Die Unterscheidung zwischen primären und sekundären Sinnesqualitäten ist Ausdruck des Klassengesellschaft: Das, was nicht in den Herrschaftsbereich des Tauschprinzip hineingezogen worden ist, ist nichts.
Der Ursprung des Begriffs der Barbaren gehorcht dem gleichen Sprachgesetz wie der der Materie. Und beides hängt damit zusammen, daß
a. die Vorstellung eines namenlosen Objekts (im Zusammenhang mit dem Realitätsprinzip und dem der Selbsterhaltung) sich bildet und
b. die Sprache ihre benennende Kraft tendentiell verliert (Verwirrung der Sprache).
Kann es sein, daß die Pluralbildung Himmel zu Elohim und die Singularbildung zu Jahwe gehört. Oder kann es sein, daß in der Stammesvorstellung des Gottes wie im Selbstbewußtsein des Stammes selbst die Kollektiv- und die Individualvorstellung noch ungeschieden ineinander sind, beim Götzendienst in die reine Pluralität auseinanderfällt und nur im Monotheismus zum Individuationsprinzip sich fortentwickelt. Ist der Plural majestatis ein letztes Echo der Elohim und des Stammesbewußtseins?
Die Grenze zwischen der Stammesgeschichte und der beginnenden Staatenbildung verläuft über das Institut des Privateigentums. In der Religionsgeschichte scheint sich das darin auszudrücken, daß der (gleichsam zur Privatperson) individualisierte Gott auch sein Eigentum braucht: das Volk. dessen Gott er ist.
Das Inertialsystem, Grundlage der Mechanik, setzt die Abstraktion von der „Schwerkraft“ voraus; aber diese Abstraktion ist ein Definitionselement des Systems, in dem sie dann überhaupt erst sich bestimmen läßt. Das Inertialsystem ist das Referenzsystem des Gravitationsgesetzes und setzt seine Bestimmung zugleich voraus. Hier ist der erste Fall, in dem eine Erscheinung im System zu den Konstitutionsbedingungen des Systems selbst gehört (selbstreferentielle Beziehung oder wechselseitige Konstitution der Erscheinung und des Systems). Das Abstraktion vom Fall, die mit der Formulierung des Gravitationsgesetzes gelingt, gehört mit zu den Konstituentien des reinen Inertialsystems. Hier ist der erste selbstreferentielle Bezug, in dem sich das Inertialsystem durch Relativierung absolut setzt. (Fällt Newtons Entdeckung des Gravitationsgesetzes in die Phase der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals?)
So, wie die Abspaltung des Gravitationsgesetzes zur Konstitution des Inertialsystems, gehört im Ursprung die Abspaltung der Mathematik zur Konstituierung der Sprachlogik der Herrensprache, des Herrendenkens.
Ist der Gott, der beim Turmbau zu Babel erscheint und eingreift, nicht doch selber der Gott, der sein will wie Gott und es nicht erträgt, wenn andere es auch sein wollen?
Die wirliche tote Sprache ist die Mathematik (deshalb ist sie eine rein prädikative Sprache; eine prädikative Sprache, in der der temporale Sinn des Verbums zerstört wurde und untergegangen ist in der reinen Vergangenheitsform: deshalb gibt es in der Mathematik kein Subjekt im grammatischen Sinne; an seine Stelle ist das namenlose Objekt getreten).
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der ersten Staatenbildung, Idolatrie und Opfer, Tempelwirtschaft, Schuldknechtschaft und Ursprung des Geldes, Astronomie und Sternendienst, Hieros gamos und Tempelprostitution.
„… der zieht sich das Gericht zu, indem es ißt und trinkt“ (1 Kor 1129): die Eucharistie als Droge? Der Eindruck verstärkt sich immer mehr, daß im Katholizismus die Geborgenheitssucht fast unheilbar zu werden droht. Hilflos der völligen Unkenntnis und dem völligen Unverständnis der theologischen Tradition ausgeliefert, scheint nur noch das Opfer der Vernunft, das rettungslose Gefühl des Ungeliebtseins zu bleiben. So scheint das Verhältnis zur Eucharistie sich der postpubertären Freßsucht anzugleichen, die immer mehr zum Suchtverstärker wird.
Beim Drewermann ist mir zu vieles zu trübe mit Ego-Interessen vermischt (Ego-Interessen sind Exkulpationsinteressen).
24.09.91
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