26.02.90

Die Probleme der alten Äthertheorien haben sich in der modernen Atomphysik präzise reproduziert; nur hat es noch niemand bemerkt. Beide sind Ausdruck und Konsequenz der projektiven Struktur der gesamten Physik, des Verdinglichungszwangs (der an das apriori der Kantischen Anschauungsformen bzw. – gegenständlich und selber verdinglicht formuliert – des Inertialsystems gebunden ist: Ableitung des Verdinglichungszwangs, des Objektbegriffs aus der Struktur des dreidimensionalen Raumes, der Form der Äußerlichkeit, die im Ding – wie im Ich – sich auf sich selbst bezieht).

Das Inertialsystem als selber verdinglichte Gestalt der Kantischen Anschauungsformen: Ohne diese Verdinglichung wäre das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht formulierbar gewesen.

Die Objektivität der physikalischen Erkenntnis und Theorie ist jedoch ebenso auch nur Schein: Der verdrängte Herrschaftstrieb kehrt notwendig als aggressiver Nationalismus wieder. Modell des pathologisch guten Gewissens: Die Harmonie und Ästhetik der mathematischen Theorie wird gerne beschworen, nachdem man im Konkurrenzkampf die Siegerposition, die Zugehörigkeit zur herrschenden Meinung erobert hat. Wer oben ist, hat das Sagen, erläßt die Sprachregelungen, die die eigene Position dann gegen lästige Newcomer abschirmt.


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