27.04.93

Rührt nicht die katholische Transsubstantiationslehre an den Kern des Schuldverschubsystems, Grund der Opfertheologie und des modernen Massenbegriffs zugleich (an den logischen Zusammenhang von Natur und Materie)? Nur über die Transsubstantionslehre war die Philosophie, der Gegenstandsbezug des Begriffs, unter den Bedingungen des Römischen Imperiums zu retten. Die Transsubstantiationslehre war der Statthalter des Weltbegriffs in der zentralen Institution der Kirche: im „Meßopfer“. Die finsteren Mysterien des kirchlichen Antijudaismus, die den Begriff des Gottesmords und die an das Motiv der Hostienschändung sich anschließenden projektiv-paranoiden Phantasien begründen, haben hier ihre Wurzeln. Innerkirchlich scheint die Kritik der Verdinglichung immer noch gleichsam als Hostienschändung erfahren zu werden. Hier liegt der paranoische Kern der 2000-jährigen Inertialgeschichte der Kirche.
Gegen Augustinus „De genesi ad litteram“: Gott will nicht, daß sein Wort leer zu ihm zurückkehrt. Das augustinische Prinzip der Wörtlichkeit, das dann zur kirchlichen Tradition geworden ist, ist selber die Entleerung des göttlichen Worts. Es steht unter der Herrschaft des Identitätsprinzips, das eo ipso das Wort zum Begriff neutralisiert, es aus seinem sprachlichen Nährboden herausreißt. Diese Neutralisierung des Wortes, seine Verdinglichung zum Symbol, verdankt sich der gleichen Logik, die in der Transsubstantiationslehre dann dogmatisiert und über die Opfertheologie zum Grund des Dogmas überhaupt geworden ist. Opfer dieses Prozesses waren in der ganzen Kirchengeschichte die Juden (als gleichsam realsymbolische Verkörperung der Kritik des Identitätsprinzips).
Ist nicht die Erstkommunion ein Initiationsritus, der ins verdinglichende Denken einführt um den Preis der Zerstörung der Phantasie (der Zerstörung der Kindheitserinnerung)?
Wenn Kant von den subjektiven Formen der Anschauung spricht, so klingt darin die Vorstellung mit an, daß Raum und Zeit gleichsam die Brille sind, durch die hindurch wir die Dinge wahrnehmen.
Haben die Begriffe Katastrophe und Desaster etwas mit den Sternen zu tun?
Daß wir dem Glück, gut sein zu dürfen, entsagen müssen: Hat das etwas mit der Astrologie (die dafür die schicksalhaften, und d.h. zugleich schulderzeugenden und exkulpierenden Gründe benennt) zu tun?
Wie hängen der Ursprung der Städte und die Astrologie zusammen? War die Astrologie der (babylonische) Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht? Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Astrologie und der Verwirrung der Sprachen?


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