Rosenzweigs Kritik der philosophischen Unsterblichkeitslehre hängt mit seiner Kritik des All aufs engste zusammen: Die Unsterblichkeitslehre gewinnt ihre Plausibilität, ihre falsche Verständlichkeit vor dem Hintergrund der überzeitlichen Geltung der philosophischen Begriffe (die nicht wie die endlichen, kontingenten Einzeldinge in der Zeit sterben, zugrundegehen). Das Bindeglied, das dem Einzelsubjekt den Status des Begriffs gibt, ist der Begriff der Person, an den die Unsterblichkeitsvorstellung sich anschließt. Wie überhaupt die Unsterblichkeitsvorstellung mit der philosophischen Lehre vom Begriff, die Lehre von der Auferstehung hingegen mit der theologischen Namenlehre zusammenhängt (noch bei Thomas von Aquin leidet die getrennte Seele unter ihrer Trennung vom Leib, sehnt sich nach der Auferstehung).
Naturbegriff und Akkusativ: Das Ergebnis des Objektivationsprozesses, durch den die Natur zum Inbegriff der Subjektlosigkeit geworden ist, hat insbesondere zwei Konsequenzen:
– die Ausdehnung der Verantwortung vom individuellen Handeln aufs Schicksal der Welt und ihre Verlagerung ins Subjekt; auf die Natur kann sich niemand mehr zum Zwecke der Exkulpierung herausreden (auch nicht durch sozialdarwinistische Konstrukte);
– zugleich macht die Subjektlosigkeit den Anklagestatus gegenstandslos: die Natur ist aus dem Akkusativ herauszunehmen (Akkusativ und double bind: es ist gerade die Unschuld der Natur, die sie absolut schuldig macht: es ist ihre Verdinglichung, die sie zum Objekt der Verwertung macht; nicht zufällig wurde die Melancholie als Kreativitätsquelle entdeckt, als die Voraussetzungen für die Verdinglichung der Welt geschaffen wurden – Zusammenhang von Melancholie und Hysterie?).
27.12.90
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