Drücken die heutigen Kommunikations- und Diskurstheorien, die nicht einmal mit den Informationstheorien auf einen gmeinsamen Nenner sich bringen lassen, nicht doch nur noch einen Mangel aus: daß es im Kontext von Kommunikation, Diskurs und Information den Zusammenhang von Sprache und Erkenntnis nicht mehr gibt. Grund ist die Unfähigkeit zur Reflexion, das starre Festhalten am Objektbezug der Sprache, die in diesem Bezug sich aufgelöst hat. Habermas‘ eigene Abgrenzung von Horkheimer, Adorno und Benjamin, sein Verzicht auf den Wunsch, auch die Natur an der Idee einer richtigen Gesellschaft teilhaben zu lassen, drückt das aufs genaueste aus.
Der Weltbegriff entfaltet heute eine nach innen, gegen die Sprache und gegen jeden nicht positivistisch eingeschränkten Erkenntnisbegriff gerichtete Sprengkraft (ähnlich wie in der Gesellschaft gegen die Armen und die Fremden).
Selbstreferenz des Weltbegriffs: Er ist zum Inbegriff des Gerichts über die Richtenden geworden. Das ist die Wahrheit der noesis noeseos, der Idee des Absoluten.
Newtons Begriff des absoluten Raumes (Grund der Selbstreferenz des Weltbegriffs), der die Idee des Absoluten an die Vorstellung des Raumes als subjektive Form der äußeren Anschauung bindet, ist bis heute unaufgelöst.
Die Orthodoxie ist das Kreuz, das die Kirche auf sich genommen hat; die Unfähigkeit, das durch Reflexion ins eigene Selbstverständnis mit aufzunehmen, ist der Kelch, den sie getrunken hat: Grund der Verstockung im Herrendenken, der Versteinerung des Herzens, die heute erstmals auf die Gläubigen übergreift.
Wenn bei Hegel die Idee die Natur frei aus sich entläßt, so ist das ein Akt des Exhibitionismus, der zwangshaft sich entladenden Urteilslust. Grund ist die Weigerung oder das Unvermögen, die Sünde der Welt auf sich zu nehmen. .
Ulrich Sonnemanns Satz, die Zukunft sei von außen wiederkehrende Erinnerung wird wahr, wenn er um ein Geringes berichtigt wird: Wenn Erinnerungsarbeit nur tief genug in die Vergangenheit eindringt, trifft sie zwar nicht auf die Zukunft, wohl aber auf ihr genauestes Spiegelbild (den Gegenstand der Prophetie). Dieser Satz findet seine Begründung in Joh 129. Die Sünde der Welt ist die Decke, die über der Zukunft liegt; und nur wer sie auf sich nimmt, vermag den Schleier zu lüften (darin gründet der Begriff der prophetischen Erkenntnis), während das Theologumenon von der „Entsühnung der Welt“ (die Opfertheoplogie und die Vorstellung vom Opfertod Jesu) mit der abgeschlossenen Vergangenheit (in die keine menschliche Macht zurückreicht, die wie die Natur nicht sich ändern läßt) auch die Zukunft verschließt. So hängen Erinnerung, Sündenvergebung und die Idee der Auferstehung der Toten zusammen. Und hierauf bezieht sich der Satz, daß die Pforten der Hölle sie (die Kirche) nicht überwältigen werden.
24.3.1994
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