27.12.93

Die Opfertheologie verweigert genau das, was sie leisten soll: die Befreiung. Eine Kritik der Opfertheologie, der Vergöttlichung des Opfers, ist schon deshalb notwendig, weil sie die Bindung an die Opferrolle sprengt.
Die Christen haben das Christentum als Religion für andere (als Weltreligion) zu einem undurchdringlichen System gemacht, in dem man, wie man sich auch wendet, gefangen bleibt. Z.B. Drewermann bleibt gerade durch seine Opposition zur Kirche (und durch die damit verbundene Opferrolle) in dem Netz gefangen. Eine Schlüsselfunktion scheint bei ihm die Personalisierung der Probleme zu haben (die ihn konfliktunfähig macht, seiner Position aber zugleich den Schein des Absoluten verleiht). Es ist eine kirchlich produzierte Psychose, die ihn aus der Kirche heraustreibt.
Ist Drewermann das letzte Opfer der kirchlichen Ketzerverfolgung, die seit je die Wahrheit aus Furcht vor den Wehen abgetrieben hat?
Die Beziehung der Wissenschaft (des Positivismus) zur Wahrheit ließe sich am ehesten als Abtreibungsautomatik beschreiben (und die Alma Mater als Hure Babylon).
Grund des Antijudaismus: In den Juden hat die Kirche immer schon sich selbst gehaßt. Enthält nicht Mt 523f das Gebot zur Beseitigung des Urschismas; und ist nicht vorher jede Eucharistie blasphemisch?
Ist nicht jeder Fundamentalismus Produkt einer Anpassung der Religion an das steinerne Herz der Welt? Aber diese Gefahr gibt es nur für die Buchreligionen (sie ist im Christentum entstanden und eines ihrer ersten Symptome war das augustinische „ad litteram“).
Daß der Himmel wie eine Buchrolle sich zusammenrollt (Jes 344): Gibt es eine bessere Beschreiung der Thora?


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