sich bezieht, darüber hinaus aber nicht anwendbar ist. Im Reich des Beelzebub wären die Dämonen nicht zu vertreiben.
Gehört nicht die kabbalistische Interpretation des Werks des zweiten Tages, wonach die Wasser nicht „an einem Ort“, sondern „am Ort der Eins (der Einheit, der Identität)“ sich sammeln, in den gleichen Zusammenhang (und ist nicht dieser Ort der Eins das mystische Korrelat des Objektbegriffs)? Deshalb sind die Wasser ein Symbol sowohl der Völkerwelt als auch des Begriffs, und deshalb sind die großen Seeungeheuer das Symbol sowohl der Herren dieser Völkerwelt als auch der philosophischen Idee des Absoluten; und deshalb wird das Meer am Ende nicht mehr sein.
Heute sind alle Kriege Religionskriege. Jeder will nur noch auf der richtigen Seite stehen, der Unschuldtrieb ist stärker als der Wille zur Gerechtigkeit.
Könnte es nicht sein, daß es sich als wichtiger erweisen wird, die Bekenntnislogik zu durchschauen, als ihr zu gehorchen? Nur so, scheint mir, läßt die zerstörerische Gewalt, die von ihr ausgeht, vielleicht am Ende doch noch sich neutralisieren.
Mnemosyne zitiert das Wort aus den Minima moralia, wonach es ein richtiges Leben im falschen nicht gibt. Angesichts des Zustands der Welt, ist der Komfort, sich unschuldig zu fühlen, der mit Hilfe des Rechtfertigungszwangs und der Bekenntnislogik sich abzusichern versucht, nicht mehr zu rechtfertigen.
Die Rechtfertigung des Tötens verdrängt bloß das Grauen des Tötens, sie hebt es nicht auf.
Es kommt darauf an zu begreifen, daß der Begriff des Staatsfeinds eine paranoide Konstruktion ist: Der Staat ist kein Wesen, das man lieben oder hassen könnte; möglich und deshalb notwendig ist nur seine herrschaftskritische Reflexion. Das Freund-Feind-Denken ist ein Produkt der Instrumentalisierung der herrschaftskritischen Reflexion.
Merkwürdig und symptomatisch der Schrecken, den die „Kirchenleute“ auf beiden Seiten hervorrufen. Nur so lassen der Tenor des Beschlusses, mit dem das Gericht das seelsorgliche Gespräch zwischen Birgit Hogefeld und Hubertus Janssen (der sich nicht nur „Pfarrer nennt“) ablehnen zu müssen glaubte, als auch die Reaktion der InfoAG auf eine öffentliche Erklärung der „Kirchenleute“ zum Prozeß sich erklären.
23.12.95
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