30.01.93

Im Koran, 2. Sure, Vers 143ff, findet sich das islamische Projekt des Angesichts: Allah gehört Ost und West. Er leitet auf den rechten Weg, wen er will. Wir haben euch zu Mittlern unter den Völkern erhoben, damit ihr Wächter unter den Menschen seid; der Prophet aber wird euer Zeuge sein. Die Gebetsrichtung euerer Augen haben wir deshalb geändert, damit man zwischen denen, die dem Propheten folgen, und denen, die ihm den Rücken wenden, unterscheiden kann. … Wir haben gesehen, daß du dein Gesicht zum Himmel emporhobst; nun haben wir ihm die Richtung nach einem Ort gegeben, der wohl gefällt. Wende dein Angesicht nach Al-Haram; wo immer du auch weilen mögest: Nur in der Kibla richte dein Gesicht.
Im Christentum wird nur die Sünde wider den Heiligen Geist weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben, und dem Petrus wird ohne Fluchandrohung angekündigt, er werde den Herrn, noch bevor der Hahn kräht, dreimal verleugnen. Nach der 2. Sure, Vers 162f hingegen trifft die, „welche leugen und als ungläubige Leugner sterben, … Allahs Fluch und der Fluch aller Engel und der aller Menschen. Ewig wird dieser Fluch auf ihnen lasten, ihre Strafe wird nicht geändert, und nimmer werden sie Schutz finden.“ Hier steht der passive Glaube unter Schutz und Strafandrohung, während im Christentum allein die Verweigerung des prophetisch-parakletischen Denkens und Handelns die Strafandrohung auf sich zieht, und dabei noch offenbleibt, ob diese Strafe nicht schon eine rationales Sinnesimplikat der Weigerung selber ist.
Die Dinge beim Namen nennen, das heißt im Deutschen, dem andern die Wahrheit ins Gesicht sagen: seine Schuld beim Namen nennen, sie nicht verschweigen.
Wie heißt dieses „dein Wille geschehe“: fiat voluntas tua sicut in coelo et in terra, im Griechischen? (genäthäto to theläma sou – Mt 610; von ginomai: werde geboren, entstehe; komme zustande, geschehe, werde erfüllt, getan gehalten, gefeiert) Schließt das genäthäto, im Gegensatz zum Fiat nicht unser Tun mit ein, ist es nicht mehr als ein bloßes „Geschehen“? Und reicht das nicht zurück auch in den Sinn des Schöpfungsberichts, in das „Fiat“ der Genesis? Und ist das Telos dieses „Fiat“ nicht das Lösen (die Schöpfung durchs Wort ein Befreien)?
Zu den drei Gestalten des Bösen:
– der Satan wird wohl am deutlichsten bei Hiob beschrieben: als Ankläger;
– der Teufel (diabolos) steckt in der Sprachverwirrung von Babylon (auch im Namen Babylon selber?) und im Taumelkelch der Propheten;
– und die Dämonen: stecken sie nicht in den Götzen und dann in den Besessenen des Evangeliums, den „unreinen Geistern“?


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie