„Schöpfung aus dem Nichts“: Läßt sich das „Nichts“ unabhängig von der mathematischen 0 (Null) und vom mathematischen – (Minus), d.h. unabhängig von Raum und Zeit (und nicht als leerer Raum oder als das Nichts vor dem Anfang), überhaupt denken? Im Begriff einer Schöpfung aus dem Nichts läßt sich das Nichts von der Zeit nicht trennen (hier bezeichnet es das Nichts „vor“ der Schöpfung): so wird die Schöpfungstat selber in die Zeit versetzt, anstatt die Zeit als geschaffen zu begreifen. Der Anfang der Hegelschen Logik reflektiert diesen Tatbestand. Gibt es ein Nichts, das nicht auf unser Wissen, sondern auf die Realität bezogen ist; gibt der Satz „Wieso ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts“ überhaupt Sinn?
Sinn gibt der Begriff einer „Schöpfung aus dem Nichts“ nur, wenn er auf die Welt (auf den historischen Ursprung der Welt) bezogen wird, nicht jedoch im Kontext des Schöpfungsbegriffs der Genesis.
Im Raum bezeichnet die 0 (Null) die „Grenze“ zwischen Rechts und Links (Im Angesicht und Hinter dem Rücken, Oben und Unten), zwischen + (Plus) und – (Minus), zwischen positiver und negativer Richtung, in der Zeit den Anfang, während das Nichts vor dem Anfang gleichsam als negative Zeit (als Vergangenheit) zu fassen wäre (im Raum als Gegenrichtung: als das Hinter dem Rücken, die Linke, das Unten). In der Tat verschwimmt die Bedeutung des Nichts zwischen 0 (Null) und – (Minus), und wird den Widerspruch nicht los, daß beide (wie die Besitzlosigkeit oder die Schulden, die einer hat) real sind.
Das Nichts steckt in der Orthogonalität (im Verhältnis der Dimensionen im Raum, aber auch im Verhältnis des Raumes zur Zeit und zur Materie, die ebenfalls orthogonale Strukturen aufweisen).
Bekommt dieses „Nichts“ durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit nicht einen ganz anderen Sinn? Ist hier die Physik in ihr eigenes Nichts eingedrungen?
Die Unfähigkeit, das Nichts zu reflektieren hängt mit der Unfähigkeit zusammen, Schuld zu reflektieren (Zusammenhang des Begriffs der Schöpfung aus dem Nichts mit der christlichen Sexualmoral).
Das Staunen, das in Heideggers Satz anklingt „Warum ist überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts“, drückt genau die Paranoia aus, die seit dem Ursprung der Philosophie das philosophische Staunen, wenn nicht den Ursprung der Philosophie selber, bestimmte. Die gleiche Paranoia ist über die Idee der Schöpfung aus Nichts in die Theologie eingewandert. Hier liegt der Grund der Dogmatik.
„Im Anfang erschuf Gott …“, und „im Anfang war das Wort“; jeder Gedanke an ein Davor, an ein „vor dem Anfang“ ist paranoid, und zwar ebenso paranoid wie die nur scheinbar banale Frage „Was habe ich denn vom Leben gehabt“.
Es gibt kein allgemeines Nichts; verantwortbar ist nur die bestimmte Negation.
Hängt die Bedeutung der Astronomie für die Geschichte der Zivilisation mit der Erfindung der Null zusammen (Zusammenhang mit dem elliptischen Zahlensystem, mit den beiden Brennpunkten 0: Grenze der Addition und Subtraktion, der positiven und negativen Zahlen, und 1: Grenze der Mulitplikation und Division, der Zahlen >/< 1)?
Babylonische Zahlen (hexagesimal): Sekunden, Minuten, Stunden; der Tag hat 24 Stunden: die nächste Einheit wäre 2,5 Tage? Ein Monat ist das 12-fache, ein Jahr das 144-fache dieser Einheit?
120 ist die Summe aller Zahlen von 1-15, 153 von 1-17, 276 von 1-36.
Die islamische Ibrahim-Geschichte, in der Abraham erkennt, daß Sonne, Mond und Sterne keine Götter, sondern nur endliche Dinge sind, wäre heute auf den Naturbegriff insgesamt zu übertragen.
Repräsentiert die Null den Raum (ebenso wie die Leere oder den Punkt)?
Die Kirche verhält sich zu ihren Gläubigen wie Ärzte zu Todkranken: sie verschweigt ihnen die Wahrheit.
Patriarchat und Entfaltung des Raumbewußtseins: Kern der patriarchalischen Gesellschaft ist die (väterliche) Macht der Vergangenheit über die Zukunft: die durch Reflexion nicht aufzulösende subjektive Form der äußeren Anschauung: der Raum, in der Sprache der Zusammenhang von Futur und Hypostasierung, in der Theologie das Bekenntnis und die Bekenntnislogik.
26.02.92
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