24.11.93

Ist die Eitelkeit (Kohelet, Röm 820) die Umkehrung der Scham: die Verstellung, das Anders-erscheinen-Wollen, die Instrumentalisierung des Feigenblatts? Eitel ist das Nichtige (an das die Götzen-Nichtse erinnern). In der Scham sehe ich mich im Blick, im Urteil anderer, in der Eitelkeit passe ich mich dem Blick, dem Urteil anderer an.
Das kantische Ich denke, das alle meine Vorstellungen muß begleiten können, begleitet in der Tat nur meine Vorstellungen (das System in meinem Kopf). Es segnet das vergegenständlichende, instrumentalisierende Denken ab (war das nicht die Aufgabe der Götter Roms, die zunächst von den Caesaren, dann vom christlichen Dogma übernommen worden ist?).
Der Objektbegriff (das nichtige Produkt aus Scham und Eitelkeit?) ist der logische Kern des Schuldzusammenhangs, das Substrat des Götzendienstes.
Klugheit ist auf Selbsterhaltung bezogen, Weisheit aufs Durchschauen des Systems der Selbsterhaltung: darin gründet sein Bezug zur Herrschaft, zum Regieren.
Hat der Kreuzestod die Beschneidung ersetzt (und in einem bis heute unbegriffenen Sinne „überflüssig“ gemacht)?
Hängen die Regenbogenfarben (das Zeichen, daß es eine Sintflut nicht noch einmal geben wird) mit den Planeten zusammen?
Zur historischen Bibelkritik: Ist die Quellentheorie nicht eine notwendige logische Folge der Unterwerfung Gottes unters Identitätsprinzip (Verwechslung der Einzigkeit Gottes mit dem Monotheismus)? Wenn man eine Differenz zwischen den Bestimmungen unserer Gotteserkenntnis (zwischen den Gottesnamen Elohim und JHWH) nicht mehr zulassen kann, werden die differierenden Momente in der Sache zwangsläufig zu Differenzen zwischen Subjekten: zu unterschiedlichen Quellen („Weltanschauungen“).
Haben nicht Elohim und JHWH etwas mit der Unterscheidung von Angesicht und Ich zu tun? Hat Elohim etwas mit der Gemeinschaft des Ich zu tun, während JHWH reines Angesicht, der ganz Andere ist, dessen Ich eine Gemeinschaft mit dem menschlichen Ich a limine ausschließt (weshalb sein Name nicht ausgesprochen werden darf)?
Erst wenn die Schrift insgesamt als Prophetie (und in der Gegenwart die Geschichte als der durchsichtige Körper der Schrift) begriffen wird, entzündet sich die prophetische Gestalt der Erkenntnis, die heute an der Zeit ist.
Haben die drei Scheidungen (der drei ersten Schöpfungstage), von denen jede in der folgenden enthalten und vorausgesetzt ist, etwas mit der Genesis des Raumes zu tun (ist nicht das Licht vorne, im Angesicht, und die Finsternis hinter dem Rücken, und wurde nicht mit dem Licht der Quellpunkt des Angesichts erschaffen)?


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