Die Begriffe Welt und Natur sind der gegenständliche Reflex der Klassengesellschaft.
Jesus hat nicht die Schuld der Natur, sondern die der Welt auf sich genommen. Eben das aber ist die Voraussetzung für die Befreiung der Natur (die Welt ist Subjekt, die Natur Objekt des Schuldzusammenhangs).
Die Welt ist der Inbegriff als Herrschaftsmittel in der Auseinandersetzung mit der Natur.
Zu Horkheimers „Aufstand der Natur“: Gibt es auch einen Aufstand der Welt, oder ist die Welt die Bank, die immer gewinnt?
Das zeitliche Moment im Weltbegriff, das Rosenzweig durch Begriffe wie Vorwelt und Überwelt und Schelling mit dem Begriff Weltalter zu fassen versucht, wird immer noch am genauesten durch den alten Begriff des Äons, des Zeitalters, ausgedrückt.
Paradigmenwechsel?
Drückte in der puritanischen Askese sich das Bild vom Ehrlichen Kaufmann aus? War sie nicht auch eine der Ursachen der Hexenverfolgung?
Das Schnüffeln und Pinkeln der Hunde ist der genaue terminus ad quem des zudringlichen Geschwätzes.
Zu Theweleit: Die grandioseste aller Männerphantasien ist die Naturwissenschaft.
Beziehung der Sprache zum Objekt: das sprechende Objekt (der Ausdruck), die benennende Kraft der Sprache (Adam), das Beim-Namen-Rufen (die Erlösung). Die Benennung der Tiere durch Adam war „unerhört“, es war ein Stück Willkür darin; er hat nicht die Tiere sprechen lassen, deshalb hat er keinen Partner gefunden. Die Benennung war die Fixierung auf einen zugleich instrumentalen und emblematischen Grundzug, auf einen bestimmten Charakter. Seitdem sind alle Tiere bis in ihre psycho-physische Organisation hinein Charaktermasken. (Was drückt sich vor diesem Hintergrund in der biblischen Unterscheidung des Reinen und Unreinen aus? – Daß man kein Hunde- oder Schweinefleisch essen soll, scheint mir nachvollziehbar zu sein.)
Aus dem Tempel hat Jesus die Händler der Opfertiere und die Geldwechsler vertrieben. Sind die Opfertiere ein Hinweis auf den undurchschauten Zusammenhang von Arbeit und Ware (Arbeits-, Güter- und Geldmarkt). Zur Interpretation, zum Verständnis sind die beiden anderen Geschichten mit hinzu zu nehmen: die vom Verwalter des ungerechten Gutes und die Antwort auf die Frage nach der Steuerpflicht.
Zur ägyptischen Mythologie gehören die Mischwesen (aus Tier und Mensch), während in der babylonischen (wie dann in der griechischen) Tiere und Menschen im allgemeinen streng getrennt sind.
Jedes Urteil trifft kraft seiner Allgemeinheit auch den Urteilenden: das ist der Grund des Satzes „Richtet nicht …“
Die Vorstellung des unendlichen Raumes repräsentiert die Expropriation der Natur. Der Reichtum der Welt ist nur die Kehrseite der Armut der Natur.
Zum Heinsohnschen Begriff der Schuldknechtschaft: die Nutzung der Ökonomie als Waffe gelingt nur vor dem Hintegrund einer der Wirtschaftskraft entsprechenden militärischen Macht.
Person ist ein Sein für andere, das sich als Persönlichkeit für sich setzt. (Woher kommt der Begriff „Leute“, und was bezeichnet er? Leute sind immer auch „meine Leute“, d.h. der Begriff bezeichnet ein Eigentums- und Herrschaftsverhältnis (ein verdinglichter Genitiv). Gehören Persönlichkeiten zu den Leuten?
Hat Hegel nicht schon auf den Zusammenhang der endlichen Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts mit der Vergegenständlichung hingewiesen? Die Unterscheidung zwischen dem „eigentlich“ Realen und dem Uneigentlichen, die hier vielleicht anwendbar wäre, hilft nicht weiter, es sei denn, daß man akzeptiert, daß das Uneigentliche das Eigentliche ist: das Subjektive das Objektive. Wer davon ausgeht, daß die physikalische Realität das Eigentliche ist, entzieht den Instrumentalisierungsmechanismus der Reflexion, gibt dem Herrendenken das gute Gewissen (wie Heideggers Begriff der „Eigentlichkeit“).
Die subjektiven Formen der Anschauung, Ursprung und Medium des mathematischen Objektivitätsbegriffs, erlauben unsere Herrschaft über die Dinge nur insoweit, wie sie uns selber beherrschen.
28.08.91
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