29.3.96

Seit ich begriffen habe, daß ich als Christ auch mit dem Martyrium rechnen muß, habe ich die Theodizee nicht mehr verstanden. Ist nicht die Theodizee ein Thema der Täter, die aus den Verstrickungen ihres Selbstmitleids nicht mehr herauskommen, während sie gegen die Leiden ihrer Opfer empfindungslos geworden sind?
Ochs und Esel: Die Verschiebung des Leids ist die Kehrseite der Schuldverschiebung.
Hängt die Beziehung der einen Kirche zu den sieben Kirchen in der Apokalypse (Off 2/3) mit der Beziehung des einen unreinen Geistes, der in die Wüste geht, mit den sieben unreinen Geistern, mit denen er in sein Haus zurückkehrt (Mt 1243f, vgl. 2 Pt 220), zusammen? Und die letzten Dinge dieses Menschen werden ärger sein als die ersten: Ist dies der Mensch, auf den sich die Zahl 666 (Off 1318) bezieht?
Heißt Evangelium „gute“ oder „frohe Botschaft“? Und sind nicht beide Bedeutungen ambivalent? Die gute Botschaft ist auf das partikulare Eigeninteresse der Einzelnen bezogen, die frohe Botschaft auf das einer Gemeinschaft, der einer angehört (auf das Kollektiv der Lacher). Gibt es nicht gute Botschaften, die von dem Schmerz und der Verzweiflung der Beraubten leben, und gibt es nicht frohe Botschaften, die die Barmherzigkeit durch Lachen über das Schicksal der Unterlegenen revozieren?
Ist nicht der Stern der Erlösung schon ein christliches Buch, auch wenn die Christen bis heute darin sich nicht wiedererkannt haben?


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