26.04.91

Gibt es einen Zusammenhang zwischen er-/bekennen und er-/bezeugen (er-/beleben)? „Adam erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Kain.“ (Gen 41) Hängt die „Zeugung“ in der Trinitätslehre eher mit dem Bezeugen als mit einem (mythischen) Erzeugen zusammen? „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.“ (Mt 317) Vgl. auch Röm 13f: „… das Evangelium von seinem Sohn, der dem Fleisch nach geboren ist als Nachkomme Davids, der dem Geist der Heiligkeit nach eingesetzt ist als Sohn Gottes in Macht seit der Auferstehung von den Toten …“
Bekenntnis des Namens, Zeugenschaft (Martyrium) und Heiligung des Gottesnamens. Ist der Sohn Gottes (pais, dagegen uios mou) eigentlich der Knecht Gottes (vgl. NJB, Anm. zu Mt 317 und 43)?
Anm. zu Joh 176 (NJB): „Christus wurde gesandt, um den Menschen den „Namen“, d.h. die Person, des Vaters zu offenbaren …“ Eben nicht die Person, sondern den Namen. Diese Verschiebung (vom Namen auf den vergegenständlichten, verdinglichten Träger des Namens, die Person) ist Folge und Ausdruck der Instrumentalisierung des Bekenntnisses und der Theologie; sie wäre begründet, wenn das Bekenntnis eine Personenbeschreibung wäre – wie beim Personalausweis oder auch beim Steckbrief: Zusammenhang mit der akkusativischen Objektivierung, der blasphemischen Versetzung Gottes in den Anklagezustand: seit wir ihn vor unseren Richterstuhl zitieren, muß er sich per Theodizee rechtfertigen. Welche Folgen die Personalisierung des Namens hat, wird deutlich an dem, was in der Konsequenz dieser Tradition den Frauen angetan wurde: sie mußten bei der Eheschließung ihren Namen abgeben. Sie waren ohnehin nicht bekenntnisfähig – Confessor ist ein männlicher Heiligentitel -, behielten ihren Namen und konnten heilig werden nur als Jungfrau und wurden nach Tertullian, der den Personbegriff in die lateinische Theologie eingeführt hat, wenn sie in den Himmel kommen, zum Mann.)
Drückt die homoousia nicht das Gegenteil dessen aus, was wir heute darunter zu verstehen meinen: das Wesen als das gegenständliche Korrelat des Begriffs, der am Namen die Taufe der Vergangenheit vollzieht. Die homoousia ist der früheste (nur mißverstandene) Ausdruck und Beleg dessen, was Hegel als erster den Tod Gottes genannt hat.
Beitrag zur Erkenntniskritik: Die modernen Naturwissenschaften verletzen das achte Gebot: „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen“ (Ex 2016).
„Das jüdische Nein und die christliche Theologie“ (Verwegenheiten, S. 311): Die Schuld liegt nicht in der Verstocktheit der Juden, sondern in uns, die wir nicht fähig waren, den befreienden Gehalt unserer Theologie endlich auch ans Licht zu bringen (und aufzuhören, Theologie „hinter dem Rücken Gottes“, d.h. ohne Gottesfurcht, zu treiben).


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