29.03.92

Der Raum (Inbegriff des „Hinter dem Rücken“) ist das Nichts, aus dem der Demiurg die „Welt“ (das System aller Prädikate) erschaffen hat, und zwar als dreifaches Nichts.
Die These scheint begründbar zu sein, daß der Weltbegriff erfunden wurde, um die Herrschenden gegen Kritik abzuschirmen. Der Weltbegriff lebt von der eingebauten Logik der Identifikation mit dem Aggressor. Und er ist die automatisierte (und unkenntlich gemachte) Verletzung des achten Gebots: Du sollst kein falsches Zeugnis geben wider deinen Nächsten.
Ist die Simson-Geschichte ein Astralmärchen?
Die kantische Vorstellung vom Chaos des Gegebenen – eine Zwangsvorstellung, soweit sie dem Zwang der transzendentalen Logik gehorcht – bezeichnet präzise die chaotische Struktur des Dativ in einer vom Akkusativ beherrschten Vorstellungswelt: die Verwandlung von Gnade, Barmherzigkeit (der rechten Seite) in Chaos. Hiermit hängt es zusammen, wenn die Menschen das (aktive wie passive) Schenken verlernen, zwangshaft jedes Geschenk am Tauschprinzip messen.
Linken Autoren scheint generell der Gebrauch des Konjunktiv suspekt geworden zu sein. Ein Verdacht, der – wie auch immer er begründet erscheinen mag – im Indikativ ausgesprochen wird, kann nur als Unterstellung erfahren und „zurückgewiesen“ werden. -Sprache als Kriegssprache: Der Indikativ als Eroberungsversuch, als Versuch, ein dem Feind gehörendes Gelände zu besetzten. Aber nur wenn das Moment des Verdachts am Verdacht festgehalten und keine Gewißheit supponiert wird, wird auch die Schuldsolidarität festgehalten, verschwindet das Feinddenken.
Auch Robert Kurz scheint dem Tausch-Paradigma verfallen zu sein, seine Beziehung zum Schuldzusammenhang (Ursprung des Geldes in der Schuldknechtschaft) nicht zu durchschauen.
Name und Angesicht: die Grenzen des Raumes (des Inertialsystems) gegen das An sich. Gibt es einen Zusammenhang des Angesichts und der benennenden Sprache mit Licht und Schwerkraft?
Die Form der Raumes (der äußeren Anschauung) ist der Grund dafür, daß wir als Urteilende immer auch Objekte unserer eigenen Urteile sind. Als Urteilende sind nicht nur die Anderen Andere für uns, sondern wir sind auch Andere für Andere.
Der Titel Weltbild zeigt nur noch einen Kontenpunkt der paranoischen Struktur der Welt an.
Die Erkenntnis des Guten und Bösen ist die erste Gestalt der Unterscheidung von Innen und Außen, der Ursprung des Innen-Außen-Paradigmas.
Der Wiederaufbau und die Sanierung unserer Städte hatte u.a. auch diese Wirkungen: die Abschaffung der Vergangenheit und die Schaffung von Bedingungen, unter denen Arme nicht mehr leben können.
Der Staat gründet auf dem Opfer, und zwar konkret auf dem Menschenopfer; die letzte Erinnerung daran war die Todesstrafe. Und mit der Abschaffung der Todesstrafe wurde auch diese Erinnerung an den Ursprung des Staates beseitigt, und der Staat ist vollends böse geworden.
Gewalt bezeichnet die Fähigkeit zu töten. Deshalb drückte sich das Gewaltmonopol des Staates vorab in seiner Kompetenz, die Todesstrafe zu verhängen, aus. Der Todesstrafe aber bedarf es nicht mehr, wenn die andere Potenz, die die Macht zu töten, in sich enthält, nämlich das Eigentum, das schon von sich aus leistet.
