Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet: Haben nicht seit je die Häresien, auch wenn sie im Widerspruch zur Lehre standen, die Praxis der Kirche auf den Begriff gebracht (bis hin zum Trägheitsprinzip der Naturwissenschaften)? Heißt das aber nicht, daß anstelle der Verurteilung (aus deren historischer Folge die Orthodoxie sich entwickelt hat) die Umkehr notwendig gewesen wäre?
Zum Eucharistie-Verständnis vergleiche Belo, S. 253 (und als Kontrast – oder Erläuterung? – dazu die Paulus-Stellen über die Eucharistie!): Was bedeutet vor diesem Hintergrund die Geschichte und Praxis der Eucharistie-Verehrung? Gehört sie nicht in die Urgeschichte des gesellschaftlichen und kosmologischen Verdrängungs- und Projektionsprozesses, dem der Ursprung und die Entwicklung der naturwissenschaftlichen Aufklärung sich verdankt?
Belos Bemerkung, daß die jesuanische Praxis „nicht auf die Produktivkräfte selber …, sondern auf die Zirkulations- und Konsumsphäre“ sich bezieht (S. 308), bezieht sich auf einen Sachverhalt, der seine sprachliche Entsprechung (und den Grund seiner theologischen Aufklärung) in der Unterscheidung von Schrift und Wort findet. Es ist die Logik der Schrift, in der die Abstraktion von der Produktionssphäre (und real die Sklavenwirtschaft, die Leibeigenschaft und die Lohnarbeit) gründet, während die sprachlichen Produktivkräfte (der Begriff der eingreifenden Erkenntnis und die benennende Kraft der Sprache) erst mit der Reflexion der Logik der Schrift sich bilden: als prophetische, messianische und parakletische Form der Erkenntnis, als Vorbereitung der Erfüllung des Worts (die nicht mit der Erfüllung der Schrift zusammenfällt).
28.11.1994
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