24.12.92

Was drückt sich in den Worten Raum, Traum, Baum, Schaum, kaum, Zaum gemeinsam aus?
Zwischen dem „es gingen ihnen die Augen auf“ und dem „die Blinden sehend Machen“ (der Aufdeckung des Angesichts) liegt die Umkehr. Das Angesicht ist ein sprachlicher Sachverhalt.
Steckt nicht in dem Metzschen Begriff der Empfindlichkeit und in der Hemmung, den Begriff der Sensibilität zu gebrauchen, die Instrumentalisierung des Kreuzestodes durch die Opfertheologie, die in der Tat für das Entsetzliche dieses Todes (indem sie ihn tendentiell zum Gottesmord macht) unempfindlich macht. – Die kantischen subjektiven Formen der Anschauung sind ein Produkt der Instrumentalisierung des Kreuzestodes, der Verinnerlichung des Opfers: der davon nicht ablösbaren Verstocktheit und Unbelehrbarkeit, die dann (zusammen mit der Lehre von Erfüllung der Prophetie in Jesus) auf die Juden projiziert wurde.
Einer der Nebeneffekte des Dogmas ist die Unbelehrbarkeit, für die das Christentum seit je besonders anfällig war, und die sie insbesondere im „Kampf gegen die Häresien“ exekutiert hat.
Hegels Rezeption und Begriff des Christentums war unter dem Schein seiner Bestätigung in Wahrheit seine Widerlegung. Aber widerlegt wurde ein Christentum, das sich wider das Gebot seines Ursprungs mit der Welt eingelassen hatte. Grund dessen ist in der Hegelschen Philosophie die Funktion und Bedeutung des Begriffs des Scheins: Der „Übergang“ vom Schein zum Wesen ist kein Übergang und kein Werden, sondern die verhinderte Umkehr, die geleugnete Auferstehung. Hier liegt der Angelpunkt, der das Christentum an die Welt gebunden hat: der Kleinglaube.
Ist nicht der erste Dialogpartner des Menschen in der Schrift die Schlange, und sind nicht alle anderen sprachlichen Äußerungen vorher
– Imperative: Gott sprach und es ward,
– Benennungen: von „und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht“ bis zur Benennung der Tiere durch Adam,
– Gebote: „Seid fruchtbar und mehret euch“, „Von allen Bäumen darfst du essen, nur von dem einen nicht“, und
– Monologe: „Laßt uns Menschen machen …“, „Das endlich ist Bein von meinem Bein, …“?
Kann man im Hebräischen erkennen, ob das „Uns“ im „Lasset uns den Menschen machen“ ein Pluralis oder ein Dualis ist?
Die Seligsprechung der Frau, die, weil sie die Abtreibung verweigert hat, gestorben ist, um ihr Kind zu retten, wäre wahr, wenn die Kirche sich darin selbst erkennen würde. Die Abtreibungskampagne rührt an die Wahrheit, es wird aber von keiner der beiden Seiten begriffen, daß hier von einem messianischen Sachverhalt die Rede ist.


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