Ist das Feuer das ausgelachte Licht?
Was die Welt „im Innersten zusammenhält“, ist die Projektion.
Der griechische Mythos ist der erste konsequent von städtischen Prämissen durchdrungene Mythos, während die an den Jahresablauf gebundenen Elemente (insbesondere die Bilder der Auferstehung) im orientalischen Mythos noch an agrarische („pagane“) Hintergründe erinnern.
Unsere Welt ist immer noch die gleiche Welt, in der auch Jesus gekreuzigt wurde; und sie ist keineswegs entsühnt.
Sind nicht die Geschichten von der Mutter Konstantins, Helena, die bei einer Pilgerreise nach Jerusalem das Kreuz wieder aufgefunden hat, Legitimationslegenden? Hier ist das Kreuz in die caesarische Tradition gerückt (und Pilatus ins Credo und in die Messe mit aufgenommen) worden.
Mir scheint, es wäre sinnvoll und notwendig, die Schlüsselfunktion des Tertullian für das „abendländische“ (lateinische) Christentum genauer zu bestimmen. Tertullian hat die lateinische Sprache fürs Dogma (für die orthodoxe Theologie) geschaffen; aber hierbei, bei der Übertragung aus dem Griechischen ins Lateinische, ist die Theologie nicht die gleiche geblieben. Person ist nicht identisch mit hypostasis, und essentia nicht identisch mit ousia. Aber waren diese Verschiebungen nicht notwendig – und das wäre zu prüfen -, wenn die Theologie, insbesondere ihr Kern: die Trinitätslehre, die Opfertheologie und die Christologie, im Lateinischen in ein konsistentes System übertragen werden sollte? Die andere Logik der lateinischen Welt und Sprache mußte zwangsläufig zu einer anderen Theologie führen.
Sind die die Dornen und Disteln, das Schwert und der Kelch die drei großen geschichtstheologischen Symbole der Schrift?
– Die Dornen und Disteln weisen zurück auf den Sündenfall,
– das Schwert auf die Vertreibung aus dem Paradies (das „kreisende Flammenschwert“), und
– der Kelch? Hierzu gehören die Stellen über Trunkenheit und Wein, die Geschichte mit Noe und Ham (Aufdeckung der Blöße und Knechtschaft, mit der Vorgeschichte der Scham), der Taumel-und Zorneskelch und der Kelch in Getsemane.
Der Spruch des Schicksals ist ein Urteil.
Ist nicht das Lachen die instrumentalisierte, entfremdete Freude? Und steckt darin nicht die Verzweiflung über die Schändung der Freude durchs Lachen? Das instrumentalisierte Lachen ist in seinem Kern zynisch, aber trifft das nicht heute den Kern der Welt? Uns steckt nicht in der dogmatischen Gestalt der Orthodoxie ein Stück dieses Zynismus, ein Stück dieses Lachens?
27.02.93
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