Die BILD-Zeitung erzeugt selber die Sucht, die sie befriedigt. Ist sie nicht auch ein Organ der Linguistik: Instrument der Reduzierung der Sprache auf Sätze (ohne Komma und Semikolon)?
In der FR heute ein Hinweis auf einen Bericht der BILD-Zeitung, wonach die deutschen Männer immer dicker werden. BILD empfiehlt fettarmes Essen. Ist das nicht ein exemplarischer Fall von Schuldverschiebung? Müßte der Rat nicht lauten: Aufhören, BILD zu lesen?
Die 68er Bewegung war nicht das Erwachen aus einem Alptraum, sie war der Traum dieses Erwachens im Alptraum. Das erinnert mich an die Mitschüler in der Nazizeit, die damals HJ-Führer waren, die nach dem Krieg (nach einem Gesinnungswechsel, der sie der Last der Erinnerung enthob) ihren Führungstraum in ihren beruflichen Karrieren ungebrochen haben fortsetzen können. Die 68er nannten diesen Führungstraum ihren „Marsch durch die Institutionen“ (in dem allerdings nicht sie, sondern die Institutionen den Sieg davon getragen haben).
In dem Maße, in dem wir die Vergangenheit verdrängen, sie für überwunden halten, gewinnt sie Macht über uns. Das ist eine der Bedeutungen des Satzes „Richtet nicht …“.
Was ist der Unterschied zwischen pragma, res und Ding? Läßt nicht anhand dieser Begriffe die herrschaftsgeschichtliche Verstrickung der griechischen, lateinischen und deutschen Fassung der christlichen Tradition sich demonstrieren?
Wer Gemeinheit glaubt mit Empörung beantworten zu können, ist schon in der Gemeinheitsfalle gefangen. Aus dieser Falle gibt es keinen Ausweg.
Der Nominalismus hat, indem er das Ungleichnamige gleichnamig gemacht hat, die Sprache in ihrem Grund und ihrer Wurzel vergiftet. Er hat die Gemeinheit absolut und das Absolute gemein gemacht.
Erst das indogermanische Perfekt hat die Vergangenheit aus einem Geschehen in einen Zustand verwandelt (durch ihre Objektivation die Natur zur Natur und die Geschichte zur Geschichte gemacht).
Der Faschismus war die erste Form der Privatisierung des Staates (der Barock als die Epoche der Privatisierung der Herrschaft war sein Vorläufer).
Ist nicht die Theorie der Schwarzen Löcher eine Weiterbildung, Radikalisierung und Widerlegung der Kant-Laplaceschen Theorie?
In welcher Beziehung stehen die Schwarzen Löcher zum Urknall? Verhalten sie sich nicht invers zueinander? Sie unterscheiden sich durch ihre Beziehung zur Zeit: Während der Urknall in einer kurzen, explosiven Bewegung abläuft, bezeichnet das Schwarze Loch einen Dauerprozeß. Die Frage, was vor dem Urknall war, ist ebenso sinnlos wie die, was im Innern des Schwarzen Lochs sich abspielt. Wie verhalten sich Urknall und Schwarzes Loch zur Entropie?
Schöpfung und Weltuntergang: Sind nicht die Banken für die Wirtschaft (als Kreditgeber) der Urknall, für die Länder der Dritten Welt (als Gläubiger) das Schwarze Loch?
Der Urknall ist kein Anfang, er setzt das, was er hervorbringt, schon voraus, während das Schwarze Loch nur soweit besteht, wie es seine eigenen Voraussetzungen aufzehrt.
29.11.95
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