27.9.1994

Nicht daß menschliches Handeln bestraft wird, ist der Sinn der biblischen Verknüpfung von Handeln und Vergeltung, sondern der Hinweis auf die menschliche Verantwortung: Ursache der politischen Ereignisse ist nicht das Schicksal, sondern menschliches Handeln. Vgl. Ton Veerkamp, S. 261.
Die subjektiven Formen der Anschauung sind das Instrument der Vergegenständlichung und der Vergesellschaftung zugleich. Und das Objekt als Produkt der Vergesellschaftung wird durch den Weltbegriff naturalisiert.
Drei Gestalten des Kelches: der Raum, das Geld und die Bekenntnislogik. Mit der Bekenntnislogik wird der Kelch, der vorher (als Raum) der Taumelbecher und (als Geld) der Kelch des göttlichen Zorns war, zum Becher der Unzucht (Produkt der Verinnerlichung der Scham).
Mit der Verinnerlichung des Schicksals wurde der Begriff erzeugt, mit der Verinnerlichung der Scham (mit dem Ursprung des Inertialsystems) wurde der Name zerstört. Die Geschichte der Verinnerlichung des Schicksals (ihre Vorgeschichte war die des Tempels) und die der Verinnerlichung der Scham (deren Vorgeschichte die der Kirche war) waren Phasen eines universalen Verdrängungsprozesses. Zum Tempel in Jerusalem: zum Haus des Namens Gottes, gibt es in der modernen Welt keine Entsprechung.
Jürgen Habermas hat die Kritische Theorie verraten, als er sie ins Projektive gewendet (und das Eingedenken der Natur – nicht der „gequälten Natur“ – im Subjekt verworfen) hat.
War nicht die Verurteilung des Sabellianismus, die Verwerfung der Vorstellung, daß auch der Vater den Kreuzestod mit erleidet, eine der Bedingungen, unter denen die Hellenisierung des Christentums überhaupt möglich war? Hier ist das Christentum caesarisch geworden: Während das Königtum aus der Institution des Opfers sich herleitet, bezeichnet der Caesar nicht zuletzt die Geldhoheit des Reiches; das Bild des Kaisers ist auf der Münze, die Münze aber ist die Verkörperung der Abstraktion von einer möglichen Identifikation mit dem Schicksal der Opfer: vor der Logik des Geldes sind die Armen nicht Opfer, sondern schuldig; die Hohepriester kennen keinen König außer dem Kaiser. Die Münzhoheit ist der Ursprung und ein Teil der caesarischen Gestalt der Herrschaftsgeschichte (sh. Darius).


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