Rührt nicht die Trennung der Zeugung von den Toledot und ihre Hereinnahme in die Trinitätslehre an den Grund der Sexualmoral und der kirchlichen Frauenverachtung zugleich? Wie hängt das „Zeugen“ in der Trinitätslehre mit deren desensibilierenden Wirkung zusammen, mit der Zerstörung der Barmherzigkeit?
Ist Tamar, die sich von Juda den Siegel, die Schnur und den Stab geben läßt (und deren Name in einer Spiegelgeschichte bei David wiederkehrt), die Kirche? (Was bedeutet die Schnur?) Vgl. hierzu, die Vorgeschichte (Einschub in die Josephs-Geschichte: Juda zieht, nachdem seine Brüder den Joseph an die Ismaeliter verkauft haben, von seinen Brüdern weg, heiratet eine Kanaaniterin …; erst danach beginnt die Geschichte Josephs in Ägypten). Wer ist der dritte Sohn Judas (Sela)? Rahab (deren Name auch der des Meeresungeheuers ist) kommt in der nachfolgenden fünften Generation in die Geschichte herein, Ruth in der sechsten. Alle vier Frauen haben mit der Juda/David-Geschichte zu tun. – Haben Jakob/Alphäus und Judas/Thaddäus etwas mit dieser Geschichte zu tun?
Theologie im Angesicht Gottes hat nicht mehr Gott zum Gegenstand, sondern die Welt, die sie im Lichte seines Angesichts erkennt.
Klara Butting vergleicht den Harem des Königs, das Frauenhaus, in dem die Mädchen „eingesammelt“ werden, mit den Getreidelagern, in denen Josef das Getreide einsammeln läßt (vgl. Est 23 und Gen 4134-37, Die Buchstaben …, S. 67).
Sexismus und Antisemitismus: Waschti weigerte sich, sich vor den Augen aller ausstellen zu lassen; Mordechai weigerte sich, vor Haman das Knie zu beugen (Est 112 und 32).
Glaube ohne Hoffnung und Liebe: Der Vertrauens-Slogan der Deutschen Bank ist einseitig; er gilt als Aufforderung an potentielle Kunden, der Bank Vertrauen zu schenken, er gilt nicht für die Beziehung der Bank zu potentiellen Kunden (hier gibt es die Schufa). Sein Modell sind die das Vertrauen ihrer Kinder einfordernde Autorität der Eltern oder das Vertrauen des Bürgers in den Staat. Der Begriff des Vertrauens ist theologischen Ursprungs: begründet wäre er allein als Ausdruck der Beziehung des Menschen zu Gott. So liegt er dem Begriff des Glaubens zugrunde, der ihn durch Universalisierung ins Eindimensionale verfälscht und für Autoritäts- und Reklamezwecke verfügbar macht, z.B. für die Werbung der Deutschen Bank, die, wenn sie Vertrauen sagt, eigentlich Glauben meint. Es ist die gleiche Einseitigkeit, die den Monolog, die Predigt, die Vorlesung, die Medien, das Radio, das Fernsehen, das Gesetz, die Verwaltung, die Wissenschaft und das Gerede: die m.e.W. jegliche Form der intentio recta und mit ihr jede Objektbeziehung charakterisiert (die deshalb als Grundform der Herrschaftsbeziehung sich erweist). Diese Einseitigkeit trennt den Objektivierungsprozeß (und das Reich der Erscheinungen, das er begründet und in dem er sich bewegt) von der Wahrheit. Sie selber gründet in den subjektiven Formen der Anschauung (auf die das biblische Kelchsymbol sich bezieht).
29.8.1995
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