24.10.95

Mein ist die Rache, spricht der HERR. Wird diese Rache als Barmherzigkeit sich manifestieren, als Resultat Seines Gereuens, Seiner Umkehr? Ist der Tag des HERRN der Tag Seines Gereuens?
Wie das Angesicht und der Name ist auch das Feuer ein Attribut Gottes: das Feuer, das die Söhne Aarons und die Rotte Korach trifft, aber auch das Feuer, das bei Aaron und später bei Elias das Opfer für JHWH (nicht das für den Baal) entzündet. Die Verwaltung und das Hüten des Feuers obliegt den Priestern (nicht den Leviten).
Was wird aus der Heiligung des Gottesnamens, wenn der Name – wie unter der Herrschaft des Nominalismus: nämlich im Begriff des Objekts, das er „bezeichnet“ – längst untergegangen und vergessen ist?
Wenn der Rechtfertigungszwang das Schuldverschubsystem irreversibel macht, ist er dann nicht
a. der Grund der Mathematisierung der Erkenntnis (des Inertialsystems) und
b. zugleich der Grund des Herrendenkens (der Bekenntnislogik)?
Ist nicht das Inertialsystem das naturale Äquivalent der Logik, die in der Moral den Rechtfertigungszwang ans Schuldverschubsystem bindet?
Brunnenvergiftung: Das Gewaltmonopol des Staates ist der Brunnen, aus dem die Verwaltungen ihre Allmachtsphantasien schöpfen.
Der Tag des HERRN, das wird der Tag seiner Reue sein und der Tag, an dem seine Rache in Barmherzigkeit sich wandeln wird. Aber hängt nicht die Umkehr Gottes von unserer Umkehr ab? Ist nicht die Umformung der Theologie hinter Seinem Rücken in eine Theologie im Angesicht Gottes (eine Umformung, die IHN von Seinem Autismus befreit) die Voraussetzung dieser Umkehr?
Die Ursprungsgeschichte der Lohnarbeit ist ein Teil der Herrschaftsgeschichte, der Geschichte der „Dornen und Disteln“. (Hat der Schweiß des Angesichts etwas mit Getsemane und die Dornenkrone mit diesen Dornen und Disteln zu tun?)
Die Kirche hat das Symbol (den Vorschein der Erfüllung des Worts) indikativisch verdinglicht, während die jüdische Tradition es konjunktivisch verflüchtigt hat: Aber ist diese Verflüchtigung nicht Teil der Bewegung, in der das Symbol zur ruach, zum Geist wird? Wie hängt die Beziehung von Indikativ und Konjunktiv mit der von Genitiv und Dativ zusammen?
Die Prostitution ist nicht nur das älteste Gewerbe der Welt, sie ist zugleich ein Gründungsgewerbe der Welt, Teil ihrer Ursprungsgeschichte.
Dem melancholischen (saturnischen) Blick wird alles bedeutungsvoll: Josue (Jesus) hieß ursprünglich Hosea.
Was bedeutet es, wenn die „apokryphen“ Bücher, wie Judith, Tobias, die Makkabäer-Bücher, Jesus Sirach, Baruch, zwar in den christlichen Kanon mit aufgenommen worden sind, nicht aber in den jüdischen?
Sind die Naturwissenschaften das Grab (und die Pyramide über dem Grab), in dem die Tradition vergraben ist? Die Kinder Israels haben unter dem Pharao, der Joseph nicht mehr kannte, die Pyramiden bauen müssen.
Fällt nicht der Ursprung der newtonschen Gravitationstheorie zusammen mit der Geschichte, die Marx als die Geschichte der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals (Freisetzung des Proletariats durch die Verwandlung des Grund und Bodens in ein handelbares Objekt: die gemeinsame Subsumtion der Arbeit und des Bodens unters Tauschprinzip) beschrieben hat?
Wie hängt der Ursprung des Inertialsystems (der Entwicklung der Mechanik, dem Ursprung des Gravitationsgesetzes und der physikalischen Optik) mit der gemeinsamen (selbstreferentiellen) Subsumtion der Arbeit, des Bodens und des Geldes unters Wertgesetz zusammen?
Was als Gemeinheit erfahren wird, ist in der Regel bloße Gedankenlosigkeit: Ist diese Gedankenlosigkeit nicht das Grundgesetz der gegenwärtigen Welterfahrung und des Weltbegriffs? (Und hat der Positivismus diese Gedankenlosigkeit nicht zur Methode erhoben?)
Auch die Astrologie war einmal ein Stück Welterklärung: in der Phase des Ursprungs des Weltbegriffs.
Zu dem Satz: Das Sein bestimmt das Bewußtsein, gehört der andere dazu: Das herrschende Bewußtsein ist das Bewußtsein der Herrschenden.


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