Gründet nicht die Bekenntnislogik in der Beweisumkehrlogik, und ist sie nicht eine Reflexionsform des Raumes, der Reversibilität aller Richtungen im Raum? Verhält sich nicht die Bekenntnislogik zu ihren Inhalten wie der Raum zu den Objekten im Raum (ihr gemeinsames Symbol ist der Kelch)?
Sind nicht das Geld, die Bekenntnislogik und der Raum die Brennpunkte des Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhangs?
Das Gesicht des Andern ist die Widerlegung der subjektiven Formen der Anschauung, der Vorstellung des unendlichen, leeren Raumes. (Der Satz, daß Gott die Welt aus Nichts erschaffen hat, leugnet das Angesicht.)
Zu der jüdischen Tradition, die dem Tun vor dem Hören den Vorrang gibt, gibt eine kleine Begebenheit einen Hinweis. In meinem Arbeitszimmer hängt ein neues Bild (eine Reproduktion eines Bildes von Paul Klee). Die Sekretärin meines Abteilungsleiters kommt herein, sieht das Bild und ruft spontan: „Was für ein schönes Bild!“. Aber im selben Augenblick schlägt sie die Hand vor den Mund und korrigiert sich: „Ach nein, das ist ja ein modernes Bild“: Ein Sieg der Reflexion über die Spontaneität, der Philosophie über das Selbst, des erinnerten Hörens über das Tun, die Selbstzerstörung des arglosen Blicks.
27.12.95
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