Die Blumenbergsche Diskussion des Säkularisationsbegriffs unter dem Aspekt der Legitimität der Neuzeit ist schief: Die Säkularisierungsdiskussion hat nicht die Legitimierung der „Neuzeit“ zur Folge, sondern die Kritik eines Christentums, in dessen Selbstverständnis und Geschichte die Objektivierungs-, Instrumentalisierungs- und Herrschaftsgeschichte, die in der „Neuzeit“ dann auf die Natur sich bezieht, in der Theologie vorgebildet ist. Die Säkularisierungsthese – worauf sie auch immer angewandt wird – stellt nicht die Legitimität der Neuzeit, sondern den Wahrheitsanspruch ihrer christlichen Urspünge in Frage. Die Anwendung der evangelischen Räte auf das Erwerbsleben im Frühkapitalismus rechtfertigt nicht den Kapitalismus sondern weist hin auf einen Strukturfehler, auf ein Moment von Verweltlichung, das sich in der Geschichte des christlichen Mönchtums gleichsam hinter dem Rücken der manifesten Motive institutionell durchsetzt (vergleichbar übrigens der „Verweltlichung“ des Mönchs Luther und der Nonne Katharina durch Verlassen des Ordens und Eheschließung: gleichsam der reformatorischen Säkularisation von Confessor und Jungfrau).
Das Schiefe ist dann mit Händen zu greifen in der Gnosis-Diskussion (Auseinandersetzung Blumenberg/Voegelin). Grund ist der auch von Blumenberg nicht durchschaute Weltbegriff (vgl. u.a. SuS S. 150: „Die Welt als Schöpfung aus der Negativierung ihres demiurgischen Ursprungs zurückzuholen und ihre antike Kosmos-Dignität in das christliche System hinüberzuretten (Hervorhebungen H.H.), war die zentrale Anstrengung, die von Augustin bis in die Hochscholastik reicht“). Kein Zufall, wenn er die Nachfolge, der Augustinus theologisch korrekt Ausdruck verleiht, als „ebenso rührende wie verhängnisvolle Geste“ denunziert (S. 153). Vgl. auch den nachfolgenden Text bei Blumenberg (zur Prädestinationslehre des Augustinus).
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