Eigentum und Gemeinheit: Gewalt ist heute deshalb nicht mehr domestizierbar, weil sie in die Formen der Gemeinheit gerutscht ist. Gemeinheit ist nicht an sich, sondern nur dort, wo sie auch die Gestze verletzt, ein Straftatbestand; wäre sie es an sich, müßte das Eigentum abgeschafft werden. Und nicht mehr Kriminalität an sich, sondern nur noch Dummheit und Armut (Reichtum verbunden mit Dummheit, jedoch Armut, auch wenn sie schlau ist) stehen heute in der Gefahr, in die Hände des Rechtsstaats zu fallen.
Im Augenblick bricht mehr zusammen als nur der real existierende Sozialismus. An allen Ecken und Enden tauchen „Grenzfragen“ auf; und hierbei zeigt sich, daß Grenzfragen nicht mehr nur Grenzfragen sind, sondern mit aller Deutlichkeit auf den naturgeschichtlichen Aspekt des Eigentumsbegriffs hinweisen.
Heute schützt das Militär keine Grenzen mehr (dazu gab es in der BRD dann auch schon den „Grenzschutz“), sondern das Kapital (den Eigentumstitel) direkt. Das ist der Grund für die Existenz der Folter in der Welt.
Die gegenwärtige Verfassungsdiskussion hat etwas Hilfloses. Das Gefühl drängt sich immer mehr auf, daß auch eine neue Verfassung an den Grund der Dinge nicht mehr rührt, daß der vorentschieden ist insbesondere dadurch, daß wir in einer Welt leben, in der eine Versöhnung (eine Bestimung der Grenzen des Staates nach Außen und nach Innen) durch einen Friedensvertrag nicht mehr möglich ist, weil die Ökonomie nationalstaatlich nicht mehr zu domestizieren ist. Das war das realgeschichtliche Problem von Versailles, das nach dem zweiten Weltkrieg zusätzlich in der nicht wirklich gelösten Rechtsproblematik der Nürnberger Prozesse (dem Versuch, ein zwischenstaatliches Problem mit Hilfe des Strafrechts zu lösen) sich manifestierte.
Nicht die Identität sondern die Differenz der Genealogien des Kain und des Kenan ist entscheidend (ähnlich wie in den Fällen Jahwe und Elohim, Hebräer und Israeliten). Sie hat auch zu tun mit den Brüder-Problemen: Kain und Abel, Ismael und Isaak, Esau und Jakob. Lot hingegen war ein Neffe Abrahams. – An die Patriarchenzeit erinnern Moab und Ammon, Ismael und Edom.
Hat Ilias etwas mit El und Troja mit Jahwe zu tun? Und woher stammt die Verbindung von Edom und Rom (Heine)?
Der Raum ist die Brille, die die Schöpfung zur Natur verhext und die Barbaren produziert: Und die „subjektive Form der Anschauung“ ist nur zu verstehen als „Brille“, durch die hindurch wir die Welt sehen. „Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren“: Sie erkannten sich hier zum ersten Mal im Blick des Andern.
Wie hängt der Turmbau zu Babel mit dem Paradies zusammen: Beide bezeichnen Angelpunkte in der Urgeschichte der Sprache, und beidemale kommt Gott hernieder.
Die Orthogonalität des Raumes und die Trennung der drei Dimensionen im Raum (die Existenz der drei Freiheitsgrade des Raumes) hängen mit seiner Beziehung zur Zeit, zur Materie und zum Raume selbst im Inertialsystem zusammen.
In der Vorstellung des unendlichen Raumes war Auschwitz tendentiell mit angelegt.
Der biblische Charakter des Buchs der Richter scheint sich mir auch darin anzuzeigen, daß keine Pferde darin vorkommen (während Pferde auch religionsgeschichtlich mit dem Sonnenkult zusammenzuhängen scheinen).
Die Entfremdung ist die Verfeindung. Und das Gebot der Feindesliebe ist auch als Gebot, die Entfremdung aufzuheben, zu verstehen.
Der Kubismus war ein Angriff auf die Perspektive: So hing er mit der Russischen Revolution zusammen.


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