Das Hohelied der Liebe hebt an mit dem „Köstlicher als der Wein ist die Liebe“ (12) und endet mit dem Satz „Stark wie der Tod ist die Liebe“ (86) und „Große Wasser können die Liebe nicht löschen“ (87)?
Ist nicht die Kollektivscham das letzte Säkularisationsprodukt, der Endpunkt des Sündenfalls?
Die Übernahme der Sünde der Welt schließt jede projektive Schuldverarbeitung aus. Mit dem Rechtfertigungszwang entfällt auch jene Neugier, die sich selbst beweisen will, daß die andern auch nicht besser sind.
Der Verzicht auf projektive Verarbeitung der Erfahrung schließt auch die projektive Verarbeitung der Prophetie und der Apokalypse mit ein.
Das Buch Daniel, die erste Apokalypse, entsteht in Babylon. Es verweist auf die differentia specifica der apokalptischen Erkenntnis: Daniel legt den Traum des Nebukadnezar nicht nur aus, er muß ihn auch selbst finden und rekonstruieren.
Haben die drei Weisen aus dem Morgenland etwas mit den drei Jünglingen im Feuerofen zu tun?
Auschwitz ist insoweit „unbegreiflich“, als es keine Objektivationsmöglichkeit gibt. Jeder Vergleich mit anderen Untaten ist unzulässig. Aber das gilt für jede Untat.
Der kirchliche Begriff der Buße, der einem herrschaftslogischen Zusammenhang angehört, ist der Beweis dafür, daß die Kirchen die Sündenvergebung, die die Herrschaftslogik sprengt, bis heute nicht verstanden hat.
Der Satz, daß das Lamm die Sünde der Welt hinwegnimmt, steht im Futur, nicht im Präteritum. So fällt er unters Nachfolgegebot.
28.1.1995
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